Am 2. August in Homburg ein leichter Erdstoss. (P. in Mém.
Ac. de Dijon.)
Am 25. Oktober wurden in Épinal mehrere leichte Erdstösse
wahrgenommen, durch welche in den oberen Stockwerken der Häuser
Möbel verrückt wurden. (B erher, Ann. d’émulation 1853.) Die Erschütterungen
sollen mit gleichzeitigen heftigeren in der Schweiz zusammengefallen
sein, doch finde ich darüber weder bei Volger noch
bei P errey eine Angabe.
1 8 5 3 .
Am 21. Mai 9 h. 43 m. a. zwei ziemlich starke Erdstösse in
Müllheim im Breisgau. (P. in Mém. Ac. de Dijon.)
1 8 5 5 .
Am 2 5 . Juli ereignete sich das bekannte Walliser Erdbeben,
das heftigste, welches in dem letzten Jahrhundert das mittlere
Europa betroffen hat. Dasselbe ist am eingehendsten untersucht von
V olger in dem 3 . Band seiner „Untersuchungen über das Phänomen
der Erdbeben in der Schweiz“. Weitere Beschreibungen lieferten
N öggeratji („Die Erdbeben im Vispthale.“ Separatabdruck aus der
Kölnischen Zeitung), P errey (Bull, de l’Ac. roy. de Belgique 2 . sér.
t. I . 1 8 5 7 ) und B o u r lo t , der für das Eisass eine Reihe wprthvoller
Ergänzungen zu der VOLGER’schen Arbeit liefert. Ferner sind eine
grosse Anzahl von Originalberichten in den Comptes rendus de l’Académie
des sciences t. XLI. 1 8 5 1 (p. 2 0 1 — 2 1 5 , p . 3 1 8 — 3 2 1 , p . 9 5 2
EBiöd) zusammengestellt, von denen sich verschiedene auch auf
Elsass-Lothringen beziehen.
Das Epicentrum des Erdbebens lag im Vispthal in Ober-Wallis,
und zwar wahrscheinlich zwischen den Ortschaften St. Nikolaus und
Stalden, da in ersterem Orte die Bewegung als eine von N". nach
S., in Stalden dagegen und den nördlich davon gelegenen Ortschaften
des Thaies als eine von S. nach N. fortschreitende ziemlich allgemein
angegeben wird. (Volger.) Der erste vernichtende Schlag erfolgte
im Vispthale am 25. Juli etwa 12 h. 50 m. p. Er traf die Bewohner
ganz unvorbereitet, da keinerlei Anzeichen das Herannahen der Katastrophe
hatten ahnen lassen. Es war ein sehr. heftiger vertikaler
Stoss, dem das Wogen des Erdbodens erst nachfolgte und von einem
starken donnerähnlichen Getöse begleitet. Seine Wirkung war eine
furchtbare. Die Ortschaften St. Nikolaus, Grächen, Stalden, Ttirbel,
Visp-Termin und Visp wurden in Trümmerhaufen verwandelt. Die steinernen
Gebäude stürzten fast sämmtlich ein oder wurden wenigstens
so stark beschädigt, dass sie unbewohnbar wurden. In den Kirchen
brachen fast überall die Gewölbe zusammen, von einigen stürzten
auch die Thürme ein, während dieselben bei anderen stehen blieben ;
bei zweien derselben wurde der obere Theil gegen den unteren verschoben.
Aber auch viele hölzerne Häuser brachen ganz zusammen
oder erlitten erhebliche Beschädigungen. Dagegen blieben auffallenderweise
fast alle Brücken ziemlich unversehrt. Steinlawinen und
grössere Felsblöcke stürzten in Mengen von den Bergen und richteten
; noch weitere Verwüstungen an. Viele Menschen erlitten schwere
¡Verletzungen, doch kamen, wie durch ein Wunder, alle mit dem
Leben davon. Viele Wasserläufe wurden verlegt, zahlreiche Quellen
I versiegten ganz, während an anderen Stellen neue Quellen sich
bildeten -(V.; C. R.) Auch verschiedene dauernde Veränderungen
| rief das Erdbeben hervor. So senkte sich namentlich der Boden am
I Grunde des Thaies unter das Niveau der Rhone herab und das bisher
fruchtbare Land verwandelte sich in Folge dessen allmählich in
[Morast. (C o llom b in C. R.) Dem ersten Stosse folgten noch einige
! schwächere, doch übten dieselben keine zerstörende Wirkung mehr
[ aus, ausser dass sie einige der schon durch den Hauptstoss stark
[beschädigten Gebäude gänzlich in Trümmer warfen. (V.)
In den übrigen Theilen von Wallis trat das Erdbeben mit sehr
wechselnder Stärke auf. Während es im eigentlichen Hochgebirge,
in Zermatt, Herbriggen, der ganzen Umgebung des Monte Rosa und
Matterhorn und am Simplon nur schwach verspürt wurde, trat es
; in den niedriger gelegenen Gebieten und namentlich im Rhone-Thal
noch mit grösser Heftigkeit auf. Besonders stark erschüttert wurden
Brieg, das auch schon früher von Erdbeben öfter heimgesucht war,
Ausserberg und die Ortschaften im Anzaska-Thal. Hier übte das
¡Erdbeben noch zahlreiche zerstörende Wirkungen an Gebäuden aus.
Nirgends ausserhalb des Vispthal wurde die Bewegung aber noch
: als vertikaler Stoss, sondern überall als wellenförmige empfunden,
deren Richtung meist derjenigen der Thäler folgte. Auch ging an
den meisten Orten die Schallerscheinung dem Stosse voraus. (V.)
Die weitere Verbreitung des Erdbebens ist aus der von Volger
entworfenen Karte leicht zu übersehen. Es zeigt sich dabei, dass
das Erdbeben sich am weitesten nach NO., N. und NW., am wenigsten
weit nach S. und SO. ausbreitete. In den letzteren Richtungen
sind Genua, Parma und Mantua die äussersten noch von demselben
betroffenen Orte, dagegen wurde das Erdbeben fast in der ganzen
Schweiz und zwar meist recht lebhaft empfunden, ferner in grossen
Theilen von Bayern, fast überall in Württemberg, Baden, dem Eisass,
selbst in der Pfalz, Hessen, Lothringen, und den südlichsten Theilen
der Rheinprovinz, endlich in den meisten Departements des südöstlichen
Frankreich bis nach Clermont-Ferrand und Paris hin. Für
die Einzelheiten verweisen wir auf die angeführten Arbeiten und
beschränken uns darauf, die Wirkungen des Erdbebens in der oberrheinischen
Tiefebene und ihren Randgebirgen und in Lothringen
zu schildern.
In Basel wurden wenige Minuten vor 1 h. p. ein oder nach
anderen zwei heftige Stösse in der Richtung SN. empfunden, die
von einem rollenden Getöse begleitet waren und die Bevölkerung
in heftigen Schrecken versetzten. In verschiedenen Häusern, namentlich
in den oberen Stockwerken erzitterten die Möbel stark, fielen
Bilder und Spiegel von den Wänden, blieben Uhren stehen. Die
Thürme des Münsters schwankten hin und her und die Glocken im
Münster und am St. Martinsthurm schlugen 8—* 10 Mal an. Viele