
 
        
         
		Diese  Fähigkeit  wird  vor  allem  durch  die  chemische  Zusammensetzung  
 des  Bodens,  seine  Dichtigkeit,  seinen  Fein-  und  
 Wassergehalt,  und  durch  das  Vorkommen  von  Steinen  im  Boden  
 bestimmtx. 
 Die  monatlichen  Schwankungen  der  Temperaturen  um  8h  und  
 2h  waren  bei  Hagenau  und  Melkerei  tiefgehender  wie  bei Neumath,  
 dann  im  Feldboden  tiefer  und  stärker  wie  im  Waldboden. 
 Der  Boden  von  Hagenau  (cf.  p.  187)  ist  ein  Kiesboden  mit  
 Thonunterlage,  der  von  Neumath  verwitterter  Muschelkalk  und  der  
 von  Melkerei  ein  Verwitterungsprodukt  von  feldspathreichem Granit.  
 Ch.  Andre  und  J.  R aulin2  haben  die  Leitungsfähigkeit  des  Bodens  
 der  Reihe  nach,  wie  folgt,  experimentell  bestimmt:  Sand,  Thon,  
 Kalk,  Torf.  Diese Folge  ist  dieselbe  der  in Frage  stehenden Böden:  
 Hagenau,  Melkerei,  Neumath.  E bermayer3  und  L e s s 4  stellten  eine  
 ähnliche  Wärmeleitungsreihe  auf. 
 2,  Je  grobkörniger  der  Boden  ist,  um  so  wärmer  ist  er  bis  zu 
 einer  gewissen  Grenze  während  der  wärmeren  Jahreszeit. 
 Nach  W ollny5  ist  die  Structur  des  Bodens  entweder  „Einzel-  
 kornstructur“  oder  „Krümmelstructur“.  Je  nachdem  die  eine  oder  
 die  andere  vorherrscht,  werden  die  Feuchtigkeits-  und  Temperaturverhältnisse  
 des  Bodens  verschieden  sein.  Ist  das  Korn  sehr  grob,  
 so  wird  der  Boden  zur  wärmeren  Jahreszeit  besonders  warm;  je  
 feiner  andererseits  die  Bodentheilchen  sind,  um  so  weniger  intensiv  
 wird  sich  der  Boden  erwärmen  können.  Denn  in  diesem  Falle  
 ist  er  im  Stande,  grössere  Wassermengen  dauernd  aufzunehmen,  
 durch  deren  Verdunstung  ein  grösserer  Wärme verbrauch  eingeleitet  
 wird. 
 Der  Boden  von  Melkerei  ist  äusserst  grobkörnig.  In  den  
 Sommermonaten  fanden  wir  hier  eine  relativ  stärkere  Erwärmung  
 wie  bei  Hagenau,  dessen  Bodentheilchen  eine  sehr  feine  Structur  
 zeigen.  Der  Waldboden  endlich  ist  bei  jeder  Structur  durchweg  
 kühler  als  der  Feldboden. 
 Z u r  F r ü h j a h r s z e i t   wir d   das  Erwä rme n   und   Auf-   
 t h a u e n   ei n es  Bodens mi t  g r ö s s e r e n  Th e i l c h e n  s ch ne l l e r   
 vor   sich  gehen.   Wir  fanden  (p.  201  u.  206) für  die Zunahmen  der  
 Temperatur  der  Oberfläche  von  Monat  zu  Monat: 
 1  L i t t r o w ,   Ueber  die relative Wärmeleitungsfähigkeit verschiedener Bodenarten  
 und  den  betreffenden  Einfluss  des  Wassers.  Sitzungsber.  d.  k,  Akad.  d.  
 Wissensch.  II.  Wien  1875.  P o t t ,   1.  c.  in  B i e d e rm a n n ,   Agriculturchemie.  XII.  
 1877.  p.  82. 
 2  Comptes  rendus.  1891.  2.  No.  4.  p.  256. 
 3  E b e rm a y e r ,   Ueber  das  Verhältniss  verschiedener  Bodenarten  gegen  
 Wärme  und  über  den Einfluss  der Meereshöhe  etc.  in W o l l n y ,   Agriculturphysik.  
 14.  1891.  p.  195—253. 
 4  L e s s ,   Ueber  die  Wärmeleitungsfähigkeit  schlechtleitender  Körper,  insbesondere  
 der  Gesteine.  Inauguraldissertation.  Berlin  1878. 
 3  W o l l n y ,   Untersuchungen  ü b e r   den  Einfluss  der  Structur  des  Bodens  
 auf  dessen  Feuchtigkeits-  und  Temperaturverhältnisse.  Agriculturphysik.  V. 
 1882.  p.  145-209. 
 Station 
 Feldboden Waldboden 
 m - i v r v - v IH—IV IV—V 
 H ag en au ..................... 6,0° 6,1° 4,4° 4,3° 
 Neumath..................... 5,5 6,0 4,6 3,7 
 Me lkerei..................... 4,6 7,0 3,5 4,2 
 Diese  Zahlen  bestätigen  das  Gesagte. 
 3.  Der  festere  Boden  leitet  die  Wärme  besser  als  der  lockerex.  
 Durch Auflockern  der Oberfläche  vermindern sich  die Temperaturschwankungen  
 des Bodens während der wärmeren Jahreszeit2.  
 Wir  erkennen  aus  Tabelle  1,  2,  3,  dass  der  tiefgründige  und 
 frische  Boden  von  Neumath  die  Wärme  besser  nach  den  tieferen  
 Schichten  leitet,  wie  der  lockere  von Melkerei;  aber  auch,  dass  die  
 Schwankungen  der  Temperatur  v.on  Melkerei  weniger  stark  sind,  
 wie  die  der  anderen  Stationen.  Während  der  wärmeren  Jahreszeit  
 wird  der  feste  Boden  wärmer,  in  der  kälteren  dagegen  auch  kälter  
 als  der  lockere.  Das  Leitungsvermögen  im  dichteren Boden  ist  also  
 grösser,  als  im  lockeren,  wie  W ol lny3  an  anderer  Stelle  übrigens  
 schon  nachgewiesen  hat.  Wir  sehen  diesen  Satz  in dem Unterschied  
 des  Feld-  und Waldbodens  bestätigt.  Der Feldboden  ist  im Sommer  
 wärmer,  im  Winter  kälter  wie  der  Waldboden. 
 4.  Die  schnellere  Erwärmung  und  Abkühlung  des  Bodens  hängt  
 von  dessen Absorptionsvermögen  und Emissionsvermögen 4,  dann  
 auch  von  seiner  specifischen  Wärme  ab. 
 Ein  Boden  wird  sich  um  so  schneller  erwärmen,  je  grösser  
 seine  Absorptionsfähigkeit,  je  geringer  seine  specifische  Wärme  und  
 je  besser  die  Leitungsfähigkeit  ist;  er  kühlt  sich  um  so  langsamer  
 ab,  je  geringer  sein  Emissionsvermögen,  je  grösser  seine  specifische  
 Wärme  und  je  schlechter  seine  Leitungsfähigkeit  ist. 
 Nach Liebenberg 5 beeinflusst besonders  der Wasser-  und Humusgehalt  
 die  specifische Wärme  des Bodens  und  schützt  denselben vor  
 schneller  Abkühlung.  Vor  allen  ist  die  obere  Bodenschicht  von  den  
 Witterungsverhältnissen  abhängig  und  daher  den  grössten  Schwankungen  
 im  Wassergehalte  ausgesetzt6.  Der  Einfluss  des  Wassers  
 ist  leicht  einzusehen,  wenn  man  bedenkt,  dass  dessen  specifische 
 1  H a b e r l a n d   und P o t t ,   B i e d e rm a n n ,   Centralblatt.  6 .  Jahrg.  1 8 7 7 .  1 1 .  Bd.  
 p.  3 2 8 ;   1 2 .  Bd.  p.  11. 
 2  W o l l n y ,   Untersuchungen  über  die  Temperatur  des Bodens  im  dichteren  
 und  im  lockeren  Zustande.  Agriculturphysik.  2 .  Bd.  2 .  Heft.  p.  1 3 3— 1 6 2 .  1 8 7 8 . 
 8  W o l l n y ,   1.  c.  p .  1 5 4 . 
 4  J. v a n  B em m e le n ,  Das Absorptionsvermögen  der Ackererde.  Landwirthsch. 
 Versuchsstationen.  1 8 7 7 .  2 1 .  Bd.  p .  1 3 5—1 9 1 . 
 6  v.  L i e b e n b e r g  ,  Untersuchungen  über  Bodenwärme.  Berichte  aus  dem  
 physiol.  Laboratorium  und  der  Versuchsanstalt  des  landwirthschaftl.  Instituts  
 der  Universität  Halle.  Herausgegeben  von  Prof.  K ü h n .   2.  Heft.  p .  1— 4 0 . 
 6  F r .   H o fm a n n ,   Grundwasser  und  Bodenfeuchtigkeit.  Chemisches Centralblatt. 
   XV.  No.  8 .  p.  1 4 3 .