an dem mächtigsten Strom Deutschlands in einer besonders lehrreichen,
charakteristischen und wichtigen Stelle seines Laufs, welche
der technischen wie der wissenschaftlichen Behandlung gleich interessante
Probleme vorlegt.
Aber sofort ergibt sich, dass weder Eisass noch Lothringen
allein für sich betrachtet werden können; ist eine solche Isolirung
bei keinem Theil der Erdrinde möglich, so ist sie doch ganz besonders
unmöglich bei dem Lande, von welchem wir hier reden. Vom Ostabhang
der Vogesen lässt sich der französische Westflügel des Gebirgs
wissenschaftlich unmöglich abtrennen; zum westlichen, südlichen
Theil der Rheinebene gehört der östliche, der nördliche; zu den
Vogesen ihr Parallelgebirge, der östliche Theil des einst einheitlichen
oberrheinischen Horstes, der Schwarzwald; der Jura setzt sich fort
nach der Schweiz, nach Frankreich und Deutschland; der Sundgau
ist ein Theil der Belforter Senke; und von Süden her sind weithin
im Lande die Alpen sichtbar, welche, wie uns gleich die erste der
folgenden Abhandlungen zeigen wird, auch für unser Gebiet von
eingreifender Bedeutung sind; sowie endlich auch von der nördlichen
Umwallung der Ebene her manche Einflüsse sich geltend
machen. Wollen wir also die Reichslande geographisch erforschen,
so müssen wir unsere Blicke oft weit über ihre Grenzen hinausschweifen
lassen, zumeist nach Westen, Osten, Süden hin; ist doch
unser Gebiet gerade dadurch ausgezeichnet, dass es — neben aller
Selbständigkeit — den Uebergang namentlich von Ost zu West bildet.
Selbstverständlich lässt sich auch die Natur der angrenzenden Länder
nicht völlig abschliessend erkennen ohne wirklich eingehende Kennt-
niss der Reichslande.
Im vorliegenden Heft sind die Erdbeben unseres Gebietes sowie
einige Punkte der Seenfrage besprochen, welche letztere aber nur
zum Theil hydrographischer Natur sind. Die Erdbeben waren noch
nie selbständig und erschöpfend behandelt und zeigte die einschlagende
Literatur hier eine recht empfindliche Lücke. Daher war es mir
eine grosse Freude, als Dr. L angenbeck auf meine Bitte diess wichtige
Thema zu behandeln übernahm, und es springt in die Augen, dass
seine Arbeit wichtige Resultate ergeben hat. Ganz abgesehen von
der kritischen und erschöpfenden Zusammenstellung des zerstreuten
Materials von den ältest-zugänglichen bis auf unsere Zeiten ist zunächst
die genaue Darlegung und Erklärung der seismischen Thätig-
keit der Ebene, der angrenzenden Gebirge, die historisch erschöpfende
Aufdeckung deutlicher Einflüsse der Gegenden im Norden und Süden,
sowie endlich der Nachweis mehrerer Erdbebencentren, die alle an
sehr charakteristischer Stelle gelegen sind, von grösser Bedeutung.
Da die Erdbebenverhältnisse Hessens, Badens, der Schweiz durch
fortwährende Beobachtung bekannt sind, so können wir uns durch
L angenbeck’s Arbeit ein Bild der seismischen Zustände ganz Südwestdeutschlands
machen, welches Gebiet auch für diesen Zweig der
Forschung durch seine vermittelnde Lage von Wichtigkeit ist. Auch
auf Westfrankreich fällt von hier aus manches Licht.
Die Beiträge zur Erforschung der Vogesenseen, die man
Dr. H erge se l l , Dr. L angenbeck und Dr. R udolph verdankt, bieten
Neues namentlich in Beziehung auf die Entstehung der Seen, ferner
durch den Nachweis und die Aufzählung wohl aller Trockenseen der
Vogesen und endlich durch die Darlegung der Temperaturverhältnisse
des Seewassers, wie sich dieselben nach den Reihenuntersuchungen
herausstellten, welche am Weissen See über ein Jahr lang angestellt
wurden. Auf die Trockenseen des Gebirges habe ich wohl zuerst
hingewiesen (Verhandl. des IV. Geographentags zu München 1884,
S. 120 f.) und wenn sie mir damals auch aus einem Grunde besonders
wichtig erschienen, den die vorliegende Untersuchung durchaus nicht
bestätigt hat — ich glaubte in ihnen Zeugen früherer grösserer Niederschlagsmengen
sehen zu sollen — so ist ihre Erforschung nach anderen
Seiten von desto grösserer Wichtigkeit, wie ihre Zahl und ganz besonders
auch ihre geographische Verbreitung beweist. Auch auf die
hier zum erstenmal veröffentlichten Tiefseekarten der Seen (Taf. II
und III) muss hingewiesen werden. Weitere Untersuchungen dieser
interessanten Wasserbecken hoffe ich später noch veröffentlichen zu
können.
Die Verlagshandlung hat sich die Herstellung des Heftes und
der dasselbe begleitenden Tafeln mit gewohnter Sorgfalt angelegen
sein lassen; es sei ihr dafür lebhafter Dank ausgesprochen.
Der Herausgeber.