Strecken bedeckt, wird stets das Wasser gleichmässiger zurückgehalten
1:
Genauere Beobachtungsreihen über die Sc hwa n k u n g e n des
Gr u n dwa s s e r s t a n d e s stehen mir nicht zur Verfügung. Es ist
aber unbedingt nöthig, dass dessen Bewegungen gleichzeitig mit der
Bodentemperatur beobachtet werden, denn die Wärmevertheilung in
den Schichten, wo abwechselnd Grundwasser vorhanden ist oder
nicht, hängt zu sehr von diesem Factor ab.
VII. Schluss.
Im Laufe unserer Abhandlung wurde an verschiedenen Stellen
betont, dass für die Beobachtung und Bearbeitung der Bodentemperaturen
nicht der mathematisch-physikalische Standpunkt, wohl aber
der geophysikalische der maassgebende sein muss. Dieser zeichnet
Beobachtung und Bearbeitung bestimmte Ziele vor. Die Vergleichbarkeit
der Beobachtungen an allen Erdorten ist der wichtigsten eines.
Für unsere drei Stationen war eine solche durchführbar, denn Beobachtung
und Verarbeitung erfolgten nach einheitlichen Principien.
Die Messungen an den forstlich-meteorologischen Stationen in
Preussen, Sachsen u. s. w. erfolgen überall im gleichen Sinne, doch
liegen Bearbeitungen derselben nur ganz vereinzelt vor. Wir waren
daher nicht im Stande ein grösseres Vergleichsmaterial heranzuziehen.
Aber erst durch den Vergleich der in einem engmaschigen Netze
meteorologischer Stationen unter denselben Voraussetzungen gewonnenen
Werthe werden wir befähigt sämmtliche, meteorologische
Vorgänge im Erdboden zu erkennen und auf ihre Ursachen zurückzuführen.
Es sollten daher die Beobachtungen durchgängig in einheitlicher
Weise ausgeführt werden. Unbedingt nothwendig ist, dass
die Thermometeraufstellung überall dieselbe sei. Auf dem internationalen
Meteorologencongress in Wien im Jahre 1873 wurde die
Frage2: „Welche Apparate sind zur Beobachtung der Bodentemperaturen
vorzuziehen?“ dahin beantwortet3, „dass die LAMONi’sche
Methode mit der Anwendung einer hölzernen Röhre zuverlässigere
Resultate giebt, als die Thermometer mit langen Röhren, die über
den Boden hinausreichen.“
Mehrere europäische meteorologische Observatorien ersten
Ranges, darunter auch die im April 1891 eingegangene Station
1 S o y k a , Die Schwankungen des Grundwassers in P e n c k , Geogr. Abhandlungen.
II. 1887. Wien 1888. p. 413. W o l l n y , Der Einfluss der atmosphärischen
Niederschläge auf die Grundwasserstände im Boden. 1891. Bd. 14. p. 335.
K in g , Ueber die Bewegung des Wassers im Boden: Sixth annual report of the
Agric. Experiment Station of the University of Wisconsin. Madison 1889.
p. 189. B i e d e rm . 1. c. 19. 1890. p. 505.
2 B e r i c h t ü b e r die V e r h a n d l u n g e n des Internationalen Meteoro-
logencongresses zu Wien. Wien 1873. p. 38.
3 1. c. p. 27.
Königsberg1, besitzen noch durchgehende Thermometer. Es wäre
ungemein wünschenswerth, wenn allenthalben dieselben durch neue
LAMONT’sche ersetzt würden. Ich betone dies aus dem Grunde, weil
die zur Zeit wichtigste Frage in der Behandlung der Bodentemperaturen
über die verticale Vertheilung der Wärme im Erdboden innig
damit zusammenhängt. B ruhns2 hat nämlich nachgewiesen, dass
die Ablesungen an durchgehenden und kurzen Thermometern beträchtliche
Unterschiede aufweisen. Die durchgehenden Thermometer
ergeben im Winter niedrigere, im Sommer höhere Temperaturen als
die kurzen in denselben Tiefen; es sind daher die Jahresamplituden
nach den durchgehenden Thermometern grösser als nach den kurzen 3.
Wenn es sich nun darum handelt zu entscheiden, ob die Temperatur
mit wachsender Tiefe zunimmt oder abnimmt, und in welchem
Betrage, so ist bei den sehr kleinen hier betrachteten Differenzen
die Art des Thermometers von grösser Wichtigkeit. Denn die Unterschiede
der mittleren Jahrestemperaturen in verschiedenen Tiefen
sind nicht gross; es kann daher die Aufstellung und Art der Thermometer
die Temperaturunterschiede in verticaler Richtung nicht allein
verdecken, sondern geradezu umkehren. Und in der That! An einer
Reihe von Orten sind Zunahmen, an einer anderen Ahnahmen der
Temperatur mit wachsender Tiefe gefunden worden.
Unsere Thermometer waren kurze. Es wurde gefunden: Mit
zunehmender Tiefe nehmen die Mittelwerthe der Bodentemperatur
ab, im Feldboden mehr wie im Waldboden, und zwar um so stärker,
je höher über dem Meeresspiegel der Boden gelegen ist. L ey st4
hat für Nukuss gleicherweise eine Abnahme der Temperatur ermittelt
und diese aus den Niederschlagsverhältnissen erklärt.
Wir haben in eben angeführtem Satze schon ein unterschiedliches
Verhalten des Feld- und Waldbodens erkannt. In vorstehender
Abhandlung wurden die Temperaturverhältnisse des Feld- und Waldbodens
einer und derselben Gegend eingehend verglichen. Es ergaben
sich noch andere bemerkenswerthe Unterschiede in dem Verhalten
beider Böden. • Wir wollen daher auf Grund der Einzelresultate
die Hauptergebnisse unserer Arbeit kurz zusammenfassen.
Die Vertheilung der Temperatur in der Bodenkrume ist von
der geographischen Breite, der Erhebung über den Meeresspiegel
und von der Wärmeleitungsfähigkeit des Bodens abhängig. Letztere
■ist eine Function der geognostischen Bodenbeschaffenheit und be1
cf. G ü n t h e r , „Lehrbuch der Geophysik“ I. Stuttgart 1884. p. 301. „Eine
der wichtigsten Stationen ist die zu Königsberg i. Pr. von D o r n eingerichtete
und von ihm in einer eigenen Monographie beschriebene.“ ' cf. auch: L e y s t ,
Untersuchungen über die Bodentemperatur in Königsberg i. Pr. 1. c. p. 67.
2 cf. Anhang zum Bericht über die Verhandlungen des internationalen
Meteorologencongresses zu.Wien 1873. No. X. p. 105—109. B r u h n s : Ueber die
Beobachtung der Erdbodentemperaturen. .
8 In der Tiefe von 3 m, wo die Jahresamplitude nur 8° bis 9° beträgt,
wird deren Betrag durch die Art der Aufstellung um 35 °/0 geändert; cf. B r u h n s
1. c. p. 4.
4 L e y s t , 1. c. p. 307.