des Warzenschweines rege gemacht. Wir finden nämlich, dafs die drei
vorderen Backenzähne eben so gestaltet sind und eben so ernährt werden,
wie alle andere mit Schmelz, Körpern und wahren Wurzeln versehene Zähne.
Wir vermuthen ferner, dafs in diesen vorderen Backenzähnen, sobald sie vollkommen
ausgebildet sind, (ob ein Zahnwechsel bei denselben statt habe,
können wir nicht angeben, indem wir für unsere Untersuchung kein Exemplar
besitzen, durch welches man offenbar auf Zahnwechsel zu schliefsen
berechtigt wäre) das ernährende Organ (der Bulbus) absterbe, sie also nicht
mehr ernährt werden, und glauben, dafs dieser Umstand als die Ursache gelten
müfse, warum sich die Alveolen immer mehr mitKnochenmasse ausfüHen
und den in ihnen enthaltenen Zahn auflockern und ausstofsen, welcher selbst
durch Aufsaugung und das Zerreiben der harten Nahrungsstoffe (Wurzeln)
allmählig um mehr als die Hälfte im hohen Alter vermindert ist. Die drei
vorderen Backenzähne sind also ihrem Baue und ihren Verrichtungen ge-
mäfs dem Absterben und Ausfallen eben so unterworfen, als alle ähnliche
Zähne bei allen andern alternden Thieren. Ganz anders verhält es sich mit
dem vierten, dem gröfsten und hintersten der Backenzähne. Dieser ist wie
schon Fr. Cuvier bemerkt hat,*) ein zusammengesetzter Zahn (dent
composé) und mit den Backenzähnen des Elephanten gleich zu stellen. Er
besteht aus drei neben einander geschichteten Reihen von wohl verbundenen
Röhren, welche beinahe zwei Zoll lang sind. An der äufseren Seite zählen wir
deren neun, an der innern acht und in der Mitte sieben (bei einem alten Individuum,
bei einigen sind mehrere mittlere Röhren doppelt,) welche selbst auf
der Schmelzfläche durch ihre länglich runden Kerne unterscheidbar sind.
Eine jede Röhre, selbst die vorderste oder zuerst gebildete, ist hohl in den
unteren zwei Drittheilen, nach der Schmelzfläche zu geschlossen und in allen
Höhlen befindet sich der Bulbus, (bulbe nach Fr. Cuvier) der für die fortwährende
Ernährung der einzelnen Röhre bestimmt ist und welchen wir an den
aufgeweichten Schädeln deutlich erkannt zu haben glauben. Alle Röhren
des Zahnes sind am Wurzelende frei und in eine gemeinschaftliche grofse
Alveole, die auf ihrem Boden hohl ist, eingeschlossen, die vordere ausgenommen,
welche mit ihrem unteren Theil nach vornen zu von dem übrigen Zahn
losgetrennt ist und eine Lücke zwischen ihr und der zweiten läfst, die mit
Knochenmasse ausgefdllt ist, was an dem des Unterkiefers besonders auffallend
ist An diese Erscheinung knüpfen wir einen Zweifel, dafs der hintere
*) Siehe: De» Dents des Mammifères Disc, praelim. pag. XLVI. und 6 c. der Memoire» etc.
Backenzahn nach vornan fortschiehen könne, ohngeachtet wir bei jüngeren
Individuen das Nachwachsen der hinteren Röhren als typisch beobachteten.
— Die untere Kinnlade enthält nur drei Backenzähne. Die zwei vorderen
sind eben so wie die oberen gestaltet, zwei- und vierwurzelig, und was
von dem hinteren oder vierten des Oberkiefers gesagt ist, findet seine vollkommene
Anwendung bei dem dritten oder hinteren der unteren Kinnlade.
Aus den hier aufgezählten Bemerkungen schweines folgern wir: über die Zähne des Warzen1)
Dafs die von uns untersuchte Art mit Schneidezähnen in der oberen
und unteren Kinnlade in jedem Alter versehen sei und sich daher von der
capischen Art auf das bestimmteste unterscheide. Als ein Unterscheidungszeichen
könnte man noch hier beigesellen, dafs das capische Warzenschwein
nach Fr. Cuvier in der oberen und der unteren Kinnlade nur drei Backenzähne
besitzt, während an dem unsrigen in der oberen vier beständig Vorkommen;
wir haben aber Anstand genommen dieser Verschiedenheit ein
besonderes Gewicht beizulegen, weil, wie hier angegeben worden, die vorderen
Backenzähne hinfällig sind, die Alveolen, welche solche enthielten, sich
ganz ausfüllen und dieser Fall sogar bei denen von Fr. Cuvier untersuchten Exemplaren statt finden konnte.
2) Dafs dieBildung der Backenzähne der Gattung Phascochaeres nach
einem zweifachen Typus statt habe; dafs man nämlich eine ganz andereBil-
dungs- und Ernährungsweise für die vorderen—, welche einfache Zähne
mit Schmelzkronen, Körpern und wahren Wurzeln sind, — als für die hinpteorseénes
g')r oofhsneen Wanunrezhemlne ns imndü.fse, welche zusammengesetzte Zähne (dents comDiese
merkwürdige Thatsache, die Vereinigung von zwei verschiedenen
Bildungstypen der Backenzähne bei einem und demselben Thier, wird dann
ein gröfseres Gewicht erhalten, wenn dieGefäfse und Nerven, welche zu den
verschiedenen Zähnen gelangen, näher untersucht werden können, worauf
wir hier aufmerksam machen wollten, da wir glauben dürfen, dafs von dem
capischen Warzenschwein zu einer solchen Untersuchung geeignete Exemplare
leichter zu erhalten sein werden als von dem abyssinischen.
t Aber auch aufser dem Vorhandensein der Schneidezähne in dem
wischenkieferknochen bei dem unserigen und deren gänzlichem Ermangeln
bei dem capischen Warzenschwein haben wir an den Schädeln beider Unter