Gen. Bulla. {Lin.) Taf. XL (Fig. 2. a. b. c. d.) B u lla sm a ra g d in a . {Mus. Francof.)
Diagnos. Bulla corpore smaragdino, colore dilute-viridi intermixto; tentaculis indislinctis; testa fragili,
exigua, pellucida, alba, vix inflexa; columella spiraque destituta.
Prope yicum Tor reperitur.
Das Thier hat eine schön smaragdgrüne, mit hellgrüner Zeichnung untermischte
Farbe. Die kleine 4 Linien lange, die Kiemen deckende und von
einer zarten Haut oberhalb eingehüllte Schale ist sehr dünn, zerbrechlich,
durchscheinend, weifs; die beiden Seitenränder derselben sind nur wenig
gegen einander gebogen, ohne alle weitere Windung und, wie natürlich, ohne
eine Andeutung von Spindel. Es kann sich das Thier ohnmöglich weiter in
diese Schale, die au ssch liefslich zum Schutze der Kieme bestimmt ist,
zurückziehen. — Die beiden breiten, dicken, freien, seitlichen Mantelränder
können sich auf dem Rücken über die Kieme ganz Zusammenlegen. Die
Kieme, der der Aplysien ähnlich, kann nach hinten unter der Schale mit
ihrem freien Ende hervortreten. Deutliche Fühlhörner sind nicht vorhanden.
Vorn auf dem Rücken, von der Mundöffnung an, liegt, abgetheilt von
der übrigen Rückenfläche und erhabener als dieselbe, ein breites, nach hin-
tenzu gespaltenes, mit einem flachen breiten Ende ausgehendes, fleischiges
Schild, (von Cu vier Disque tentaculaire genannt) was in der That Aehn-
lichkeit mit dem Fufse anderer Gasteropoden hat. Vielleicht kann das Thier
sogar mittelst desselben sich fortbewegen. An jeder Seite jenes Schildes
finden sich in einer Vertiefung mehrere zarte Hautfalten, die insbesondere
durch die Contraction dieses Theils entstanden zu sein scheinen. — Nach
vorn befindet sich jederseits über dem Mund ein sehr kleiner Augenpunct,
der bei dem in Weingeist auf bewahrten Exemplare nicht zu bemerken ist.—
Die untere Fläche des Körpers ist mehr oder weniger gewölbt und eine
eigentliche Fufsbildung nicht deutlich. — Geschlechtsorgane und After wie bei den Aplysien.
Länge des Körpers 2 Zoll. Die beiden im Weingeiste erhaltenen
Individuen messen etwa 1 Zoll.angetroffen. — Bei Tor, freischwimmend im Meere,
Ord. Gymnobranchiata, Schweig. (Nudibranches, Cuv.)
Gen. Doris. {Cuv.')
Obgleich die Doriden za den merkwürdigsten und schönsten Mollusken unter den
Gasteropoden zu zählen sind, und es von ihnen nicht wenige Arten giebt; so waren doch
bis jetzt gute Abbildungen und Beschreibungen derselben fast nur von europäischen Arten
bekannt *). Ja selbst bei diesen war häufig die richtige Zeichnung von den sich damit
beschäftigenden Zoologen nicht angegeben und die Thiere meistens nach in Weingeist
gelegenen Exemplaren abgebildet und beschrieben; — Den trefflichen O. P. Mül 1er (Zoolog
Danica), der sich auch um die Naturgeschichte dieser Thiere Verdienste erworben hat, so
wie M ontagu (Transact. of the Linn. Soc.) und R app (am unten a. O.) gilt jene Bemerkung
nicht. Recht gute Abbildungen von hierher gehörenden Arten finden sich zwar (nicht
colorirt) in der Descript. de l’Egypte, Gasteropodes. Tab. I—III., allein bis jetzt fehlen dafür
die näheren Nachweisungen und Beschreibungen. _ R ü p p e ll fand im rothen Meere einige
Arten, die mit denen in der Descript de l’Egypte übereinstimmen; die meisten von ihm
gesammelten Doriden sind jedoch neu. Dabei ist es besonders angenehm gewesen, und
für die Beschreibung derselben wesentlich nützlich, dals alle gleich an Ort und Stelle nach
dem Leben abgebildet sind.
Von Seefahrern, die sich besonders auf dem hohen Meere aufhalten, lange und langsame
Küstenfahrten vermeidend, ist wenig oder gar nichts für die Naturgeschichte der
Doriden gethan, da sich dieselben besonders gern in der Nähe der Meeresgestade aufhalten.
— So fand auch R ü p p ell die meisten demnächst zu beschreibenden Arten nicht fern
von den Ufern des Meeres, bei Tor, auf Korallen. **)
Nach einigen Naturforschern sollen sich die Doriden von animalischer, nach andern
von vegetabilischer Kost (von Meergras) nähren. Vielleicht ist beides der Fall. Es ist nicht
unwahrscheinlich, dafs jene auf Korallen lebenden Arten von den diese bewohnenden Polypen,
ja selbst von der die Korallenstücke überziehenden weicheren Masse ihre Nahrung hernehmen,
Die Farbe wie die Gröfse ist sehr verschieden. Es sind die Farben nicht selten aufser-
ordentlich lehhaft und bunt. Was die Gröfse betrifft, so habe ich Arten gesehen, die
nur wenige Linien, andere dagegen die 6—8 Zoll und darüber lang waren. Die gröfste
mir bis jetzt vorgekommene Doride habe ich im Frankfurter Museum gefunden. Diesem
ist sie von dem Leydener unter dem Namen Doris gigantea zugesandt und sie ist von
R ein w a rd t aus dem indischen Oceane mitgebracht. ***)
*) Einige Nachweisungen neuerer Schriftsteller über das Gen. Doris: C uvier Ann. du Mus. T.IV.
p. 447, sq. und dessenMdmoires etc. sowieRegn. anim. II. 389. -ijL am a rc k Hist. nat. des anhn. sans
vert. T. VI. p. 310.V- Dictionaire des Scienc. natur. Tom. XIII. p. 445. — De B lain v ille Man.
de Malacol. p. 488. — R app in Nov. Act. Academ. Caesar. Leopold. Carolin. Tom. XIII. P. II.
S. 513 ff. Beiläufig kann noch erwähnt werden, dafs F eru ssac und O rbigny an einer Monographie
des Gen. Doris arbeiten.
**) Bei Tor geht, nach R üppell, eine Korallenhank eine halbe Stunde weit ins Meer hinein. Diese
ist überhaupt sehr reich an wirbellosen Thieren, die man besonders leicht bei der Ebbe erhalten kann.
***) Scheint dieselbe Art zu sein, die B la in v ille (a. a. O.) unter dem Namen Doris laciniata. PI. 46.
bis Fig. 11. abgebildet, aber nicht beschrieben hat.—