characteristische Merkmale derselben Art besitzen und mit derselben für
identisch angesehen werden müssen. Diesen Grundsatz im Auge haltend
haben wir nur nach einer sehr genauen Prüfung das hier zu beschreibende
Warzenschwein als eine von dem auf dem Vorgebirge vorkommenden verschiedene
Art anerkannt und wollen zuerst die uns hierzu berechtigenden
GrünOdbee enn atnw isctkelellenn. wir das scharfsinnige ürtheil, welches Fr. Cuvier über
die Zahnbildung des Warzenschweines in den Memoires du Mus. dhist.
natur. Vol. VIII. p.450. und weiter gefällt hat. Er bemerkt nämlich das Vorhandensein
zweier Schneidezähne in dem Intermaxillarknochen eines Schädels
des Warzenschweines, welchen die pariser Sammlung enthält und unterscheidet
diesen als einer besonderen Art angehörig, indem die oberen Schneidezähne
der auf dem Vorgebirge vorkommenden nicht nur gänzlich (selbst
den jungen Individuen) fehlen, sondern vermöge dem dünnblätterigen Baue
des Intermaxillarknochens gar nicht in demselben einwurzeln können. Seine
Gründe, warum beide Arten ohngeachtet der mangelnden oberen Schneidezähne
bei der einen dennoch zu einem und demselben Geschlecht gezählt
werden müssen, sind wohl hinreichend dadurch unterstützt, dafs derselbe
Fall bei andern Pachydermen Gattungen, namentlich dem Rhinoceros vorkommt.
Der wichtigen Auskunft, welche uns (hwt f'T zuerst über das Vorhandensein
zweier Arten Warzenschweine giebt, hat er auf Taf. 25. eine Abbildung
der beiden Schaedel, welche sein ürtheil leiteten, beigefügt, und wir
haben in denFig. c. und d. sogleich unsere neue Art erkannt.
Die Entdeckung zweier Arten der Gattung Phascochaeres haben wir
demnach dem grofsen Verdienste Fr. Cuvier's zu verdanken. Die Zusätze,
welche wir der Arbeit des gelehrten Forschers beigesellen wollen, wünschen
wir nur als eine fortgesetzte Untersuchung betrachtet zu sehen, und welche
die Bestätigung derselben zum Zwecke hat. Eine beträchtliche Anzahl von
Exemplaren dieser Thierart, welche Rüppell überbracht hat, setzt uns in
den Stand die nachfolgenden Thatsachen als begründete aufzuzeichnen:
1) Alle Individuen unserer neuen Art, sowohl die ganz alten Thiere,
als wie die jungen und unausgewachsenen beider Geschlechter, haben in dem
Intermaxillarknochen zwei Schneidezähne, die mit den Kronen nach innen
gerichtet sind und sich mit sehr spitz zulaufenden Wurzeln nach aussen zu
in die untere Platte des Zwischenkieferknochens einkeilen. Diese oberen
Schneidezähne sind bei den Männchen gröfser als bei denWeibchen, so wie
überhaupt viel gröfser bei den ausgewachsenen als den jüngeren Thieren und
ragen mehrere Linien weit aus der Gaumenhaut frei hervor. Im Unterkiefer
bemerken wir sechs Schneidezähne die auch bei den ganz alten Thieren noch
vorhanden sind. ^, Die unteren Schneidezähne, sechs an der Zahl, haben wir bei
den älteren Thieren ebenfalls um vieles gröfser als bei den jüngeren gefunden
und selbst den ältesten Individuen, die wir besitzen, fehlt keiner dieser Zähne.
2) Die oberen Eckzähne haben auf ihrer äufseren und inneren Fläche eine
Rinne, welche mit der Krümmung des Zahnes fortläuft. Diese fehlt an den unteren,
welche bei alten Thieren nur um ein Drittheil kleiner sind als die oberen.
3) Backenzähne. An allen Exemplaren, die wir zu unserer Beschreibung benutzen, sowohl den ausgewachsenen als jungen Thieren der beiden Geschlechter,
enthält der Oberkiefer vier, der Unterkiefer drei Backenzähne.
Der erste und zweite sind klein, schmal, rundlich, mit einfachem Kronenkem,
jedoch mit zwei Wurzeln in zwei etwas getrennte Alveolen eingekeilt. Der
dritte (der oberen Kinnlade in der unteren der zweite) ist stark und so breit
als der vierte, hat auf der Schmelzfläche fünf Kronenkerne, von denen vier
an den Ecken und einer in der Mitte. Er ist mit vier Wurzeln in vier getrennte
Alveolen eingekeilt.
In Beziehung auf diese drei ersten Backenzähne müfsen wir bemerken,
dafs sie bei vorrückendem Alter nach und nach ganz verschwinden, und dafs
nur die vorderen alsdann noch vorhanden sind. An einem sehr alten Exemplar
sind sie beinahe alle drei vernichtet. Der dritte ist um zwei Drittheile
vermindert, so dafs nur noch ein Theil der Kronenfläche sich vorfindet und
diese ist nur dadurch noch in ihrer Lage gehalten, dafs sie zwischen dem
vierten grofsen und dem zweiten eingekeilt ist, während die Alveolen, worin
sich seine Wurzeln befanden, schon ganz geschwunden sind. Aber auch an
diesemExemplar sind die oberen und unteren Schneidezähne sämtlicherhalten,
obwohl etwas abgenutzt. Fr. Cuvier hat diese Erscheinung dadurch erklärt,
dafs der vierte oder hintere Bakenzahn, indem er eben so wie bei dem
Elephanten von hinten nach vorne im Wachsen vorgeschoben wird, als die
Ursache von dem Ausfallen der vorderen angesehen werden müfse. Wir
glauben allerdings, dafs diese Meinung viel für sich habe und dafs das fortgesetzte
Wachsen des hinteren die vorderen beeinträchtigen und verdrängen
könne, oder zu deren Ausfallen wirklich beitrage. Es hat aber dieser Gegenstand
unsere Aufmerksamkeif noch auf den wahrhaft doppelten Typus in
dem Baue und die Verschiedenheit in dem Wachsthum der Backenzähne
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