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ist, dafs die verschiedenen Farbenkleider derselben Art zu verschiedenen
specifischen Bestimmungen Veranlassung gegeben haben. Seine auf vielfältige
Untersuchungen und Vergleichungen gegründeten Berichtigungen
erhalten dadurch einen um so höheren Werth, dafs dieser scharfsinnige
Ornitholog seine eigenen, für manche Arten früher irrigerweise aufgestellten
Angaben gleichsam als Beweise, anführt, wie leicht die einseitigen
Darstellungen der drei verschiedenen Kleider, welche die Geier in der
Jugend, im mittleren Alter und ausgewachsen tragen, zu unnatürlichen
Benennungen verleiten können. In diesem freimüthigen Bekenntnifs
unseres verehrten Freundes, erkennen wir den ernsten Willen, die methodische
Classification auf festere Grundlagen zurückzuführen und befolgen
gerne solche verdienstliche Lehren, indem wir durch die Abbildung und
Beschreibung des einjährigen Vogels von Vultur Kolbii die naturgeschicht-
liche Aufstellung dieser Art eben so begründet nachzuweisen suchen, wie
wir es in diesen Blättern bei der Beschreibung der drei Alterskleider des
Vultur occipitalis *) bereits gethan haben.
Das Museum der senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft
enthält den Kolbs-Geier in seinen drei verschiedenen Alterskleidern,
wodurch wir in den Stand gesetzt sind dieselben wie folgt mit Genauigkeit1
)a ngebeDne rz ue iknöjänhnreing.e Vogel. Kopf und Hals mit borstenartigen Flaumfedern,
diese sind auf dem Scheitel schmutzig gelb und dicht geschichtet,
auf dem Halse sparsam vertheilt und weifs; der Hals matt fleischfarbig.
Die Gegend um die Augen bläulich. Wachshaut schwarz, Schnabel horn-
gelb, Füfse bläulich, Nacken-Schopf, (gleichsam ein halbes Halsband) von
umgebogenen Federn, ein den Kropf umgebender Gürtel von zarten
Flaumfedern und die innere Schienenseite schneevpeifs. Allgemeine Farbe
der Federn ein schwarzes Umbrabraun, welches am Kropfe und auf dem
Vorderrücken einfarbig ist. Alle anderen Federn, als die der Brust, des
Unterleibes, der äusseren Schienenseite und der Federhosen, so wie die
sämmtlichen Deckfedern an der Spitze mit einem weifsen Saum einge-
fafst, der mehr oder weniger breit ist. Schwungfedern der ersten Reihe
*) Wir wollten hierbei anführen, dafs Temminck den einjährigen Vogel von vultur occipila18
Burchel als V. Chincon auf der 13ten Tafel der pl. color- abgebildet und diesen Irrthum in der o f';l
erwähnten Abhandlung über das Geschlecht Vultur dahin berichtiget hat, dafe er der Art den JNanien
V. galcriculatus gibt. —