E i n l e i t u n g .
Auf meiner jüngsten Reise im nordöstlichen Africa brachte ich ein ganzes
Jahr an der Küste des rothen Meeres zu, um die in diesem interessanten
Mittelmeere lebenden Thierarten, soweit solche für mich erreichbar waren,
der Beobachtung zu unterwerfen. Während fünf Monaten, welche ich in
den Golfen von Suez und Akaba verweilte, befand sich in meiner Gesellschaft
ein junger Maler, Herr Finzi, der viele der eingesammelten Fische
unter meiner Leitung nach dem Leben zeichnete und trefflich colorirte. Yon
den meisten andern Fischen konnte ich nur genaue Zeichnungen im Umrisse
verfertigen. Eben dieser Herr Finzi hatte die Herren Doctoren Hemprich
und Ehrenberg während ihres Aufenthalts in Djetta, Gomfuda und Massaua
als Maler begleitet. Herr Dr. Ehrenberg war so gütig mir in einem abschriftlich
mitgetheilten Verzeichnifs über alle von ihm am rothen Meere
beobachteten Fische diejenigen anzumerken, von welchen Herr Finzi für
ihn colorirte Abbildungen gefertiget hatte. Diese Gefälligkeit war mir von
wesentlichem Nutzen, indem ich dadurch in den Stand gesetzt wurde immer
diejenigen Fische vorzugsweise nach dem Leben coloriren zu lassen, welche
von Herrn Finzi für die obengenannten Reisenden nicht gemalt worden
waren, wenn es anders die Umstände erlaubten, denn ich hatte es mir zum
strengen Gesetz gemacht, nur ganz belebte, mit ihrem natürlichen Farbenkleid
noch geschmückte Fische abbilden zu lassen. Hierin bestehet meines
Erachtens das schätzungswerthe meiner zu pubücirenden Zeichnungen.
Zu einer Zeit, wo Cuvier sich mit der Bekanntmachung einer nach dem
umfassendsten Plane bearbeiteten allgemeinen Ichthyologie beschäftiget,
dürfte es vorlaut scheinen, dafs irgend etwas über Fische, vor der Erscheinung
dieses längst ersehnten Werkes, mitgetheilt werde. Da ich jedoch
nichts beabsichtige, als nach dem Leben gefertigte, treu colorirte Zeichnungen
herauszugeben, und einige Notizen über die Structur der Verdauungs-
Werkzeuge beizufügen; da ich ferner eine besondere Mühe darauf ver