
bastarde' so. gu t gedeihen. Er meint: „Dieser Umstand dürfte
aber von großem Interesse seih, denn ich glaube, daß er die A n sicht
stützt, wonach die Hottentotten entständen seien durch V e r mischung
eines hellfarbigen, den Europäern relativ nahestehenden
Volkes mit Buschmännern.“
Man kann in der Tat diesen Gedanken nicht von der Hand
weisen und darf wohl vor der Vorstellung der unendlich langen
Zeit, die seit jener Entstehung verstrich, nicht zurückschrecken.
Wohl können wir uns die Vorgänge,' die Minderfruchtbarkeit oder
Fruchtbarkeitssteigerung hervorrufen, noch kaum vorstellen (vgl.
P o l l s Arbeiten) "— aber man darf doch auch hier auf künftige
Erkenntnisse hoffen, etwa auf dem Gebiet der Serumforschung.
Der einmal von einer Rasse ^erreichte Aufbau ihrer Serummoleküle
bleibt und kompliziert sich nur weiter; es ist schon zu denken,
daß da ein gewisses Erbe über ungezählte Generationen mitgeschleppt
wird und sich plötzlich, wenn nun mit einer Rasse gekreuzt
wird, die ähnlichen Serumaufbau hat, als „günstig“ erweist.
Die Serum Wirkungen könnten dann die histologischen
Veränderungen auslösen, die P o l l für viele Tierbastarde nachwies,
oder aber ihnen koordiniert sein.
Zu solchem Gedankengang gewinnt auch die oben erwähnte
Differenz in der Konstitution von Neger-Nordeuropäer- und Neger-
Südeuropäer-Mischung einiges Licht. Man braucht noch nicht an
die Grimaldi-Rasse zu denken1), deren „Blut“ in den Südeuropäern
noch wirken könnte, die S e r gischen Ideen vom Zusammenhang
von Neger und Mediterraneer bieten der Erklärungsmöglichkeiten
genüg, auph wenn man S e r g i nur in geringem Grade und wenigen
Punkten folgt.
Doch das ist alles noch Zukunftsmusik.
Im einzelnen soll darauf verzichtet werden, anzuführen, welche
Rassenkreuzungen überhaupt schon beobachtet sind; man kann
wohl sagen, der europäische Mann hat sich mit Frauen sämtlicher
Rassen der Erde gekreuzt und fortgepflanzt; aber auch Kreuzungen
der anderen großen Rassegruppen' sind bekannt. Au ch Überkreuzungen
mehrerer, dreier oder vierer Rassen ist beobachtet,
z. B. Europäer, Neger, Indianer oder Europäer, Neger, Hottentott,
wie ich einzelne gesehen habe. — A b e r ü b e r a l l fehlt eine s o lid e
S t a t i s t ik . — Die von F e h l in g e r verfochtene Ansicht, die Minder-
und Unfruchtbarkeit von Mischlingen sei so g ro ß ,. daß' diese überall
aussterben und sie sei der eigentliche Grund des Aussterbens
i ) An die mich anläßlich eines Vortrages, in dem ich jene Differenz erörterte,
Herr Prof. S o b o t ta erinnerte.
mancher Völker, die eben Mischvölker seien, ist sicher heute nicht
begründbar und ga r nicht wahrscheinlich. Nirgends lassen sich
bei jenen schlecht untersuchten Ergebnissen, auf die er sich stützen
muß, zahlreiche andere das Ergebnis beeinflussende Momente ausschließen.
Wir müssen mit allen Theorien abwarten, bis wir ein
gesichertes Tatsachenmaterial besitzen!
Mit Sicherheit kann man wohl heute nur sagen: 1. A l l e
R a s s e n s in d in K r e u z u n g v o llk om m e n f r u c h tb a r . 2. D ie
so e n t s ta n d e n e n B a s t a r d e s in d m it den M u t te r r a s s e n
f r u c h tb a r , ob a b e r b e i a lle n R a s s e n u n v e rm in d e r t , is t
f r a g l i c h . 3. D ie B a s t a r d e k ö n n e n m it ih r e s g le i c h e n v o l l k
om m en f r u c h tb a r s e in , w ie u n s e r F a l l h ie r b e w e i s t , s ie
s c h e in e n a b e r in v ie le n F ä l le n n u r m in d e r f r u c h tb a r o d e r
v i e l l e i c h t au ch u n f r u c h tb a r s e in zu k ö n n en . 4. V o n
w e lc h e n F a k t o r e n j e w e i l s d ie b e t r e f f e n d e n V e r h ä l t n i s s e
a b h ä n g e n , is t u n s v ö l l i g u n b e k a n n t .
Über viele andere biologische Fragen der Bastarde liegt
beim Menschen überhaupt kein Material vor, auch meine eigenen
Untersuchungen reichten dazu nicht aus — so sei all das hier
übergangen ; höchstens könnte man auf den „juvenilen Dominanzwechsel“,
vor allem also das sogenannte Nachdunkeln des Haares,
nochmals als auf eine typische biologische Bastardierungserscheinung
hinweisen.
Anm. b. d. Korrektur: Ein sehr schönes Beispiel dafür, daß' das Nachdunkeln
auf Bastardierung beruht, bringt E n g e r ra n d (Revue anthr. 1912, S. 122). Er zeigt,
daß zwei Kinder einer schwarzhaarigen Mexikanerin und eines Chinesen zuerst «>tesHaar
hatten, das des 4 jährigen Knaben ist inzwischen "schwarz geworden, das des 3 Jungen
Mädchens kastanienbraun: - Bei beiden Kindern bestand Mongolenfalte. - Nähere
Angaben ließen sich nicht machen.