
weißen Frauen verheirateten Männer bekamen natürlich rasch
Buren zum Gatten, aber bei der großen Zahl lediger Männer,
mußten deren viele sich eben mit Hottentottinnen begnügen. Daß
der junge Bur solche zur E h e nahm und nicht etwa nur vorüber-;
gehend mit ihr lebte, hängt mit jenem ganzen Leben und mit
des Buren A r t eng zusammen- und ist fest begründet. Der Bur
zieht herum, seinen Herden nach, er braucht weibliche Hilfe zum
Kochen, er wünscht recht viele Kinder als billig arbeitende Kräfte
— das sind ganz andere Verhältnisse als wenn ein fest ansässiger
Siedler ein farbiges Weib nimmt und sie samt ihrem ersten Kind
wieder gehen heißt. Dabei wirkte beim Buren der strenge Bibelglaube
und gute, reine Bibelsitten mit L» aber auch die Hottentotten
waren in den ; betreffenden ländlichen Bezirken geachtet,'
reich, unverdorben von europäischer Stadtkultur, und junge Hottentottenmädchen
hätten sich nicht weggeworfen. Man sieht eine
Reihe von Faktoren Zusammenwirken, daß es eine Menge dauernder
und, fügen wir dazu, guter und gesegneter Mischehen gab. So
bekam der Mann eine Schar Bastardkinder, die er zur Aufsicht
und Schutz seiner Herden als heranwachsende Jugend gut g e brauchen
konnte, er sah sie als seine echten Kinder und Re chtsnachfolger
an, auch wenn die Ehe bei den reinen Buren nicht für
voll galt. Der Stolz derjenigen Buren —- sie haben noch heute
einen beneidens- und lobenswerten Rassenstolz — , welche mit
weißer Frau in richtiger Ehe lebten, verachtete jene und stieß sie
sozusagen gesellschaftlich aus. Aber gerade dieser Umstand und
die Not vor dem stets lauernden Buschmannfeind hielt jene zusammen.
Der Burenvater aber, der nur Bastardkinder hatte, gab
diesen als Erbe nicht nur seine Herden, sondern einen guten Teil
des auch in ihm lebenden Stolzes, der mangels Besserem eine Hottentottenfrau
dulden mußte, aber doch echter Burenstolz war. Dieser
Stolz schuf im Bastardsohn das Gefühl, „ich bin weißen Mannes
Sohn“, „ich bin kein Eingeborener, ich bin Bastard“ — das hört
man heute noch tagtäglich! E r brachte es fertig, daß der
Bastardsohn den Familiennamen, den er vom Vater trug, hochhielt,
daß er sich eine feste Tradition über seine Herkunft einprägte
(die heute noch besteht) und endlich, daß er eine möglichst „weiß-
blütige“ (wenn ich kurz so sagen darf) Gattin suchte. Da er reinweiße
Mädchen nicht bekam, nahm er wenigstens lieber seinesgleichen,
d. h. Bastardmädchen, als reine Hottentotten; der Sohn
des einen mit Hottentottin lebenden Buren nahm die entsprechende
Tochter des Nachbarn, es heiratete Bastard mit Bastard (zwei
Bastarde I. Grades) und erzeugten eine neue Bastardgeneration
(Bastarde II. Grades). — Und eine große Fruchtbarkeit sorgte
dafür; daß dieses V o lk rasch wuchs1). Schon von 1775 wird
„e in e g ro ß e Zahl Halbblut“ angegeben2)..
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts und in den ersten Jahrzehnten
des$('9. waren die Verhältnisse in den Nordbezirken ganz
genau dieselben, wie sie eine oder zwei Generationen vorher in
der Mitte der (heutigen) Kolonie und wenig nördlich , von Kapstadt
waren; hier bei Kapstadt waren inzwischen freie Hottentotten und
Buschmänner verschwunden, aber an der nordwärts vorgeschobenen
Grenze spielten sich genau dieselben V org äng e ab: Vorrücken
von Buren, vor allem lediger junger Buren, die mit kleinen Herden
neue Weiden und Unabhängigkeit suchten, in ihrer unmittelbaren
Nachbarschaft — angeschlossen, um Schutz vor den räuberischen
Buschmännern zu finden, einzelne Hottentottenfamilien, das
Leben beider ziemlich gleich, Mischehen zwischen Bur und Hottentottenmädchen,
Zusammenschluß der selbständig gewordenen Bastardgenerationen
abermals zu gemeinsamer Wehr, zum Trecken nach
neuen Weideplätzen. 1795 war die Nordgrenze am Buffalo Revier
an den Kamies- und Spioen-Bergen, aber sicher waren schon
viele über diese offizielle Grenze hinausgezogen. In dieser Zeit
und in dieser Gegend lebten die Burenväter und Hottentottenmütter,
die nachweisbar die Stammeltern unserer Bastards, der
heutigen „Nation der Bastards“ in Rehoboth wurden. A n den
weidereichen Hängen nördlich der Karree-Berge bildeten sich kleine
Gemeinden von Bastards, man könnte sagen Weidegenossenschaffen,
die durch das Hirtenleben in relativer Isolation und dadurch als
wirkliche Bastards erhalten blieben. A n anderen Stellen — und
das sind wohl die' zahlreicheren^® wo sie mit Europäern und
deren Sklaven in festen, größeren Niederlassungen, Dörfern,
Städtchen in Berührung kamen, ging es solchen Bastards genau
wie den entsprechenden Mischlingen in Amerika oder sonst wo,
sie gingen unter in einer niedrigen, völlig undefinierbaren rassengemischten
Proletarierschicht. So wurden z. B. 1860 die Stationen
Amandelhom und Schietfontein, wo bisher gut gedeihende Bastards
als Viehzüchter saßen, von der Regierung als richtige Gemeinden
eingerichtet, Ortsstatuten erlassen, Vorsteher ernannt, die Weiden
vermessen und zum Teil verkauft. Die Orte erhielten eine weiße
1) T h e a l sagt (II, S. 147): From early tiraes it was observed, that Hottentott-
woinen, who formed Connections witb either Europeans or slaves had many more children
than those, who took husbands of their own race, though the balf-breeds did not possess
high .fertility among themselves. Das Letztere ist, wie das Schicksal der „Nation der
Bastards“ beweist und wie ich selber vielfach beobachtete, sicher falsch (s. u. S. 1-27).
2) Im gleichen Jahre erfolgte die erste gesetzliche Regelung betreffend Sklavenkinder
—- die uns aber hier nicht weiter interessiert, sie kommen so weit nördlich nicht
in Betracht.