
Vieh, Damararind und Namarind) gute Stücke, aufgekreuzte Nama-
rinder vor allem, im Bastardland stehen. L e u tw e i n (1906) teilt
mit, daß 1902 ein Bastard auf der Ausstellung in Windhuk für
Pferde, Groß- und Kleinvieh gegen gute Europäerkonkurrenz
Preise gewann. Die Eigentümlichkeit des Namarindes, das wohl
den Hauptbestand alles Bastardviehes ausmacht, ist hier besonders
zu erwähnen, außerhalb der Zeit des Säugens eines K albes fast gar
keine Milch zu geben. So wechseln Zeiten von Milchüberfluß mit
solchen wirklichen Mangels — ich wurde in Rehoboth täglich
durch Kuh- und Kälberblöken aufgeweckt und genoß zum Frühstück
importierte Konservenbutterl
Die Pferde stellen alle Sorten sogenannter „Afrikaner“ dar,
d. h. die besonders nach dem Burenkrieg aus alteingeführten en glischen,
argentinischen, auch deutschen Pferden gezogenen K reu zungen;
der große Pferdeimport im Hererokrieg, deutsche und
argentinische, hat dann das Bild noch bunter gemacht. Von „Zucht“
kann hier bei den Bastards keine Rede sein.
Das Kleinvieh besteht aus Schafen und Ziegen, es sind besonders
die Namarasse, also Fettschwänze und deren Kreuzungen
mit Damaratieren. Auch die betreffende Ziegenrasse heißt Nama.
Schweine gibt es nicht.
Hunde, Kreuzungen aller Art, sind eine Anzahl da, nicht
gerade viele.
A n Geflügel werden bei vielen Häusern ein paar Hühner g e halten,
kleine unansehnliche Tiere,, wie sie im Lande vielfach sind,
meist ohne Hühnerstall, sie laufen ums Haus herum und nächtigen
auf dem Dorngestrüpp des Kraals oder auf niederen Baumästen.
F e ld b a u spielt neben der Viehzucht so gut wie keine Rolle.
Feldbau als Grundlage für die Lebenshaltung existiert nicht. Nur
nach dem „Abkommen“ des Flusses, wird in den feuchten Ufer-,
strecken in sogenannten Gärten etwas Getreide angepflanzt. In
ganz kleinen Stücken sät da der Bastard in das vorher gepflügte
Land (europäischer gekaufter Pflug). Das Saatgut (Weizen, „Koorn“,
wie sie es nennen) kam bis vor kurzem aus Kapland, jetzt aus dem
deutschen Laden. Ab er nur wenige Bestards pflanzen überhaupt
Korn, die meisten kaufen für ihren Bedarf fertiges Mehl. Außer
Korn wird etwas Mais gepflanzt, dann Kartoffeln, Bohnen, Zwiebeln,
Rettiche, wenig Salat, Rüben, Gurken, Melonen, Kürbis. Auch
etwas Tabak wird angepflanzt.
Die Beete für diese Dinge werden mit Spaten oder Hacke
zurechtgemacht,. Männer und Frauen tun die Arbeit zusammen;
später muß das „V o lk “ das Begießen besorgen. — Irgendwie als
Feldwirtschaft kann man all das nicht bezeichnen, es ist mehr ein
Ziehen von etwas Beisteuer zum täglichen Haushalt; das Ganze
spielt sich übrigens während weniger Monate ab, die übrige Zeit
im Jahre liegen diese „Gärten“ brach.
S c h u l t z e zeigt, wie die Bastards von Kamaggas, die ein
geradezu ideales Gartenland besitzen, es nicht nennenswert ausnützen;
sie haben es noch nicht gelernt, daß sie sich hier tatsächlich
Unterhalt schaffen könnten! In Rehoboth, wo die Bodenbestellung
viel schwieriger ist, sind sie natürlich von rationeller
Gartenkultur noch viel weiter entfernt.
Im Anschluß an diesen Gartenbau sei erwähnt, daß auch die
Bastards, besonders die Ärmeren, wie die anderen Eingeborenen,
gerne sogenannte Feldkost genießen, d. h. die ein gesammelten
Zwiebel- und Knollengewächse, die sogenannten „Uientjes“ (Feldzwiebel),
deren viele Arten S c h u l t z e (1907) beschreibt.
Endlich liefert — heute nur noch wenig — die Jagd einige
Beute. Die Jagd ist dem Bastard in seinem Land frei, sehr viele
Bastards haben Gewehre. Infolge der unsinnigen Schießerei ist
fast gar kein Wildstand mehr vorhanden. Gelegentlich liefern ein
Springbock oder ein Duiker oder einige Hühner oder Tauben einen
Braten. Hier und da spendet auch der Fischfang, am Fischfluß,
ein wohlschmeckendes Gericht.
A u s all dem erhellt wohl zur Genüge, daß man vollständig
berechtigt ist zu sagen, die wirtschaftliche Grundlage der Bastards
bildet die Viehzucht. In ihr liegt auch ihr Reichtum, der recht
hoch anzuschlagen ist, so daß manche Bastards ein Vermögen von
vielen Zehntausenden von Mark, einzelne von Hunderttausenden
haben.
In engem Zusammenhang mit der V iehzucht steht das „Frachtfahren“.
Es ist neben jener die einzige berufsmäßig irgendwie in
größerem Umfang betriebene Tätigkeit, sie muß unbedingt mit
genannt werden, wenn man die wirtschaftlichen Grundlagen bespricht.
Früher, in den Zeiten der vielen Kämpfe, der Unsicherheit,
galt ein junger Bursche als „Mann“, wenn er zum ersten Mal
selbständig als Frachtfahrer einen Wagen mit dem langen Zug der
Ochsen von Rehoboth über Otjimbingue und den alten beschwerlichen
und gefährlichen „Baiweg“ nach Walfischbai hinunter glücklich
geleitet hatte. Wochenlang treckt der Bastard durchs Land,
ein schönes Stück Geld wird durch Frachtfahren verdient, wobei
der Fahrer natürlich Wagen und die dazu gehörigen 8 bis 20 und
mehr Zugochsen stellen muß. Der Bastard ist als Fahrer sehr beliebt,
er ist billiger als der Europäer (Bur), dabei sehr landeskundig,
findig und geschickt wie ein Eingeborener und zuverlässiger, kreditwürdiger
als dieser.
F i s c h e r , Bastards. lu