
S c h m u c k wird gerne getragen; die Frauen und Mädchen
haben fast alle Broschen an als Halsschluß der Bluse; es ist billige,
bunte europäische Schundware. Auch Hälskettchen, Ohrringe,
Fingerringe, Armbänder, bunte Zelluloidkämme, Zierhaarnadeln
sind alles erstrebenswerte Dinge, Die „unteren“ Schichten tragen
auch noch die messingenen und kupfernen Armbänder und Perlenschnüre
am Hals, wie sonstige Eingeborene. Die Vornehmeren
würden dagegen etwas Derartiges weit von sich weisen! Ebenso
tragen alle Kinder sehr gerne Schnüre von Glasperlen. Farbige
Bandschleifen, Maschen, Spitzen und Krausen usw. wird alles gerne
gekauft und an der Kleidung angebracht. Au ch die Männer haben
gerne bunte Knöpfe an Weste oder Hemd,. Zierknöpfe am Rock,
Kravattennadeln, gelegentlich auch Fingerringe und Armbänder.
Uber die Frisur wurde oben schon berichtet. Von sonstiger
persönlicher Ausrüstung sind kleine Beutel zu nennen, die viele
ärmere Bastards an sich hängen haben. Sie entsprechen den
kleinen Taschen der Hot tento t t innendie S ch u l t z e beschreibt.
Der von ihm dafür mitgeteilte Name „Schelmsack“, weil sie zur
Aufnahme kleiner „entwendeter“ Gegenstände dienten, ist wohl
auch bei Hottentotten nicht d e r Name, sondern einmal eine g e legentliche
Bezeichnung gewesen. Die reicheren Frauen haben
Taschen in den Kleidern und' bedürfen jenes Beutels nicht. Er
ist teils aus einem Stück Kattun, teils echt hottentottisch aus Leder
(bzw. Fell). E r hat genau die Bestimmung der kleinen Handtäschchen
unserer Damen, allerlei Unentbehrliches der Besitzerin
zu bergen. Hier hat er vor allem die Tabaksdose, dann oft den
Fingerhut usw. zu bewahren.
Tabaksdosen haben fast alle Frauen, alle schnupfen sehr
gerne. Reiche haben gekaufte „echte“ Dösen, ärmere Frauen
nehmen kleine Blechschachteln, wie sie als Wichse-, Pomade usw.-
Schachteln beim Europäer abfallen. Au ch Männer schnupfen viel.
Der Tabak ist teils selbst gebaut, meist aber gekaufter sogenannter
„Plattentabak“. Dieser ist auch das Hauptrauchkraut. Fast jeder
Mann hat seine Pfeife, die heute auch fast alle gekauft werden,
porzellanene gemalte Pfeifenköpfe sind sehr geschätzt, aber auch
die kurze Holzpfeife beliebt. Ein alter Hottentott — nur er allein
in Rehoboth — kann noch die alten Steinpfeifen hersteilen. Ärmere
Bastards und deren Frauen rauchen vielfach solche Pfeifen, sie
entsprechen genau den von S ch u l t z e (S. 248) abgebildeten, haben
also die Form einer einfachen geraden Zigarrenspitze. Die bei
Bastards gesehenen Stücke waren 9-^14 cm lang, 1,582,2 cm dick,
aus dunkelgrünlichem, gelblich marmoriertem Serpentingestein.
Am Mundende ist eine Ke rb e für die Zähne, die Wand ist hier
nur 1 • 2 mm dick, also sehr kunstvoll geschnitten, am anderen
Ende ist eine kleine Verzierung eingeschnitten, recht regelmäßig,
s. Fig. 30. Die Enden und oft beide, stets aber das Mundende,
wird mit einem Pfropf Ziegenhaaren verschlossen, um das richtige
Maß von Zug zu garantieren.
Einmal fand ich
auch das Vorbild dieser
Pfeifenform bei einer
Bastardfrau, die Pfeife aus
einem Röhrenknochen g e schnitten
(es war der R a dius
einer Antilope), glatt
poliert und mit unregelmäßigen
kleinen Kerben verziert. Nachgeahmte europäische Formen
sah'ich nicht. — A u c h g e k a u t w i r d v ie l , entweder Kautabak
oder aber Plattentabak.
Zur Toilettenausrüstung ärmerer Bastardfrauen gehört auch
noch die Buchubüchse mit dem Buchupuder. Solche Büchse besteht
aus der. Schale einer Schildkröte, deren hintere Öffnung mit
Harz verklebt wird, in der vorderen steckt die Puderquaste aus
Schackalschwanz; das gleicht also vollkommen dem hottentottischen
Gerät, wie es S ch u l t z e schildert und S. 209 abbildet. Der braungelbe,
stark aromatisch riechende Puder wird von diesen Frauen
vor allem benützt, um Brust und Achselhöhle einzupudern, wenn
eine Frau stillt, sonst bekomme die Milch dem Kind nicht gut.
Öie „Gebildeten“ haben den Brauch aufgegeben. Ebenso schminken
sich diese ’ nicht mehr, aber einzelne Arme tun auch das noch,
benützen, vor allem zur Zeit der Menstruation genau dieselbe rote
Schminket) wie Hottentotten (Schultze).
Von kleineren Gegenständen, die der einzelne besitzt, seien
Taschenmesser, kleine Taschenspiegel, Feuerholzschachteln, für
Frauen Fingerhut, Näh- und Sicherheitsnadeln, Knöpfe, Haften usw.
erwähnt.
G e r ä t e sind in Menge vorhanden, fast alles europäisch importiert.
In fast keinem Haus, also bei keinem Reicheren, fehlt
Petroleumlampe, Nähmaschine und Bügeleisen, Kaffeemühle. Es
sind Handnähmaschinen, auf denen gelegentlich sogar auf der
ebenen Erde in Hockstellung gearbeitet wird; ebenso wird vielfach
auf einem Brett auf dem Boden gebügelt. Samstag früh
wird fast überall Wäsche gewaschen, sie trocknet dann rasch, aufi)
Ihr mineralischer Anteil ist ein eisenoxydhaltiger, feldspathaltiger dunkelroter
weicher Sandstein, nach gütiger Bestimmung durch Herrn Prof. Osann. .
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Fig. 30/