
vorn; es ist die Bewegung, die der Schneeschuh beim Skilauf auf
ebener Bahn oder bergauf machen muß. Der Zweck dieses Ganges
ist das Vermeiden von Dornen und stacheligen Früchten, besonders
einer „Morgenstern“ genannten Samenkapsel; der nach vorn g e führte
Fuß schiebt alle diese Dinge vor sich her, die eine aufgesetzte
Sohle in ihre Haut eindrücken würde.
A ls Ruhestellung wird das Sitzen auf Hockern, Kisten, Erdhaufen
oder flachem Boden zwar hier und da gewählt, aber mit
größerer Vorliebe wird die bekannte Hockstellung eingenommen, vor
allem hart an der Hauswand, so daß der untere Teil des Rückens
sich an diese anlehnt. Die Weiber führen beim Niedergehen in die
Hockstellung stets mit der Hand einen blitzschnellen Schlag in
die Kniekehlengegend aus, wodurch die R ö ck e mit in die Beuge
der Beine hineingehen und sich zwischen Rückseite von Oberschenkel
bzw. Gesäß und Waden einklemmen. In dieser Hacki
Stellung wird so manche Arbeit verrichtet, auch stundenlang vor
dem Hause geplaudert und geraucht
Die Sinnesorgane sind vorzüglich geübt, wenigstens beim
Mann, d. h. bei den jetzigen erwachsenen Männern; sie haben in
ihrer Jugend noch fast dasselbe Leben geführt wie Hottentotten,
d. h. waren viel auf der Jagd, im K r ieg, auf Zügen und Trecks.
Dann ist die Art, wie man dort Vieh weidet, die Tatsache, daß
man tausendfältig gezwungen ist, verlaufenen Tieren nachzugehen,
eine Quelle dauernder Übung des Sehens, Spürens usw. So ist
die Schärfe der Aug en vorzüglich; im Erkennen von weitentferntem
Wild, im Lesen der flüchtigsten Spuren sind viele Bastards so bewundernswert
wie Hottentotten. Das bestätigen alle Kenner der
Bastards, so schildert z. B. B a y e r (1907) ausführlich ihr großes
„Talent im Spurenlesen“. Daß die scheinbar fast unbegrenzte Weit-
und Scharfsichtigkeit größtenteils Übungssache ist, kam in unseren
letzten Feldzügen zutage, wo sie sich alte Schutztruppenleute, wie
mir mehrere Offiziere versicherten, nahezu in demselben Grade
durch mehrjährige Übung ebenfalls erwarben. So habe ich ge-
wisse Zweifel, ob die jetzt heranwachsende, schulbesuchende Generation
der Bastards, die z. B. mangels Wild sicher die Jagdfreuden
und hoffentlich auch Kriegsleiden und -freuden nicht kennen
lernen werden, ebenso scharfe und hochtrainierte Sinne haben
werden.
Über den A u s d r u c k d e r E m p f in d u n g e n bei Hottentotten
gibt L. S c h u l t z e (1907) einige sehr gute Beobachtungen,
fügt aber dazu, daß es sehr schwer sei zu entscheiden, was bei
den für Fremdes im Allgemeinen empfänglichen Flottentotten noch
original sei. Das gilt natürlich noch mehr von den Bastards.
Wie bei den Hottentotten wird von vielen Bastards lebhaft gestikuliert,
wenn sie etwas interessantes erzählen, aber ebenso fällt
bei vielen Alten, besonders bei alten Männern, die bedächtige, ja
oft stark phlegmatische Ruhe auf, die auch bei packendstem
Gegenstand nicht versagt; die hat der alte Hottentott nicht in
dieser A r t, wohl aber der Bur.
Allgemein verbreitet ist die Geberde des Erstaunens, die die
Hottentotten haben (mit der flachen Hand wird Mund und unterer
Teil des Gesichtes zugedeckt) S c h u l t z e erklärt uns auch den
Namen dafür -g|| ich füge dazu, daß meist (auch bei reinen Hottentotten)
ein eigenartiger Laut dazu zu hören ist n-tl mit auf-, ab-,
aufsteigendem Ton. Am häufigsten kommt dieser Ausdruck bei
Weibern zur Beobachtung, bei alten würdigen Männern sah ich
ihn nie, auch wenn ich an ihrem gesamten Gesichtsausdruck
höchstes Erstaunen und etwas Verschämtheit sicher entnehmen
konnte. Denn der Ausdruck erscheint nicht nur bei einfachem
Erstaunen, so z. B. mit großer Regelmäßigkeit, wenn ich vor
einer Schar Mädchen und Frauen den Deckel meiner A u g en farbentafel
wegzog, so daß die 16 Glasaugen vorlugten, sondern
mit starkem Seitwärtsdrehen des Gesichtes verbunden, besonders
auch bei leichtem Sichschämen, noch richtiger vielleicht Inverlegenheitkommen,
so z. B., wenn Mädchen das Kopftuch ab-
nahmen, wenn ich zur Messung die Beckenspina abtastete usw.
Erröten ist dabei sehr oft zu sehen, in einzelnen Fällen dunkler
Haut aber nicht als solches, sondern als Dunklerwerden. A n g s t
zeigt sich oft, wie wohl allgemein, im Zusammenziehen der be-
kannten^Stirnrunzeln und Augenbrauen, oft auch im Spitzen und
Vorschieben des Mundes. Kinder hatten sehr oft gewaltige A n g s t
vor mir mit meinen Instrumenten, die ihnen an den K o p f ange
legt würden, aber nur ein oder zwei Male weinte und brüllte
ein Kind, sonst lassen sie sich von den älteren an mich heranschieben
mit Todesangst im Blick und Ausdruck, aber stumm wie
Opferlämmer um hochaufatmend davon zu stürzen, sowie ich
fertig bin; mit drastisch scheuem Ausdruck wird dann meine
Arbeit an den folgenden aus sicherer Entfernung beobachtet.
Kinder werden oft geküßt, auch vom Vater. Handschlag,
auch gleichzeitiges Auflegen der anderen Hand auf die Schulter,
wird als Begrüßung angewandt. Das Lachen der alten Männer,
wohl der Männer überhaupt, ist meist lautlos, sonst wie bei uns.
Weiber aber, besonders stärker hottentottisch geartete, lachen laut,
mit hoher Stimme und einem sehr regelmäßigem Laut, es klingt
etwa ha-a-a-eeeeee, wobei das gleichmäßig und ohne Tremolieren
9 *