
Da handelt es sich also nicht um Gefühlsmangel, sondern
um Sichbeherrschen, Das könnerl die Bastards auch bei Schmerz,
wie ich gelegentlich als A r z t feststellen konnte. So stoisch wie
ihre hottentottischen Vettern sind sie dabei allerdings nicht,, die
aber auch geradezu Wunder darin leisten. (S. W a n d r e s , Deutsche
Kolonial-Zeitung 1909, S. 513.) .
Auch sonst haben sie eine gewisse Würde und halten auf
sich, nicht nur persönlich, auch auf die „Nation“. A u f ihr V erhalten
im Kr ieg , auf die Anerkennung, die das dem gesamten
Volk, der „Nation“ seitens „Deutschland“ eingebracht hat, sind sie
nicht wenig stolz. Einen Geisteskranken aus „guter Familie“, der
durch iöbsüchtsanfälle und dann durch allmähliche Verblödung
zuttl Spott der Kinder wurde, haben sie zum Teil auf Gemeindekosten
Unter ziemlichen Opfern in eine kapenglische Eingebörenen-
irrettänstält verbrächt, weil es eine Schande sei, solchen Kranken
wie ein Wildes Tier zu fesseln, wie man mir ausdrücklich erklärte
— doch ein ganz schönes Beispiel von Gemeinsinn.
Bezüglich de§ Willens ist zu Vermerken, daß da die Hotten-
tottetiseite eher überwiegt. Die Stetigkeit des Wollens, des Ver-
fölgens einer Sache fehlt, die Energie, die der Europäer hat, fehlt.
Das schließt B - So eigen es klingt — . eine gewisse „Zähigkeit
und Ausdauer“ nicht aus, die ihnen B a y e r zuerkennt. P a s s a r g e
hat sehr schön gezeigt, wie der Buschmann, das wankelmütigste
Geschöpf, auf der Jagd eine Zähigkeit und Ausdauer an den T a g
legt, die alles in Schatten stellt. Ähnlich ist der Bastard auf dem
Marsch, hinter Viehräubern her, beim Trecken von unverwüstlicher
Ausdauer. Ab e r diA Arbeitsenergie des Europäers fehlt ihm, die
Zähigkeit auszuharren und stets auf neuem W e g und mit neuen
Mitteln zu versuchen, ein einmal gefaßtes Ziel auch zu erreichen
— sich etwa auf der Farm durch Mißernte, ErhteverlUst, g e scheiterte
Versuche nicht klein kriegen zu lassen; am selben Werk
wieder und wieder anzufangen - das nennt er nicht sein eigen.
Gutmütig und gefällig nennt B a y e r den Bastard, ich glaube
das trifft die Wahrheit. Auch gerecht muß man den Bastard
nennen, er hat einen deutlichen Rechtssintt, der natürlich inhaltlich
von unserem oft abweicht, aber deutlich als solcher wahrnehmbar
ist,
Endlich die Intelligenz, S ie ist nicht gering, sicher sind viele
Bastards ebenso intelligent wie Buren. Sie können vielfach lesen,
schreiben, rechnen. Die Jugend lernt in der Schule ganz gut, die
jüngere Generation spricht drei Sprachen, Sie lernen auch gut,
sich in neue Dinge schicken, verstehen, neue Verhältnisse oft ganz
treffend und gut zu durchschauen. Selbstverständlich sind diese
Gaben verschieden verteilt, ich konnte da oft nach einer kleinen
Anzahl Fragen schon recht bedeutende Unterschiede feststellen.
Dabei fiel mir besonders auf, daß bei einzelnen das an sich gute
Denkvermögen außerordentlich langsam abläuft. Sie sind anstellig
und geschickt, lernen Handgriffe, Hilfeleistungen usw. leicht.
In den Bereich der Intelligenz gehört auch die Voraussicht.
Die ist mangelhaft. A b e r das hängt wohl damit zusammen, daß
„Voraussicht“ .eben mehr umschließt, auch folgerichtiges Wollen,
sich beherrschen' oder sich für den Augenblick manches versagen
um der Zukunft willen, — das liegt dem Bastard nicht. Da zeigt
sich oft der Augenblicksmensch, wie er im Hottentotten steckt.
Da wird für den Augenblick die Zukunft vergessen und geopfert,
für Tand, Schmuck, Alkohol das Besitztum veräußert. Darin sind
die hottentottischeren ärger wie die europäischen — das Vermögen
wandert allmählich von jenen zu diesen.
Mit dieser mangelhaften Voraussicht, andererseits mit dem
oben erwähnten Energiemangel hängt die Erscheinung zusammen,
daß der Bastard einer ihn beherrschenden Leidenschaft völlig nachgibt.
Eine solche — ich denke die einzige — ist der Alkohol.
Sie scheinen a l l e außerordentlich auf Alkohol erpicht zu sein, da
nützt alles eigene Einsehen -7:-; und das ist da — nichts, sobald
die Versuchung naht; der Alkoholhunger siegt dann regelmäßig.
Ein größeres Glück als das Alkoholverbot ist dem Bastardvolk
nicht widerfahren in seiner ganzen Geschichte.
Jä hier muß sogar viel härter geurteilt werden. Der oben
erwähnte Energiemangel zusammen mit dem Phlegma vereinigen
sich mit dieser mangelnden Voraussicht recht oft zu richtiger Indolenz,
zu stumpfsinniger Trägheit. Au ch von diesen Bastards
gilt, was S c h u l t z e so anschaulich von denen in K am ag g a s schildert,
sie könnten sich vieles selber machen, aber sie ziehen vor,
sich’s vom Weißen zu kaufen; sie könnten ihren Wohlstand noch
bedeutend heben, aber sie sind zu gleichgültig. Immerhin sind die
Schwierigkeiten des Landes hier viel viel größer als in Kamaggas,
so daß man sagen muß, in Anbetracht dieser Umstände leisten sie
erheblich mehr als jene und sind viel betriebsamer als jene. Die
Faulheit fiel auch sonst schon auf, L e u twe in (1908) erwähnt sie
z. B. auch.
Endlich noch Phantasie, Kunstsinn und Kunstbetätigung; die
sind schwach entwickelt, Sprache, Erzählung, Lied, Leben und
Treiben, Sitte und Brauch sind phantasiearm, inhaltsleer, nüchtern.