
Die S t ü h l e und H o c k e r bedürfen noch eines kurzen
Blickes, soweit sie selbst angefertigt sind. Das Vorbild ist der
europäische Lehnstuhl
und der zusammenklappbare
Feldsitz. A b e r indem
der Bastard diese
nachschuf, wandte er aus
der Hottentottentradition
entnommenen Motive an
(Fig. 16). Die Ledergeflechte,
die den Sitz
bilden, benützte seit alters
schon der Bur. Ob auch
er diesen Ersatz für andere
Geflechte dem im
Lederflechten kundigen
Hottentotten abschaute,
steht dahin. Die Riemengeflechte
sind zum Teil
sehr hübsch geflochten.
Die Gestelle sind aus
Fig. 16. Lehnstuhl, Bastardarbeit. Kamelbaumholz, die Stifte
bei Klappschemeln aus
_ , Eisen (fertig bezogene
Schrauben mit Muttern), das Ganze sehr zierlich und sauber g e arbeitet.
A n Stelle etwaiger Endknaufe des europäischen V o r bildes
bringt der Bastard an seinem Stuhl — d. h. an dem besonders
sorgfältig gearbeiteten — Zeugen seiner Kunstfertigkeit
an in Form von Plastiken. Da endet z. B. die Stuhllehne oben
in schön geschnitzten „Pavians“-Köpfen oder in menschlichen
Häuptern (Fig. 17.) in deren naturalistische Ausgestaltung ein Bur
mit Hut und eigener Barttracht sehr gut getroffen ist.
Vielleicht kann hier auf die Schnitzkunst überhaupt hingewiesen
werden. Die Bastards fertigen eine besondere A r t hübsch
geschnitzter Stöcke an. Es ist sozusagen
ein Mittelding, ein echtes
„Bastard“-Produkt zwischen europäischem
Spazierstock und afrikanischem
„Kirri“ (Totschläger). Der
derbe, meist aus dem Wurzelknoten
des betreffenden Stämm-
chens oder Schoßes bestehende
Knoten wird geschnitzt und dadurch
dem Phantäsiegriff eines
europäischen Stockes nahegebracht.
Es ist sehr hübsch zu beobachten,
wie der Bastard nur einige sind
derartige Künstler — seine Phantasie
von der natürlichen Form des
Holzes leiten lassen, sie erklären,
in diesem krummen Knoten stecke
;eine Schildkröte, in jenem Höcker
das Gesicht eines Pavians — und
dann werden diese Gebilde herausgeschnitzt;
die rege Phantasie des
Naturmenschen sieht — wie die
unserer K in d e r^ S in irgendwie
ungewöhnlichen Formen des rohen
Klotzes besonders lebhaft Gebilde,
Fig., 18. Spazierstock, sog. „Kirri“ .
die ihm bekannt und vertraut sind; so werden Schlangen,
Tierköpfe usw. hergestellt (s. Fig. 18). Die Instrumente zur
Herstellung sind alle europäischen Imports, gute Schnitzmesser,
Meisel usw. —
Die F e l l d e c k e n , die als Lagerstätte und als Deckbett,
auch als Bodenteppiche und, kleinere, als Sitzkissen dienen, sind
kunstvoll selbst hergestellt. Das ist fast ganz Frauenarbeit, wie
bei Hottentotten (S ch u l t z e ) . Das Gerben wird auf ganz dieselbe
Weise vorgenommen, wie es bei diesen nach der eingehenden
Schilderung S c h u l t z e s zu geschehen pflegt. Der Stein, der zum