
liefern als Ehen der betreffenden „Rassen“ (!) je unter sich — das V e r hältnis
jener wäre 105,7 bzw. 106,7, das dieser (Arg. x Arg.) 103,3
bzw. (Ital. x Ital.) 100,8! bzw. (Span, x Span.) 105,6. Ich glaube,
aus diesen Ziffern und diesem Material kann man für „Rassen“
doch wohl nichts schließen! A u ch andere Angaben beruhen nur
auf allgemeinen Schlüssen aus Statistiken, nicht auf direkten Beobachtungen;
so schließt sich S r d in k o (Arch. Gyn. 1908) D ü s in g
an, daß stärkere Kreuzung mehr Mädchen gebürten bedinge. Sie
schließen das daraus, daß uneheliche Geburten, die meist stärkere
Kreuzungen darstellen, mehr Mädchen produzieren, Juden, die in
stärkerer Inzucht leben, mehr Knaben! Mit derartig vagen A n gaben
ist doch nichts anzufangen, auch wenn die Statistiken Tausende
umfaßt! Für d i e s e Ergebnisse sind übrigens die Erklärungen
R . H e r tw ig s (Biolog. Zentralbl. 1912, Bd. X X X I I , S. 80) viel
plausibler, als jene. H e r tw ig führt das größere Überwiegen der
Knabengeburten bei Geburten aus sozial oberen Kreisen und in
ehelichen auf die hier häufiger ein tretende Überreife der Eier (infolge
selteneren Geschlechtsverkehrs) zurück. In denselben Zusammenhang
faßt er die vielfach behauptete Niedrigkeit des männlichen
Geschlechtsverhältnisses bei Farbigen auf. (Also größere
Häufigkeit der Kohabitationen und dadurch seltenere Überreife
der Eier.) Nach H e a p e (1909) soll in Cuba das Verhältnis der
Knabengeburten bei Farbigen 106,76 für eheliche und 96,76 für
uneheliche sein! Für Weiße waren die entsprechenden Ziffern
107,78 und 104,4. Dabei sind die „Farbigen“ hälftig Neger, hälftig
Mischlinge. Schon aus der Zahl für eheliche geht hervor, daß hier
kein Rassenunterschied vorliegt, daß man nicht sagen kann, beim
Neger sei im allgemeinen das Geschlechtsverhältnis ein niedrigeres als
beim Weißen. Soziale und andere Verhältnisse komplizieren diese
ganze Erscheinung derart, daß wir heute von Rassenunterschieden
noch nichts und gar von diesbezüglichen Wirkungen der Bastardierung
erst recht nichts aussagen können1).
Ein noch viel mehr erörtertes Problem der Bastardbiologie ist
die Frage der Bastardfruchtbarkeit
Ich verweise bezüglich dieses Problems am T ie r , zunächst
auf die schönen Arbeiten P o l l s (1911). — Am Menschen sind die
Fragen von einer Lösung noch sehr weit. Wenn ich hier zunächst
die Erscheinungen bei unseren Bastards in Süd west anführe,
zeigt sich, d a ß d ie F r u c h t b a r k e i t in k e in e r W e i s e
1) Anm. bei der Korrektur: L e n z (1912, .S. 164) weist besonders eindringlich
auf soziale Faktoren hin, die das Geschlechtsverhältnis beeinflussen.
g e s t ö r t is t , im G e g e n t e i l , s ie is t e in e s e h r h o h e , w ie o b en
(S. 125) g e z e i g t w u rd e , m it 7>7 K in d e rn a u f d ie E h e .
Dabei handelt es sich neben neuerem Hereinheiraten reinrassiger
Individuen (Europäer und Hottentottinnen) größtenteils um reine
Bastardfortpflanzung, also Bastard mit Bastard seit 5 6 und mehr
Generationen 1
Dem stehen andere Beobachtungen gegenüber. Die oben
angeführten Untersuchungen T i l l in g h a s t s weisen ausdrücklich
auf geringe Fruchtbarkeit von Mulatten unter sich hin, ebenso
tun es zahllose andere: aber exakte Beobachtungen, wirklich
sichere Zahlen sind es nicht, d a s f e h l t n o ch v o l l s t ä n d ig .
F e h l in g e r (1911) stellt viele solche Angaben zusammen, ich halte
die meisten für ganz oberflächliche Schätzungen und Eindrücke
der betreffenden Autoren (F is c h e r 1912). — Allerdings muß man
sagen, diese Eindrücke sind so zahlreich, daß doch eine gewisse
Wahrscheinlichkeit besteht, das Mullatten unter sich, vielleicht
auch Javaner-Europäer-Mischlinge und andere entweder zum Teil
steril oder ganz minderfruchtbar sind oder nur frühsterbende Kinder
haben, das zeigt z. B. F e h l in g e r an den Ziffern der vorhandenen
Kinder in einzelnen Staaten Nordamerikas. W ie th -K n u d s e n
(1909) ebenso v. d. V e ld e n (1911) stehen etwa auf dem gleichen
Standpunkt. Letzterer weist nach, daß die Kinderzahl von aus-
gewanderten Hamburgern, die Kreolinnen heirateten, geringer ist,
als die ihrer Brüder und Vettern mit deutschen Frauen; da gleichzeitig
die Kinderzahl von Männern, die aus d e n s e lb e n Familien
mit weißen Frauen in den Tropen und Subtropen leben, etwas
größer ist, als die der heimischen, ist der Einfluß des Tropenklimas
an jener Erscheinung unschuldig. - A b e r andererseits zeigt T h e i l -
h ab e r 1), daß die Minderfruchtbarkeit von christlich-jüdischen Mischehen
wohl nur auf sozialen psychologischen Ursachen beruht. — V e r allgemeinern
auf alle Rassenmischlinge darf man das nicht; ich
glaube, eine Zusammenstellung der in der weitverzweigten Literatur
niedergelegten „Ansichten“ und einzelner Beobachtungen hat gar
keinen Zw e ck 2) — wir müssen durch exakte statistische Beobachtungen
— Familienanthropologie — erst einmal einen soliden Grund
neu anlegen! 7
Die Verschiedenheit des Gedeihens von Mischrasssen fiel
natürlich auch sonst gelegentlich auf. Für unseren Fall macht
P a s s a r g e ( i9 o 8 ) darauf aufmerksam, daß die Europäer-Hottentotten1)
Der Untergang der deutschen Juden. München 19 1 1.
2) Die betr. Artikel des Interracial Congress, London 19 11 enthalten nur kritiklos
nachgedruckte oder kritiklos behauptete oberflächliche Ausführungen.