
Bevölkerung, und die Folge war ein rapider Niedergang d er Eingeborenen
und Bastards. Branntweinschenken, Tanzlokale, die
Möglichkeit, sich allerlei Tand zu verschaffen, die Unfähigkeit,
wirklich finanziell zu wirtschaften, die sexuelle Korruption, die in
solchen Außenposten der europäischen Zivilisation mathematisch
sicher eintritt, all das brachte die Bastardschicht als solche zum
völligen Verschwinden.
Am schnellsten ging es, wenn aus den betreffenden kleinen
Ansiedelungen Minenplätze wurden, wenn rasch ein Einwandererstrom
— die entsprechenden Abenteuerer solcher Plätze! §§■ sich
geltend machte, v. R ö h d e n (1888) schildert einige Fälle in ihren
Einzelheiten.
Gerade solche Erscheinungen zeigen deutlich und klar, wie
um g e k e h r t die Bildung und Erhaltung r i c h t i g e r B a s t a r d g
e m e in d e n nur und ausschließlich den gesunden Verhältnissen
im weiten Land draußen zu danken ist, wo der Bastard nur mit
dem Bastard verkehrt, wo er auf grasreicher Ebene ohne „S e g nungen“
der Kultur lebt und in hartem Kampf mit der Natur (besonders
gegen Dürre) und im Streit mit räuberischen Wilden sich
durchsetzt» .■Hr-v-1;
Die Gruppe also, von der die heutigen Rehobother Bastards
ausgingen, entwickelte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
nördlich der Karree-Berge, zuletzt in der Gegend von de
Tuin. Dort saßen damals eine Anzahl Buren aus alten, lange in
der Kolonie ansässigen Familien, deren Namen in der Geschichte
jener Zeit vielfach eine Rolle spielte, indem sie ihrer neuen Heimat
Landdroste, Feldkornets, Führer und Sprecher von Deputationen
usw. in großer Menge gaben. Von diesen Familien sind einzelne
Söhne auf die vorhin geschilderte A r t ausgezogen und haben mit
Hottentottenmädchen Ehen eingegangen.
Es gelang mir durch Sammeln der geradezu erstaunlich
lebendigen Tradition die Ahnenreihen festzustellen. Meist können
die alten Männer und besonders Frauen die Namen der Groß- und
Urgroßeltern, auch die Mädchennamen der betr. Mütter, lückenlos
herzählen. Die Familien sind heute weit verzweigt, so daß die
Endzweige ihre Zusammengehörigkeit nicht mehr wissen, zumal
die Weiberlinien, aber die Reihe ihrer Ahnen können sie anführen
(d. h. die Alten, während die jüngere Generation an Traditionsmangel
leider uns modernen Menschen gleicht!). Dadurch ist es
möglich, völlig unabhängige Angaben, Tradition wie sie in verschiedenen,
selbständigen Familien gepflegt wurde, miteinander
zu vergleichen, sogar Rehobother und lange davon getrennte in
Otjimbingue —- es hat sich eine wirklich verblüffende Überein-
Stimmung ergeben. Die aufs liberalste gewährte Einsicht in die
Taufregister der Mission und die Notizen, die ich mir daraus
machen durfte und endlich briefliche Angaben des Herrn Missionars
H e idm a n n über die Namen der im Jahre 1869 Ausgewanderten
haben mir völlige Bestätigung diese Angaben gebracht.
A b e r noch von anderer Seite kommt willkommene Übereinstimmung.
d e V i l l i e r s hat (1893) in drei dicken Bänden über
„die alten Kapschen Familien“ alles, was aus Kirchenbüchern und
Akten zu holen war, zusammengestellt. Und wenn ich nun meinen
Bastardangaben folge, die Ahnenreihen zurückgehe, die Generation
zu 25— 30 Jahren zählend, so komme ich fast immer zu gegebener
Zeit auf einen Buren, wie tatsächlich ein Mann des betr. Namens
— aktenmäßig nachweisbar -fj-, gelebt K a t 1). Da finden wir die
Familien B e u k e s , B e z u id e n h o u t , C o e t s e e , C lo e t e , D ie r -
g a a r t , K r u g e r , S c h a lk w i jk , S t e e n k am p , v a n W y k , v an
Z y l und mehrere andere — (dieses sind die wichtigsten und kopfreichsten).
Sie alle heirateten mannigfach untereinander, waren
mehrere Generationen miteinander verschwägert, und aus diesen
Familien kam der Grundstock unseres Bastardvolkes. E s sind
etwa 40 Mä.nner, die als Gründer angesehen werden dürfen, die
je Hottentottenfrauen hatten und deren Nachkommen sich dann
untereinander weiter fortpflanzten.
Natürlich kamen später auch noch einige andere dazu, aber
jene bildeten den Hauptstock der Bevölkerung. (Näheres s. S. 43).
Wie stark das Ineinanderheiraten war, zeigt eine Betrachtung
der Stammbäume (Anhang). Ich habe die eben angedeuteten
Ergebnisse meiner Umfragen in 23 ausgearbeiteten Stammbäumen
niedergelegt, mögen sie dem Völklein, das ich schätzen lernte,
wenn einmal die mündliche Tradition versagen wird, gute Dienste
tun und aufsteigenden Einzelnen Freude machen, für künftige
Studien aber eine gute Grundlage bilden !
2. Geschichte der Bastards bis zur Ankunft in Rehoboth
(1870).
So lebten also in den 30er bis 50er Jahren des 19. Jahrhunderts
eine Menge Bastardfamilien als kleine sozial zusmmen-
haltende Gruppen, Gemeinden wenn man will, in jenen nördlichen
1) Uber einen Mann existiert zufällig eine aktenmäßige Notiz: In einem Re-
gierungsreport von 1859 finde ich eine Aufzählung der Bastards, die zu Schietfontein
saßen; es sind (1859) in 62 Familien 536 Köpfe. Es sind 55 Familiennamen, darunter 8,
die in unseren Bastards auch Vorkommen, und bei einem heißt es : „Hermanus Mas-
dorp, a white person maried to a colored women“ ; er ist 1855 in die Gemeinde aufgenommen
worden.