
täuscht dann eventuell erbliche „Präpotenz“ der betreffenden Rasse
vor. Umgekehrt könnte man sich denken, daß einmal Umweltwirkung
ein stärkervererbtes Merkmal sozusagen zudeckt; wenn
etwa eine an sich großwüchsige Rasse in eine Kümmergegend
einwanderte, wo die Bevölkerung durch dauernden Nahrungsmangel
und sonstige Ungunst besonders klein ist, würden die Mischlinge
an Körpergröße genau in der Mitte stehen können; das käme aber
daher, daß auch auf sie jene Ungunst wirkt, sonst würden wir sie
wohl näher bei den Großen sehen (Dominanz!). Also wir würden
bezüglich dieses Merkmales g l e i c h e Vererbung von beiden Seiten
annehmen, während es ungleiche ist. —
Bei unseren Bastards käme wohl eine solche Möglichkeit des
Modifiziertseins unter den vorhin benützten Eigenschaften höchstens
der Körpergröße zu; v i e l l e i c h t noch in ganz geringem Maße
dem einen oder anderen Merkmale, aber deutlich erkennbar nicht
so, daß das Resultat verwischt oder unsicher würde. (Der Einfluß
der Umwelt soll unten noch betrachtet werden.)
Ein dritter Punkt, der unser Kurven- und Ziffernresultat endlich
beeinflussen könnte, ist in der einseitigen ersten Kreuzung g e geben.
Es gingen in die erste Mischung jeweils von der weißen
Seite nur Männer, von der anderen nur Frauen ein. Wenn wir das
Bastardierungsproblem beim Menschen gründlich studieren wollen,
müssen wir natürlich auch die umgekehrten Kreuzungen untersuchen,
die allerdings für die weiße Rasse viel seltener sind. Nach
den Erfahrungen der Zoologen und Botaniker zu schließen, dürften
allerdings für die uns anthropologisch interessierenden Merkmale
die beiden Arten der Kreuzung einerlei seinß. Im vorliegenden
Fall kann ich jedenfalls keinerlei Material zur Lösung der F ra g e
beibringen, sehr wahrscheinlich ist aber das Verhalten obiger Merkmale
unserer Bastards nicht von diesem Moment beeinflußt.
Man sieht aus all dem, man muß Vorsicht walten lassen bei
der Beurteilung der Typendifferenz, rein rechnerische Bearbeitung
genügt eben auch da nicht, es sind biologische Probleme! Ab e r
eben auf Grund aller nötigen biologischen Erwägungen können
wir für unsere Bastards den Schluß und Beweis als bündig an-
sehen: D ie V e r e r b u n g a u f d ie B a s t a r d s f in d e t v o n b e id e n
S tam m r a s s e n h e r im g a n z e n g le ic h m ä ß ig s ta t t , keine ist
i) Lenz (1912) macht es wahrscheinlich, daß die Vererbung von Haar- und Irisr
pigment mit der Geschlechtsvererbung kopuliert sein könnte, aber ebenso, daß gewisse
geistige Merkmale sich von der Mutter-Seite (mütterlichen Stammrasse) vererben, daß
also ein Bur-Hottentottin-Bastard vielleicht darin von einem Hottentott-Holländerin-Bastard
Unterschiede zeigen würde! Anm. b. d. Korrekt.
a ls R a s s e - „ p r ä p o t e n t “ ; 'w a s man vielmehr deutlich sieht, ist,
daß bestimmte E ig e n s c h a f t e n der einen oder anderen Rasse je
im Mittel überwiegen und in den Bastards gehäuft äuftreten. Das
aber ist, wie wir sahen, von der A r t ihrer Vererbung, von dem
Aufspalten nach den Mend e lsch en Regeln bedingt. Daraus ergibt
sich die Folgerung, es gibt (hier für unseren Bastardierungsfall)
keine Präpotenz der R a s s e n , sondern Präpotenz der M e r k m
a le !
Darf man das verallgemeinern? Ich meine unbedingt ja!
Ich glaube ganz sicher, daß man den M end elschen Vererbungsmodus,
der für unsere Bastards gilt, für alle Bastards annehmen
darf (Nasenform, Haarform, Augenfarbe) — , aber auch wo intermediäre
Vererbung stattfindet, also eventuell bei der Hautfarbe
der Mulatten, handelt es sich um Vorherrschen eines M e r km a le s ,
nicht einer Rasse als solcher in allen ihren Merkmalen!
J e d e Rasse prägt offenbar dem Bastard d ie Merkmale auf,
die sie als dominante besitzt (im Sinne M e n d e ls ) oder als präpotente
(bei wirklich intermediärer Vererbung, falls es die gibt).
Das erklärt, glaube ich, a lle jene auf allgemeinem Eindruck,
aber auch auf genaueren Untersuchungen v e r e in z e l t e r Merkmale
(Pigment!) beruhenden Bemerkungen über das Vorherrschen der
Farbigen in der. Vererbung und sonstiges Durchschlagen von
R a s sen ! „Dunkel“ ist im allgemeinen dominant es vererbt sich
also „stärker“ (wie man bisher sagte).
Damit ist z. B. R ip le y s (1908) Beobachtung erklärt, daß in
Amerika durch starke intereuropäische Rässenmischung ein Zurückgehen
der Hellen stattfindet. F e h l in g e r ( ig 11) macht ganz mit
Re ch t darauf aufmerksam, daß das nicht eine Reversiön auf
atavistische Verhältnisse ist, sondern eine Folge der Mendelschen
Dominanz. So ist es aber auch mit anderen Merkmalen.
H a g e n (1906) z. B. gibt Hinweise derart, trotzdem er entsprechend
jener Zeit den Standpunkt vertrat, daß die eine Rasse
durchschlage; er betont letzteres z. B. von den Malayen-Tamil-
Mischlingen; der malayische T yp herrsche, aber dann gibt Verf.
an, daß die Länge des Nasenrückens von der tamilischen, die Höhe
der Stirn von der malayischen Seite komme — also schöne Mischung
der Einzelmerkmale I Er beschreibt dann einen solchen Mischling
und gibt (seine Taf. X X X I I I ) eine vorzügliche Abbildung von ihm,
seinem Vater und dem Typus der Mutter. A u s dieser Beschreibung
und den Folgerungen, die Verf. für den Stand der damaligen Kenntnisse
mit großer Vorsicht zieht, sieht man so recht, was wir heute
den Bastardierungsexperimenten M e n d e ls und seiner Jünger ver