
stark unterstützt. A ls „Stark vorstehend“ imponierten die Wangenbeine
bei einem Viertel der Individuen der „Eu“-Gruppe (Männer und
Frauen sind dabei ohne Unterschied) und bei zwei Drittel solchen der
„Hott“-Gruppe; die „mäßig vorspringenden“ waren in genau dem umgekehrten
Verhältnis vorhanden. Die untersuchten reinen Hottentotten
bekamen ausnahmslos den Vermerk: Wangenbeine „stark“
oder „sehr stark vorspringend“, so daß also hier wieder die K on figuration
der Backen sich genealogisch „erklären“ läßt. Auch
flache Backen, die die Bezeichnung bekamen „Backenknochen
zurückliegend“ kamen bei einigen Leuten der „Eu“-Gruppe (nur
hier) zur Beobachtung (Taf. II).
Jene vorhin erwähnte scharfe Umbiegung der Jugalia nach
vorn verursacht neben dem starken Sichtbarwerden der Wangenhöcker
eine ziemliche Flachheit des Gesichtes. Das Hottentottengesicht
ist bekannt durch seine fast absolute Flachheit (s. Taf. I,
Fig. 3, 4) — auch bei Bastards sind die Gesichter mehr oder weniger
zu diesem Flächenhaften geneigt; auch hier wieder sehr deutlich in
der „Eu“-Gruppe am wenigsten; in dieser wurde nur zweimal „ganz
flach“ notiert, sonst „mäßig flach“, während in der „Hott“-Gruppe
die „ganz flachen“ zu den „mäßig flachen“ wie 1 :2 stehen. Stärker
gewölbte, scharfe gegen das sogenannte Vogelgesicht neigende Gesichter
kommen nicht vor. Wohl in kausalem Zusammenhang mit
der Flachheit steht die Orthognathie. Die Bastards sind bis auf verschwindende
Ausnahmen — wie die Hottentotten -S völlig orthognath.
Beispiele wie Taf. III, F ig . 3,Taf. VII, Fig. 3, Taf. IX , Fig. i.T a f .X V , Fig. 1
zeigen, w ie senkrecht das Gesichtsprofil herabsteigt, Vorspringen
der K iefe r vor die Stirnprofillinie kommt nach meinen Erfahrungen
so gut wie nicht vor; dagegen besteht bei solcher Gesichtsorthognathie
oft das was man alveolare Prognathie nenntpjd. h.
der Kieferrand als solcher bildet einen schnauzenartigen Vorsprung.
Dadurch, daß die Nasenpartie tief liegt, tritt er aber nicht vor die
ganze Gesichtsfläche vor. Das bemerkt auch L. S c h u lt z e sehr
richtig, er betont dabei, wie dieses schnauzenartige Vortreten durch
die Form der Lippen noch verstärkt wird. Charakteristisch im
flachen Gesicht und maßgebend für die Hervorbringung dieses
Eindruckes ist neben der wirklichen allgemeinen Flachheit die Breite,
Niedrigkeit und Flachheit der Nasenwurzel und ihrer Umgebung,
die Strecke zwischen den A u g en und Augenbrauen. So sollen
zum Schluß noch die einzelnen Gesichtsabschnitte betrachtet werden.
Die A u g e n g e g e n d erhält ihr Gepräge durch die Strecke
zwischen beiden Augen, Glabellarpartie und Nasenwurzel: In den
flachen Gesichtern sind meist die Aug en im Zusammenhang mit
einer flachen Nasenwurzel weiter auseinander gerückt als in den
Gesichtern mit mehr europäischer Wölbung und stärkeren Nasenrücken.
Die weitere Stellung der Au g en ist meßbar und offenbar
der Einfluß der Hottentotten, die sich durch sehr weite A u g en stellung
auszeichnen, wie folgende Tabelle ¡(7) beweist und wie
es F r i t s c h für den Schädel feststellte. Aber nicht nur absolut,
sondern auch im Verhältnis zur größten Gesichtsbreite stehen die
Aug en weit, wie ein Index aus Jochbreite und Augenabstand zeigt.
T a b e l l e 7.
Interorbitalbreite Index interorbito-jugalis
M. W. M. w .
Badener.., •» .
( Eu . '. . .
Bastards < Mitt , . . ' .
\ Hott ; .
H o ttento tten ...................... J
3 2>3
34.5 Ì
34.4 \ 34>9
-35.9 J
37,3
- 3 2,o
33,0 Ì
33-8} 33,6
33,7 i
35,2
22,9
. 25,0 1
25,6 > 25,6
26,1 ]
28,5
23.8
25.5 Ì
26.5 > 26,4
26.5 J
27.9
Die Bastards stehen darnach hinsichtlich des absoluten und
relativen Augenabstandes gerade in der Mitte zwischen beiden Elterngruppen
und innerhalb der Bastards zeigt sich die Blutabstufung aufs
schönste, die Hott-Grüppe rückt nach der hottentottischen, die Eu-
Gruppe nach der burischen Seite! Die individuellen Maxima allerdings
werden auch von Europäern erreicht, wenigstens absolut, Augen-
ehtfernungen von- 41 mm fand ich bei Hottentotten, Europäern
und Bastards als die größten; dagegen reichen wohl die Minima
der Hottentotten und Bastards (?) nicht so weit wie die europäischen
(Bastards 27, Badener bis 24 mm). — Da wo die Aug en weit aus-
einänderstehen, ist regelmäßig die betreffende Glabellargegend sehr
flach; nach abwärts geht dann diese Strecke ohne jede sichtbare
Begrenzung, etwa durch Einbuchtung oder Ab knickung in die
Nasenwurzel und das Nasendach über. In Profilbetrachtung ist es
eine ungebrochene, glatte Linie (Taf. VII, F ig. 4, Taf. IX , Fig. II,
Taf. X III, Fig. 4, Taf. X IX , Fig. 2). A b e r auch wo diese Gegend
mehr europäische Form annimmt, also die Nase etwas vorspringt
und damit ein Winkel zwischen Nasenrücken und unterem Stirnende
gebildet wird, ist die Glabella als solche nur schwach vorgewölbt.
Au ch Superciliarwülste sind nur ausnahmsweise vorhanden,
ebenso wie eine irgendwie tiefere Einsattelung der Nasenwurzel;
nur ein weiches Zurücktreten derselben unter die Stirn kommt
hier und da vor (Taf. X V , Fig. 18).
Beträchtet man nun das A u g e selbst, so sind da einige
interessante Beobachtungen an der L id s p a l t e zu machen. Im
allgemeinen gleicht sie der unserigen, d. h. ist etwa horizontal
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