
Die kriegerischen Ereignisse können hier übergangen werden.
Die Bastards bewährten sich durchaus, kämpften tapfer und zeigten
sich als tüchtige Verbündete. Einem Bericht des Oberleutnant
B ö t t l in , der bei den Akten des Rehobother Distriktsamtes liegt,
entnehme ich mit gütiger Erlaubnis des Herrn Distriktschefs
folgende Angaben: Vor allem leisteten sie auf dem Marsch gegen
die Naukluft „wertvolle Dienste als Wegweiser und Kundschafter“.
Es waren etwa 160 Mann. „In den Gefechten in der Naukluft
zeichnete sich besonders der einflußreiche und tatkräftige und der
deutschen Regierung mit Leib und Seele ergebene Bastard Hans
Diergaard aus, welcher sein ungestümes Vorgehen mit dem Leben
bezahlte. Der Platz, auf dem er fiel, Uhunis, wurde später von der
deutschen Regierung in Anerkennung der Verdienste des Gefallenen
dessen Witwe und Kindern geschenkt. Außer Diergaard fielen
noch in der Naukluft die Bastards Hendrik van W yk , Gert Orlam,
Alb er t Mouton und Josef V ries; verwundet wurden Mechil Diergaard,
A r ie Bok und Jakob Mouton.“ —
Ein gleiches ehrendes Zeugnis wurde auch von anderen Teilnehmern
der Witbooikämpfe ausgestellt; so nennt S c h w a b e (1904)
den gefallenen Diergaard den „besten, tapfersten, umsichtigsten
Bastard, den ich je gekannt habe“. — Im September 1894 war
Hendrik Witbooi niedergekämpft und der K . Landeshauptmann,
Major L e u t w e in schloß mit ihm einen Friedens- und Schutzvertrag ab.
Daß solche gemeinsamen Kämpfe, das Ausrücken unter
deutschen Offizieren, das Anerkanntwerden und Belobtwerden als
Hilfstruppen die Bastards in ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl
stärkte, daß sie dadurch, falls das nötig war, immer fester als
„Nation ‘ zusammengeschlossen wurden, ist klar. Zugleich wurden
sie gegen alle anderen Eingeborenen bedeutend gehoben; sie waren
bisher die einzigen, die Schulter an Schulter mit deutschen Soldaten
fochten.
Um dies Verhältnis zu festigen und zu einem dauernden zu
gestalten, schloß der Landeshauptmann mit ihnen am 26. Juli 1895
einen besonderen Vertrag ab (s. H e s s e (1904), S c h w a b e , L eu tw e in ) ,
darnach mußten die Bastards erstmals 40— 50, dann jährlich 15 bis
20 Mann stellen, die 6 Wochen militärisch ausgebildet werden,
12 Jahre wehrpflichtig bleiben und jährlich zu einer 2— 4 wöchigen
Übung verpflichtet sind. Pferde und Kleidung müssen sie stellen,
Waffen und Abzeichen stellt die Regierung. Die Wehrmänner
stehen dauernd unter militärischer Kontrolle und müssen jeden
Aufenthaltswechsel anzeigen. Für Witwen und Hinterbliebene von
außer Landes Gefallenen sorgt die Regierung nach Kräften. Zur
Vergütung für die Besorgung dieser Gestellung erhält der Kapitän
einen Jahresgehalt von 1000 Mark.
In Erfüllung dieses Vertrages erfolgte die erste militärische
Ausbildung am 1. November desselben Jahres 1895, sie wurde
Premierleutnant S c h w a b e anvertraut, der die kleine Truppe (40 bis
50 Mann) in den vorgeschriebenen 6 Wochen zu tüchtigen Soldaten
ausbildete (das einzelne, besonders die rein militärischen Dinge,
sind bei S c h w a b e (1904, S. 266— 70) ausführlich dargestellt). Bei
der Besichtigung konnte der Kommandeur sagen, er habe viel erwartet,
aber so in jeder Beziehung durchgebildete Soldaten zu
sehen, habe er sich nicht träumen lassen“ — (S ch w a b e ) .
Die ernste Pröbe auf ihre Kriegstüchtigkeit lieferten die
Bastards schon im folgenden Jahre. Sie rückten unter deutschem
Kommando Anfang 1896 mit aus gegen die Khauas-Hottentotten
und Ostherero, wobei 30 Bastards „in die erste Feldkompagnie eingereiht
wurden“. i||lg „Nach dem einstimmigen Urteil der an dem
Feldzug beteiligten Offiziere und Unteroffiziere haben sich die
Bastards in den Gefechten bei Gobabis, Siegsfeld und Otjunda
(April und Mai 1896) sehr gut benommen; vier Leute wurden
wegen besonders tapferen Verhaltens vor dem Feind dekoriert. Es
fiel der Bastard Flores Smit, verwundet wurden Paul Mac Nap
und Hans Swart.“ Im Spätsommer des Jahres hatte Premierleutnant
S c h w a b e , der die erste so erfolgreiche Ausbildung besorgt
hatte, auch die zweite zu leiten. Er wurde „hierbei durch Leutnant
Freiherrn von S c h ö n a u -W e h r unterstützt, welcher dann die A u s bildung
bis zum Jahre 1899 allein leitete. Von da ab übernahm
dieselbe Oberleutnaut B ö t t l in , der Nachfolger des vorgenannten
Offiziers in der Distriktschefstelle von Rehoboth, so daß im Jahre
1903 insgesamt 133 Bastards militärisch ausgebildet waren, während
einige 60 ihrer Reserveübung genügt hatten.“ — (Das vorstehende
nach den oben erwähnten Rehobother Akten.)
Abermals halfen sie uns 1897/98 in dem kurzen Feldzuge
gegen die Swartbooi-Hottentotten, 34 Bastards standen im Gefecht
von Grootberg im Feuer. — 1903 taten sie im Bondelzwartsauf-
stand — 60 Mann stark - I gute Dienste, wenn sie auch in einem
Gefecht nach der schweren, ihn außer Gefecht setzenden Verwundung
ihres tapferen Führers, des Oberleutnants B ö t t l in , das Unglück
hatten, über die Grenze gedrängt und dort entwaffnet zu
werden. Endlich ihre Tätigkeit im großen Hererofeldzug 1904.
Bekanntlich brach Januar 1904 so ganz überraschend der
große Hereroaufstand los und während dort die Kämpfe noch in
vollem Gang waren, der Hottentottenaufstand — so hatte die
deutsche Truppe zwei weit voneinander abliegende Kriegsschau