
wir das einstweilen jetzt nicht verstehen könnten — Merkmale, die
über die entsprechenden b e ide r Elternrassen hinausgehen, dann
würde durch diesen Bastardierungsprozeß als solchen wirklich
N e u e s enstehen und Alte s abgeändert werden, es blieben nicht
al le alten Merkmale konstant. Wir wissen ja darüber noch wenig,
aber die ersten Daten sind doch ganz aussichtsreich. Vor allem
wäre an die von Ha g e n und jetzt von mir nachgewiesene V e r längerung
des Gesichtes zu denken. Da ist an die beiden auffälligen
und man möchte sagen gar nicht recht zueinander passenden
Merkmale der heutigen . zentraleuropäischen Schädel zu denken,
mit ihrer langgesichtigen breitschädeligen') Form, eine Kombination,
die R a n k e (1912) die Hauptform nennt. Wenn sich diese Merkmale
als Fo lg e der ja vielfach erfolgten Kreuzungen herausstellten?
Ihre häufige Kombination mit Blondheit in Süddeutschland wäre
damit erklärlich! Man sieht auch hier ein Stück Bastardierungs-
problem, aber auch hier sind keine Theorien und Erörterungen
nötig, sondern Beobaehtungsmaterial! —
So führte also unsere Bastarduntersuchung zu dem Resultat, d aß
d ie N e u e n t s t e h u n g von R a s s e n , von t y p i s c h e n Zw i s c h e n formen
e twa, die n i r g e nd s n a c h g ew i e s e n ist, hier in S ü d a
f r ik a mi t S i c h e r h e i t au s zu s chl ie ß en i s t 2) und wohl im allgemeinen
als höchst unwahrscheinlich bezeichnet werden kann.
Das endgültige Schicksal einer, aus Rassekreuzung entstandenen
Population ist also entweder e in ; Beharren auf der Stufe
einer „F 2-Generation“, d. h. auf der Stufe eines Gemisches der
elterlichen Merkmale oder aber —- wenn Ausmerzung oder A u s lese
stattfindet — ein Aufgehen in der einen elterlichen Form.
Wa s bei unseren Rehobother Bastards eintreten wird, ist nicht
sicher zu sagen, das erstere ist wahrscheinlicher.
Der Begriff Rasse.
Ganz kurz soll schließlich noch die Frag e aufgeworfen werden,
ob die hier niedergelegten Untersuchungen und Ergebnisse über
Bastardierung Licht werfen auf den B egriff der Rasse als solchen,
auf die Frage, ob es sich wirklich um Rassen im Sinne von.Lokalvarietäten
oder um Unterarten oder Arten innerhalb der Menschheit
handelt. Man hat bekanntlich die Ergebnisse von Bastardierungsexperimenten
oft zur Entscheidung solcher Fragen herangezogen.
Man hat die Tatsache, daß che menschlichen Rassen unter sich
1) Also die Langgesichtigkeit zum Teil wenigstens als sogenanntes Luxurieien,
die Brachycephalie als Dominieren!
2) Damit nehme ich eine vorsichtig ausgesprochene gegenteilige Vermutung im
Korrespbl. 1909 in aller Form zurück!
fruchtbar sind, als Beweis dafür aufgefaßt, daß die Menschheit eine
einzige Spezies darstellt. B r o c a hat (in der Eingangs erwähnten
Arbeit) dagegen gestritten, gezeigt, daß es auch frei lebende Spezies
gibt, die gegenseitig unbeschränkt fruchtbar sind (Hase und
Kaninchen), S e r g i (1911) stellt sich scharf auf denselben Standpun
kt Ab e r jene Fälle sind doch Ausnahmen. Im allgemeinen tritt
bei Spezieskreuzung Unfruchtbarkeit der Bastarde auf. Der Mensch
könnte nun auch eine solche Ausnahme sein und die Minderfruchtbarkeit
wenigstens gewisser Mulatten spricht etwas dafür — wir
müßten aber erst die Grade dieser Fruchtbarkeitsverminderung
genauer kennen. Keinesfalls kann man sie als Beweis anführen
und G i u f f r i d a -R u g e r i (1910) hat Reeht, wenn er das scharf
geißelt. A b e r auch aus der A r t der Vererbung bei Kreuzung
lassen sich Schlüsse ziehen. W ie aus den bei B a u r , G o ld s e hm id t ,
Ha e c k e r , Johannsen angeführten botanischen und zoologischen
Ergebnissen zu ersehen ist, tritt die Me nd e l sehe Spaltung bei
Artbastarden wahrscheinlich nicht auf, die Vererbung ist da sehr
schwer festzustellen, denn infolge der Unfruchtbarkeit der meisten
Artbastarde ■ sind wir da von einer A n a ly se noch ziemlich weit
entfernt ^ so ist der Schluß nicht ganz bindend. Wir können
nur sagen, im Pflanzen- und Tierreich sind fast alle Merkmale, die
wir als „mendelnde“ erwiesen haben, solche des Individuums (d. h.
der Linie) oder der Lokalvarietät (d. h. hier der Rasse )1). Wa s wir
nun von Vererbung anthropologischer Merkmale wissen, scheint
ebenfalls sich nach Me n d e l spaltend zu vererben! (Die Mulattenfarbe
ist zu unsicher, um als Gegenbeweis zu gelten, zumal Mulattenhaar
zu „mendeln“ scheint.) Das ist dann also ein recht schwerwiegendes
Indicium für die Rassenatur der morphologisch unterscheidbaren
Gruppen des Menschen!
So dürfte der Schluß gerechtfertigt sein: W a s w i r ü b e r
B a s t a r d i e r u n g be im Me n s c h e n wi s s en, — Vererbungsmodus,
Verhalten der Bastarde — s p r i c h t mi t g r ö ß t e r W a h r s c h e i n l
i c h k e i t d a f ü r , d a ß d e r h e u t i g e M e n s c h e in e e i n h e i t l
i c h e S p e z i e s d a r s t e l l t u n d d i e m o r p h o l o g i s c h e n
G r u p p e n d i e B e d e u t u n g v o n L o k a l V a r i e t ä t e n , d a s i s t ,
v o n Ra s s e n haben.
1) Im P r in z ip ist es natürlich kein Unterschied, da eben Lokalrasse und Art
keine Gegensätze sind. — Ein Fall von mendelnder Vererbung bei Artkreuzung scheint
von den meisten Autoren übersehen worden zu sein. A. Behm (Zool. Beobachter,
Bd. 50, 1909) hat aus einer schwedischen Wolfin und einem grönländischen Eskimohund
vier Generationen in Inzucht erzielt, deren Haarfarbe sehr kompliziert aufspaltet