
Da gibt es zunächst A u g en , die völlig dem gewöhnlichsten
europäischen A u g e gleichen. (Häufigkeiten s. unten.) Andere
muten fremd an. Daneben sind solche, die tatsächlich ebenfalls
vö llig wie jene sind und nur zuerst auffallen, weil ihr Besitzer
dauernd, gewohnheitsmäßig die Haut in der ganzen Umgebung
aufs intensivste zusammenzieht, so daß sie sich in zahllose Fältchen
le g t, daß die Brauen herunterrücken, sich gleicherweise falten
und daß der Hautteil unmittelbar unterhalb der Brauen sich
als Falte über das Lid legt; die Lidspalte wird zu engstem
Schlitz zusammengedrückt (man sieht bei uns gelegentlich ähnliches,
wenn auch schwächer bei hochgradig Kurzsichtigen, die
keine Brille tragen) — das ist natürlich Folge der intensiven B e lichtung,
das ist eine außerordentlich häufige Erscheinung und
F r i t s c h hatte sehr Recht, daß er darauf hinwies; das Gesicht
bekommt dabei etwas sehr charakteristisches, (s. Taf. II, F ig. 3,
Taf. VI, F ig . 2) für diese Fälle stimmt F r i t s c h s Erklärung. Aber,
wie gesagt, ein genaues Untersuchen zeigt, daß der Bau der A u g en gegend
doch völlig der gewöhnliche ist.
Daneben kommen nun aber’ wie ich glaube, a n g e b o r e n e
Abweichungen vor und sie k o m b in i e r e n s i c h mit diesen G e w
o h n h e i t s b i ld u n g e n . .Zunächst steht bei manchen Individuen
der Augapfel tiefer unter seiner Umgebung, also scheinbar tiefer
in der Augenhöhle drin; natürlich wohl nur scheinbar; es ist die.
Dicke von Haut und Unterhautgewebe an Ober- und Unterlid,
das starke Vortreten der gewölbt oder gerade aufsteigenden Stirn,
was zumal bei enger Lidspalte, also scheinbar kleinem Aug e, dieses
tiefliegend erscheinen läßt, besonders in Profilbetrachtung (Taf. X V ,
F ig. 1, Taf. X IV , Fig. 3). Ab er auch von vorn ist es zu sehen,
die Caruncula lacrymalis liegt gegenüber der Oberfläche des Lidrandes
tatsächlich tief drin..
Wichtiger sind dann die Faltenbildungen. Es gibt deren
zwei, die aber ineinander übergehen können. Das eine ist eine in
der M it t e des Oberlides und wenig medial von ihr am stärksten
ausgebildete dünnere oder dickere Falte, die auf den freien Lidrand
in abwärts konvexem Bogen herunterfällt und diesen eine Strecke
weit zudeckt, so daß man da z. B. die Austrittsstellen der betreffenden
Wimpern aus dem Lidrand nicht sieht (s. F ig. 4a); nach außen und
innen verstreicht die Falte als feiner Strich, ist dabei entweder ziemlich
kurz, auf das mittlere Drittel der Lidbreite beschränkt oder aber länger,
so daß ihre Enden oberhalb beider Augenwinkel liegen (Taf. VIII,
Fig. 1, 3, Taf. V , F ig, 1, 3). Endlich kann hier und da das nasale
Ende in die andere Falte, die gleich beschrieben werden soll, übergehen.
Meist ist dabei die Falte ziemlich dick, so daß sie sich
wulstartig ausnimmt und das A u g e förmlich beschattet, es sieht
aus wie das, was der A r z t Lidödem nennt; selten ist sie ganz
dünn, als feiner Saum nur eben sichtbar. Die Ausbildung ist sehr
oft rechts und links recht ungleich, ja gelegentlich auf einer Seite
völlig fehlend, auf der anderen ziemlich s ta rk 1). Im P r in z ip ist
diese Falte auch bei uns normal vorhanden, nur viel kleiner, so
daß sie lange nicht bis an den Lidrand reicht, fast nur als Strich
angedeutet ist, natürlich individuell verschieden stark; gelegentlich
sieht man auch bei uns stärkere Grade. Typisch ist eine starke
Ausbildung dieser Falte bei Hottentotten. L. S c h u l t z e (1910)
Fig. 4 c, "
unterscheidet sie sehr deutlich von der anderen (folgenden), er
spricht von einer „stark entwickelten schlaffen oberen Deckfalte“.
Darnach haben die Bastards diese Bildung doch hauptsächlich von
den Hottentotten ererbt.
Diese selbe Falte — n u r diese — beschreibt auch P ö c h
(1911) von den Buschmännern. Er findet sie da besonders lateralis
Ich vermute,' die wulstartige dicke Falte ist bedingt durch Wucherung des
lockeren Bindegewebes, und zwar nicht nur des subkutanen, sondern auch des „zentralen
Bindegewebslagers“ , wie H. V ir c h ow ein Bindegewebspolster zwischen Tarsus und
Muskelausbreitung nennt — : (Verhandl. d. phys. Ges. Berlin 1903/4, Nr. I 4) — ; anatomische
Untersuchung wäre erwünscht.