
Mitteilungen des derzeitigen Distriktschefs Herrn Oberleutnant
H ö ls ch e r .
Diese festgesetzten p o li t is c h e n Grenzen weichen hier und
da etwas von den vorhin geschilderten n a tü r lic h e n ab: So springen
an einzelnen Stellen deutsche Farmen (die 1898 und 1900 erworben
wurden, s. unten) ins Bastardland vor, die Grenze dort jeweils
etwas einschiebend. Dadurch wird z. B. die Grenze entlang
einer großen Strecke des Schafflusses durch Farmen, die auf dessen
rechtem Ufer liegen, auf dieses herauf, westwärts zuungunsten
der Bastards verschoben, die da gerade einen schönen Uferstreifen
verloren haben. Ebenso schneiden an der Nordost- und an der
Südostgrenze einige kleine deutsche Farmgebiete ins Land ein.
Endlich liegen etwas südlich von der Mitte des ganzen Landes
eine (Tsumis) und im Südteil, am Kamfluß zwei (Safneck und
Chauchab) fremde Farmen mitten im Bastardland inne.
Die B o d e n b e s c h a f f e n h e i t des Landes kann nur angedeutet
werden, man vgl. besonders R o h r b a c h (07). Es ist ein Hochplateau,
im Mittel wohl. 1400 m hoch: Rehoboth liegt 1.450 m
hoch; das Gebirge an den Grenzen und zum Teil im Land dürfte
400, zum Teil 600— 800 m relative Höhe haben. Die Gliederung
ist eine sehr reiche, allenthalben ziehen zwischen Gräterhebungen
Flußtäler, häufig auch größere flache Hochebenen.
Die unregelmäßige Zerklüftung und Gebirgsbildung ist charakteristisch
für den Norden des Landes; die größeren Ebenen für
den Süden; aber auch im Norden kommen welche vor, so der
Plattsand, unmittelbar nördlich von Rehoboth.
Die reiche Gliederung, die vielen — natürlich oberirdisch fast
das ganze Jahr trockenen — „R i viere", endlich eine Anzahl
Quellen machen das Land recht fruchtbar, trotzdem die Niederschlagsmenge
sehr gering ist. V o r allem ist Rehoboth sehr quellreich,
es kommen da aus dem zutage tretenden Fels eine große A n zahl
warmer Quellen herauf und jede Bohrung ergiebt W a s s e r 1).
Die warme Hauptqüelle bei Rehoboth 'kommt mit 53 " Celsius
zutage (nach D ow e [02]).
A u f Erzvorkommen sei nur der Vollständigkeit halber hirno
gewiesen, sie kommen für die Bastards nicht in Betracht. Die
Minen (Kupfer) fallen ins Konzessionsgebiet der Hanseatischen
Land-Minen- und Handelsgesellschaft (Verfügung vom 26. März
igog. Kol.-Blatt 1909, S. 815).
1) Zum Teil, besonders bei tiefer Bohrung, die reichere Speisung ergibt, ist allerdings
das Wasser etwas bitter und salzig und wirkt leicht abführend, genauere Untersuchung
steht noch aus.
2. Pflanzen- und Tierwelt.
Die V e g e t a t io n ist auf Grund all dieser Verhältnisse reichlich
entwickelt.
„Nicht wenige Kenner Südwestafrikas erklären das Bastardland
im ganzen genommen für das beste Weidegebiet der Kolonie,
namentlich wenn man nicht nur auf die reichliche Quantität, sondern
auch auf die Qualität des Weidegrases sieht . . . .“ , sagt ein
so guter Beurteiler gerade der Farmverhältnisse des Landes wie
P. R o h r b a c h (1907). In der Tat sind die Grasflächen, die unteren
Teile der Täler und die »Hochebenen so recht bezeichnend für das
Bastardland. Überall das büschelweise nahrhafte W e id e g r a s d a s
in der Trockenzeit bekanntlich auf der Wurzel dörrt und dann
eine A r t Dauerfutter darstellt; keine auslangenden Regen, kein
Faulwerden oder dergleichen nimmt ihm etwas von seinem Wert,
silber- oder goldglänzend dehnen sich die Flächen. Hier fänden
noch weit zahlreichere Herden- und Wildbestände Nahrung als
das Land sie birgt. Das Vieh kann hier weiden, Stück um Stück
abäsen; lange ehe das ganze Land abgeweidet ist, treibt die folgende
Regenzeit neues Gras in Menge hervor.
Dazwischen umsäumen die Flußläufe üppige Bestände von
Busch und Baum, vor allem die verschiedenen Dornbüsche, A k a zien
usw. Insbesondere die Rehobother Gegend ist durch förmliche
„Waldbestände“ — wenigstens Parkwald ^ B v o n Kameldorn
oder Giraffenakazien und zahlreichen anderen Dorn- und sonstigen
Laubbäumen ausgezeichnet, zum Teil wundervolle alte Bäume2).
Weiter südlich von Rehoboth hört dann das Vorkommen
solcher ausgedehnteren Bestände auf, nur die Rivier-Ränder tragen
Bäume; aber eine reiche Verbreitung von sogenannten Futterbüschen,
der Ganabusch, der Brackbusch usw. stellt sich hier als
wertvolle Zugabe zum Grase ein, wertvoll besonders für Kleinviehhaltung,
wobei wichtig ist, daß hier gleichzeitig die Dorn-
gewächse sehr in den Hintergrund treten.
A u f die Pflanzenbestände der Gebirge, auf die in der R e g en zeit
üppig sich entwickelnde Vegetation der Kräuter, Blumen soll
nicht näher eingegangen, dagegen auf die Zwiebel- und Knollengewächse,
in manchen Gebieten auch die Kürbisgewächse wegen
ihrer Wichtigkeit für die Eingeborenen besonders hingewiesen
sein. In den wasserarmen Gegenden, besonders in den östlichen
Dünengebieten dienen wilde Kürbisarten, die „Tschammas“ zum
1) Betreffend der Arten der Gräser und anderer Pflanzen vgl. L. S ch u 11 z e (1907),
ferner S c h le t tw e in (1907) über ihren Futterwert.
.2) Im näheren Umkreise von und in Rehoboth ist jede Beschädigung eines
solchen Baumes erfreulicherweise vom Distriktsamt mit strenger Strafe belegt.