
Über K ö r p e r h a a r sonst kann ich mangels Beobachtung
nichts aussagen.
Kindliche Körperbehaarung sah ich einmal in Form eines
ziemlich dichten schwarzen Flaumes am Arm eines 12jährigen
Mädchens; dann hatten drei Kinder dichte feinste schwarze Härch
en 1) über die ganze Stirn von den Brauen nach oben, davon
eines (15 jähriges Mädchen) auch ein ganz feines flaumiges Schnurr-
bärtchen. Bei Frauen sah ich nur einmal (50jährige) ein wirkliches
kleines schwarzes Schnurrbärtchen, aus weichen Härchen
bestehend, bei derselben Frau war auch die Stirn mit weichem
Flaum bedeckt. Dagegen haben alte Frauen nicht selten einzelne
borstenartige Haare am Kinn oder den seitlichen Teilen der
Oberlippe.
Von den Altersveränderungen ist wenig zu berichten. Wechselnd
früh, wie bei uns, tritt allmähliges Bleichen auf; ganz alte Personen
haben schönes, glänzendes weißes Haar (Taf. 111, F ig. 2). Glatzenbildung
ist selten, geringere Grade kommen aber vor, so Haarausfall
a n ; den Stirnecken, dann allgemein starke Lichtung auf dem
Scheitel. Auch bei jugendlichen Individuen kommt Haarausfall
vor, ein 2ojähriges Mädchen hatte eine ziemlich große, fast
kahle Stelle am Scheitel, der Druck der dauernd getragenen K op ftücher
und der oft darübergesetzten Haube mag hier mitgewirkt
haben.
D ie m i k r o s k o p i s c h e U n t e r s u c h u n g der Haare konnte
an 25 Kopfhaarproben vorgenommen werdend Die Dicke wurde
mittels eines Okularmikrometers (mit Teilstrichen von 0,0075 nim)
gemessen.
Die Dicke schwankt nicht sehr, sie beträgt bei Männern
0,0975-— 0,165 mm- Diese Ziffern geben Durchschnitte, und obere
Grenzen an (es gibt natürlich viele dünnere Haare und kann hier
und da mal ein dickeres geben), die Mehrzahl der Männer dürften
Haar von dieser mittleren Dicke haben. Das Frauenhaar ist eine
Kleinigkeit dünner, 0,06— 0,1.35 mm und dieselben Werte finde ich
fürs Kinderhaar.
Bei Männern, Frauen und Kindern kommen neben ungefähr
runden bis rundovalen Querschnitten auch stärker ovale vor, so
daß das Haar also etwas abgeplattet ist. Diese Haare legen sich
stets in Windungen, gelegentlich sind sie richtig korkzieherartig
gewunden. Der kleinere Durchmesser solcher Querschnitte geht
bis zur Hälfte des großen herunter.
1) Man denkt unwillkürlich an das Haarkleid, das S tu h lm an n von Akkamädchen
beschreibt; es wäre sicher lohnend, diese Frage bei Hottentotten und Buschmännern
eingehend zu verfolgen!
Die-Dicke und Form des Bastardhaares gleicht also bald der
des Europäer- bald der des Hottentottenhaares, (Ich messe an
10 Hottentottenhaarproben Dicken von inj Mittel 0,075 bis 0,135,
wobei ebenfalls das Frauenhaar etwas dünner ist als das Männerhaar.
; Wie schon F r i t s c h und andere betonen, sind hier die abgeflachten
die Regel.) —
Die Verteilung und Breite von Mark und Rinde, die Lagerung
und Beschaffenheit des Pigmentes böt keinerlei Besonderheiten.,
Die Farbe des Haares.
Über die Hälfte der erwachsenen Bastards haben wirklich
schwarzes Haar und ein gutes weiteres Drittel dunkelbraunschwarzes.
Von 136 Erwachsenen haben nur fünf noch die Haarfarbe Nr. 5
der F is c h e r s c h e n Tafel, also ein dunkles Braun, noch vier den
nächsten Ton und noch einer die Farbe Nr. 7. Erst Nr. 8
der Tafel ist „Blond“ in dem Sinn, wie es A m m o n und R e t z i u s
in ihren anthropologischen Erhebungen benannten. Blonde erwachsene
Bastards wurden also nicht gefunden. Die Verteilung
der Farbtöne nach den drei Gruppen zeigt immerhin noch die
Hott-Gruppe als die dunkelste, sie enthält mehr wirklich schwarze
und um e tw a . ebensoviel weniger braune und lichtbraune, wie
folgende Tabelle zeigt.
T a b e l le 12.
Verteilung der Haarfarben (in Prozent).
echt schwarz braunschwarz dunkelbraun hellbraun
. Nr. 27 Nr. 4 Nr. 5 + .6 • Nr. 7
26 Eu-Gruppe Ï 46 38 12 ':'-4
68 Mitt-Gruppe . . . . B l . 38 6 0
42 Hott-Gruppe 59 36 ■ . 5. 0
Geschlechtsunterschiede sind nicht deutlich geworden, es möchte
fast scheinen, als ob unter den Frauen relativ mehr wirklich schwarze,
auch relativ mehr braunschwarze seien, die Prozentziffern lauten s o 1),
aber die Zahl der Gesamtindividuen wird, wenn man die drei
Gruppen auch noch je geschlechterweise teilt, sehr klein, da spielen
die Einzelheiten der Blutmischung (ob etwa erst jüngst europäisch
„aufgekreuzt“) doch eine große Rolle, so daß nichts sicheres ausgesagt
werden kann.
D a s K in d e r h a a r ist erheblich anders gefärbt. Hier sind
von i/6 Kindern nur 13% echt schwarz,. 28%' braunschwarz
1) S. Anm. zu Kapitel „Vererbung der Haarfarbe“ .