
Der Variationskoeffizient schwankt zwischen 2,9 und 12,5,
bei den Badenern zwischen 2,3 und 14,58. Und die Vergleichung
der Werte für die Einzelmerkmale zeigt entsprechende Übereinstimmung.
So ist z. B. die stetige A bw e ich u n g , der relativen
Arm- und Beinlänge für Bastardmänner geringer als für die
Badener, der Unterschied ist so groß, daß er auch durch die Zuzählung
des wahrscheinlichen Fehlers nicht ausgeglichen wird.
Dieser letztere ist natürlich entsprechend der geringen Individuenzahl
ziemlich groß.
So sehr gleicht also die Bastardgruppe bezüglich der
Variabilität unserer badischen Bevölkerung. Man fühlt sich zum
Schluß, daß eben auch unsere zentraleuropäische Bevölkerung ein
völlig unausgeglichenes Bastardgemenge ist, förmlich gedrängt.
Ganz hübsch zeigt sich, am schönsten an der Körpergrößenvariabilität,
daß die badischen Männer „ausgelesen“ sind (Soldaten
eines 1. Bataillons): ü-WDie
Kleinheit meines Bastardmateriales schadet nicht viel,
das lehrt die Vergleichung der beiden letzten Rubriken; wenn ich
43 statt 100 Individuen habe, ist der wahrscheinliche Fehler größer,
aber der Variationskoeffizient selbst kaum verändert.
Ab e r auch wenn man eine Vergleichung unseres Materials mit
den bekannten sogenannten ,-,einheitlichen“ Serien anstellt, zeigt es
sich gar nicht um so viel stärker variabel als jene. Au s P o n ia -
tow s k is ( i9 ii)b e q u em e r Zusammenstellung entnehme ich die Werte
der Standardabweichung des Längen-Breitenindex für (R a n k e s )
900 Altbayernschädel zu 3,47 1), für 131 englische Schädel (G r a b f e 1 d)
3,26, für 130 Nagada 2,8b® und setze für den Kopflängenbreitenindex
der Bastards jenen Wert mit 2,51 und (weiblich) 2,23 daneben. D ie
V a r i a b i l i t ä t d e r K o p f fo rm d e r B a s t a r d s is t a ls o d a rn a c h b e m
e s s en — und es ist unser bestes Variationsmaß •— n ic h t g r ö ß e r
a ls d ie je n e r g u te n S e r ie n ! Das Resultat beleuchtet grell die
Berechtigung der J o h an n sen sch en (1909) Mahnung, daß e in
S tu d iu m d e r V a r i a b i l i t ä t n i c h t o h n e d a s E r f o r s c h e n
d e s E r b l i c h k e i t sm o m e n t e s d u r c h g e f ü h r t w e r d e n k a n n ,
indem Varianten, die persönlich gesehen, ganz identisch sind,
dennoch ganz verschieden sein können, wenn sie durch das
Erblichkeitsverhalten analysiert werden; er weist ganz besonders
darauf hin, daß „eine sehr ideale Verteilung (sc. der Glieder
einer Variationskurve) durchaus keinen Beweis dafür abgibt, daß
etwa nur ein einziger Typus öder nur ein einziger Mittelwert
1) Die wahrscheinlichen Fehler der drei Zahlen sind 0,06 ¡H 0,14 — 0,12 die
der beiden Bastardgruppen 0,21 und 0,16.
vorliegt, um welchen die Individuen variieren“: Eine bessere
Illustration als vorliegende kann sich J o h a n n s e n s ausgezeichnetes
Lehrbuch nicht wünschen, aber wie wenig wird seine Mahnung
beherzigt und was wird alles aus Schädelserien geschlossen, über
derCn Biologie wir nichts ahnen!
Dabei muß noch einmal betont Werden, daß unsere Bastards
nicht etwa tatsächlich d o ch homogen zu e in e r neuen Rasse geworden
sind, wie es die Kurven und der Variationskoeffizient samt
Standardabweichung darzutun scheinen. Nein, es sind Gemische
tollster Zusammensetzung,! das zeigt der unten ziffernmäßig nachgewiesene
Mangel fast jeder Korrelation der Einzelmerkmale, das
zeigt die Möglichkeit, genealogische Gruppen zu trennen und damit
auch körperlich europäer- und hottentottenähnlichere zu isolieren,
das zeigt ferner die Tatsache, daß dritte, vierte bis achte Generationen
der Mischung im Gemisch nebeneinander sind, die nicht
g le i c h m ä ß ig homogen sein k ö n n e n , das zeigt endlich der
Augenschein, wie ihn dem Verfasser die Natur, dem Leser die beigegebenen
Tafeln und die oben gegebene Beschreibung liefern!
Eine weitere Frage, die sich bei der Untersuchung der Variabilität
erhebt, ist die, ob mit dem Fortschreiten der Generationen,
also mit der auf gleichmäßiger Bastardierung beruhenden Entfernung
von den Stammrassen die Variabilität ab-, die Homogenität
zunimmt. Wird die betreffende Gruppe allmählich mehr einheitlich,
man k ö n n te . sagen konsolidiert sie sich? Da wir gesehen
haben, daß die meisten Merkmale sich nach den M e n d e l sehen
Spaltungsregeln vererben, kann schon theoretisch diese Frag e verneint,
werden, soweit nur die Vererbung in Betracht kpmmt. Immer
wieder werden die „reinen“ stammelterlichen Merkmale durch Spaltung
zum Vorschein kommen, dauernd werden also hier europäische
und hottentottische Merkmale vorhanden sein, neben wirklich
intermediären, falls solche intermediäre Vererbung doch vorhanden
sein sollte und äußerlich - phänotypisch - intermediären,
die heterozygote Dominanten sind. So werden also, spätere Generationen
.eF theoretisch für immer — stets wieder a l le Merkmale
der früheren in der Population vertreten haben, sogar (unter bestimmten
Verhältnissen) genau im Verhältnis einer zweiten Bastardgeneration
(F*); Und doch wird eine spätere Generation im Ganzen
einen anderen Eindruck machen!
Es wird gleich (folgendes Kapitel); gezeigt werdet!, daß die
einzelnen Merkmale sich ohne Korrelation vererben; dadurch wird
aber, j.e größer die Bevölkerung ist — je weiter sie sich von den
Ahnenrassen entfernt A - um so kleiner die Chance für ein Einzel