
Und nun tritt hier ein, was überall, wo Familiennamen und
relativ wenig Vornamen in kleineren Kreisen bestehen, eintreten muß,
zahlreiche Individuen führen völlig gleiche Namen. Und überall
kommt der Mensch auf denselben Ausweg, er führt besondere
Rufnamen (Übernamen — Beinamen) ein und die eigentlichen
Namen werden fast nicht mehr gebraucht, fast vergessen, soweit
sie nicht in den Rufnamen mit eingehen. S c h u l t z e zeigt, wie
bei Hottentotten, wo eine komplizierte Namensübertragung von
Eltern auf Kinder erfolgt, also Familiennamen bestehen und übertragene
Vornamen, genau aus diesen Gründen Beinamen, R u fnamen
vergeben werden, wobei Eigenheiten des betreffenden herhalten
müssen, körperliche, geistige Schwächen, Zufälle. Der
Hottentott zeigt sich dabei als feiner Beobachter und sarkastischer
Spötter. Dasselbe zeigt aber S c h o n k e n auch vom Buren, auch
da leistet sich leiser Spott und Humor charakteristische - Namengebung.
Am ausführlichsten hat diese' Vorg äng e für ein süddeutsches
Dorf K . B e r t s c h e (1905) verfolgt, hat hunderte von
Ruf-, Über- und Schimpfnamen nach Entstehung und Verteilung
untersucht. Die Quellen, die er aufdeckte, die Art, wie die Namen
entstehen, ist genau zutreffend für die Bastards. Ich erfuhr von
folgenden (Einteilung ziemlich nach B e r t s c h e ) :
1.Die gleichen Taufnamen werden verschieden benützt, in Koseformen,
Abkürzungen usw. Jakob und Koes, Petrus, Piter, Pit usw.
2. Vaters Vorname kombiniert sich mit dem des Sohnes
oder der Tochter oder der Frau. Das sind bei weitem die
häufigsten Fälle.
Dabei wird nicht unsere Genetivverbindung benützt, wie etwa
Jakobs Hans oder Johanns Marie, sondern die Bezeichnung als
„Sohn , so z. B. Johannes Örlam Wilhelmsohn, Christian V re y
Jansohn und viele andere; gelegentlich bleibt die Verwandtschaftsbezeichnung
weg, aber die Hintereinanderstellung bleibt Sanna
Beukes Dolf (ihr erster Mann hieß Adolph) oder Wilhelm Beukes
U lf (sein Großvater hieß Ulf).
3. Berufsnamen: S t a t t des Namens wird einfach der Beruf
genannt: Kapitain, Skoolmeester (Mathäus Gertze), Küster (Jacob
Moüton); oder der Name und der Beruf, Albert Mouton-Rat;
Dirk Magistraat (v. W yk ); das geht dann gelegentlich auf die
Kinder über: Johannes (v. W yk ) Kapitainssohn, Gert (v. Wyk)
Ratssohn. — Margarete Vries Wewena (Witwe).
4. Nach der Heimat: hier wird gelegentlich die Farm g e nannt:
Petrus (v, W yk ) Azab (Azab soll der Name einer Farm
sein); Dirk (v. Wyk) Koloni (angeblich, Weil er später aus der Kap-
kolonie kam).
■ 5. Vielmehr liegt es den Leuten, nach Eigenheiten die betreffende
Person zu benamsen; dabei kann Tauf -und Familienname
dazu kommen oder fehlen, je einer oder beide.- Nach körperlichen
Merkmalen: Swart A r i (v. Wyk) ; Kort Johannes (v: Wyk); Groot
Gil (Mechil Diergaard) und Klein Gil (Diergaard), jenes Sohn:
Petrus groot Gil-Sohn; David Engelbrecht Gröot und David E ng elbrecht
Klein; Swart A r i (v. Wyk). — Dann nach dem Alter:
Willem Morkel di Eerste (d. h. der Ältere);-Clas Witböi Out (alt)
oder Willem Morkel Ouderling (der Ältere); Mathäus Benz Ouman;
Oujan (Jan Koetse).
6. Eine weitere Gruppe geht schon ins Gebiet der Spott- oder
gar Schimpfnamen über, von gutmütigem Scherz bis zu bösem
Hohn. Da sind körperliche Mängel:
Willem Agpound (v. W y k Achtpfund, weil er so sehr zierlich
und leicht); Stoffel Koelfoot (v, W y k — Kugelfuß, weil er
etwas klumpige Füße hat); Hendrik Stokki (Beukes. — mager wie
ein Stecken); Andres Huppel (Koetse S - x-beinig); Willem igome
(v. W y k — 1 bedeutet den sogenannten Cerebral-Schnalzlaut, das
hottentottische Wort Igome bedeutet stumm sein; — der Mann
stottert etwas). A u f geistige und andere Eigenarten zielen folgende
Namen ab: Willem Redebaar (Vries, der viel und gern redet); Jan
Snork (v. W yk , der in der Kirche einschläft und schnarcht); auch
Snorks Sohn wird weitergebildet, ebenso Snorks Katharina; Koes
Links (Koes = Jacobus Diergaard, der Linkser ist); dasselbe bedeutet
Hendrik (v. W y k ) Hotti (der die Peitsche auf der „Hott“-
Seite, statt auf der „Har“- [her zum Fuhrmann]’ Seite führt). A u f
seine vie len.Reisen spielt Friedrick Bocks Namen „Dorland“ an;
Petrus Natal soll fein Beukes heißen, weil er einmal renomiert habe,
er käme aus Natal, ähnlich gibt es Petrus Job Natal.
6. Eine andere Gruppe Beinamen ; sind : die aus der Kinderzeit
gebliebenen Kose- und Kindernamen. Josef Cläasen Titi (wie
ihn speziell sein Großväter stets gerufen haben soll); Bobi (== Mechil
Koopmann); Hendrik Matuk (==: v. W y k (— Matuk soll Kinder.-,
name sein?); Gill Kullak' (v. W y k soll als Kind Kulli gerufen
sein); Jakob (Koetse). Gail: (Golli’je soll der, weiße Pieck an der
Stirn der Pferde heißen, Kosenamen für ein hellblondes Kind);
Samuel Köoprriarin Docki und Sara Koopmann Rutti sollen auch
Kindernamen sein.
7. Endlich wirkliche Schimpfnamen, Friedrich v. W y k Pisieif
und Gert v. W yk Piephahn — die Deutung ist wohl sicher eine
indezente, ich konnte , sie nicht erfahren. Die Namen Matros,
Tauber, Titzi, Dinikas sind nicht zu deuten, „Matroos“ kommt als
Name für Eingeborene und als Ochsenname vor.