
Die Kurven sind außerordentlich instruktiv, die M o ll is o n -
sche Methode hat sich sehr gut bewährt.
Die Wahl der Merkmale ist natürlich willkürlich, ich habe
sechs Indices aus Kopf- und Gesichtsmaßen, dazu die absolute
Lippendicke, dann die Körpergröße und drei Proportionsmaße der
Extremitäten gewählt; dazu wurden noch vier absolute Rumpfund
Extremitätenlängen gefügt, rechts etwas abgetrennt, weil sie
ja eigentlich in den vorhergehenden relativen Werten schon stecken.
Zunächst zeigt die Vergleichung der Männer und Frauen,
daß sie prinzipiell übereinstimmen. Die Hottentottenkurve (punktstrich)
beruht ja jeweils nur auf ganz wenigen Individuen; da
dürften die Unterschiede rein zufällige sein: die Frauen sind besonders
klein (relativ zu den Bastardfrauen), haben (relativ) etwas
schmäleren Interorbitalraum und etwas dünnere Lippen, längeren
Rumpf und kürzere Arme (alles im Vergleich mit Bastardfrauen)
gegenüber den Hottentottenmännern (im Vergleich mit Bastardmännern).
In diesen Punkten gehen also die betreffenden Linien
beiden Kurvensysteme nicht ganz parallel. Die badischen Männer
und Frauen unterscheiden sich ebenfalls in ein paar Punkten, wobei
natürlich wie vorhin nicht die typischen Geschlechtsunterschiede
in Betracht kommen, die natürlich die Bastards auch haben und
die durch die A r t der Konstruktion der K u rv e wegfallen, soweit
sie allen Gruppen zukommen. Die badischen Männer haben viel
schmälere Nasen (die auffällige tief herabreichende Zacke an der
Kurve!), auch ziemlich viel längere Gesichter, schmälere Stirnen,
nicht ganz so breite Schädel — die absolute Länge von Rumpf
und Gliedern ist besonders groß, all das dürfte auf der Auslese
des Materiales beruhen, wie oben S. 68 gezeigt wurde. Statt
der Körpergröße von Badenern wurde die von Holländern einge
fügt und bezüglich der Kopfform wurde der badische und holländische
Wert nebeneinander gesetzt.
Von diesen Unstimmigkeiten im Vergleichsmaterial abgesehen
zeigen die Kurven nun sehr schön die Mittelstellung der „mittleren“
Bastards, die dem Europäer genäherte der „Eu“- und die dem
Hottentotten genäherte der „Hott“-Gruppe. Wäre z. B. die Ähn lichkeit
der Bastards mit den Hottentotten viel größer als mit den
Badenern (schlüge also die Hottentottenrasse mehr durch, wie man
oft hört), so müßte die Strich-Punkt-Kurve viel weniger starke Zickzack
aufweisen wie die ausgezogene, vor allem müßte sie viel öfters
innerhalb der 100%-Linie bleiben; das ist aber nicht der Fall. Die
Hottentottenkurve (s. v. v.!) überschreitet diese Linie an drei
Punkten oder wenn man männliche und weibliche kombiniert, in
vieren, die badische K u r v e tut es ebenfalls ge rade in drei b zw - J ier
solchen. Je in den betreffenden P u nk ten ist also die Ä h n lich k e it
_ und wir sagen einstweilen infolgedessen: die V e re rb u n g sk ra ft
der b e t r e f f e n d e n Stammrasse be züg lich der Bastards g rö ß e r als die
der anderen. Man kann aus den K u r v e n mit aller Bestimmtheit
sagen, die Bastards sind w e d e r den E u r o p ä e r n n o c h den
Ho t t e n t o t t e n irg en dwie au ffä llig näh erg erück t, sie halten, wenn
man die E igensch aften zusammenfaßt, e tw a die Mi t t e e in . i ic^
b e rück sichtigt sind hierbei die „Fa rb en “ und die Haarform, da sie
sich nicht in Maßzahlen b ringen lassen.) Sehr schön z e ig t sich
ferner, wie im g a n z e n die P u n k t -K u r v e der Punk t-Strich-, die
g la tt gestrichelte der au sge zogen en K u r v e folgt, d. h. die Eu- der
Europäer-, die Hott- der Hotten totten-Ku rve, dabei sind sie aber
deutlich bestrebt, die starken E xkursion en jener beiden abzukurzen;
nur an einem einzigen P u n k t überschreitet die „E u “ -Lmie die
loo-Vo-Grenze - die K ö rp e rg rö ß e der „E u “-Individuen beider G e schlechter
ist besonders au ffä llig (und .an der Männerku rve sieht
man, daß es besonders die absolute B e in län g e ist!) - sonst sind
E u “ und „H o tt“ eben doch echte Bastards.
W en n man nun noch einzelne Merkmalspunkte auf der K u r v e
betrachtet, wird vieles besonders anschaulich, was schon die Ziffern
im Anatomischen T e il erkennen ließen. N ur e inige P u n k te seien
hier nochmals erwähnt: D e r ganz besonders starke A u s fa ll der
Kop ffo rm der Badener zeigt, daß eben nicht sie, sondern Hofländer
die A hn en w a ren , - A n drei Punk ten sind die K u r v e n beider
Stammrassen a n d e r s e l b e n Seite der 0~Lime, m diesen E ig e n schaften
steht also der Bastard nicht zwischen jenen, sondern ube -
trifft beide! E s ist der Gesichtsindex der F rau en (beim badischen
Mann- wohl Auslese!), der In d e x fronto-jugalis und die K ö rp e rg rö ß e
(der M Ü W M der Bastard hat eine beide Eltern an B re ite ube -
treffende Stirn, ein läng ere s Gesicht als beide; die K rP®r g r °
ist über derjenigen beider Eltern, w ie an der F rau en k u rv e deutlich
zu sehen ist, während es an der Männ erku rve durch die zufahs-
bed ing te V e rk le in e ru n g des Bastardmittels etwas ve rd eck t ist D aß
das Bastardmittel zu n iedrig ist, z e ig t sich in der K u r v e daran,
daß der betr. P u n k t der „H o tt“-K u r v e auf der P usseite liegt.
Ebenso ze ig t die L a g e der Pu n k te für relative (bei den Frauen
auch absolute) B e in län g e , daß die Bastards beide Stammrassen
Übertreffen. A lso alle oben schon festgestellten Eigenheiten
kommen deutlich zum A u sd ru ck , ein Zeichen fü r die Brauchbarkeit
der Kurve. . ... K H j
Neben die Kurvenbetrachtung sollen einige ziffernmäßige
R e su lta te ;g e s te llt werden. M o l l i s o n (1910, S. 158) führt aus, wie