
er läßt sehr oft Wang e und Hals frei, die Backe ist oft ohne jedes
Härchen (s. Taf. V , Fig. 4). Sehr deutlich zeigt sich im Bartwuchs der
Grad der Blutmischung. Fälle, die man als dichten (wenn auch
kurzen) Bart bezeichnen muß, sind unter Männern von der Mitte
der 30er an: unter 9 der Eu-Gruppe neunmal, unter 16 der „Mitt“-
Gruppe nur dreimal und unter 12 der „Hott“-Gruppe nur einmal.
A lso diese letzteren geben die auffallendste Bartarmut oder Spärlichkeit.
Bei alten Männern, jenseits der 50, trifft man etwas häufiger
große Vollbärte, die bei manchen Lippen, Kinn und oberste Halsteile
bedecken (s. Taf. III), während bei anderen die Wangen und
der Hals mehr frei bleiben. Endlich gibt es auch Alte,- die,
dauernd nur ganz spärlichen Haarwuchs an Oberlippe und Kinn
haben, also keinen richtigen Bart (Taf. VIII, Fig. 3, Taf. IX , Fig. 3).
W ie sind nun diese Erscheinungen zu erklären? Daß der Bart
etwas später zu sprossen beginnt, daß er aber dann vor allem viel
langsamer wächst als beim Europäer ist sicher, ebenso daß seine
Ausdehnung oft eine andere ist — Freibleiben von Wangen und
Hals. — Dagegen sind die Vollbärte der Alten nicht ganz einwandfrei
zu erklären. Bekommen die 30— 50jährigen bartarmen
Männer noch nachträglich stärkere Bärte, haben also die „Alten “
solche, nur weil sie eben bedeutend älter sind? Wächst also in
bedeutend vorgerücktem Alte r der Bart noch stark nach? E s
wäre nicht einzigdastehend; für Japaner gilt wohl ähnliches.
Ab e r es wäre auch möglich, daß dort auch unter diesen
Greisen ein paar mehr sind, die etwas mehr europäische als
hottentottische Erbmasse besitzen; man findet das Umgekehrte,
geringen Bart auch in hohem Alte r und nähere Hottentottenahnen
ebenfalls.
Ganz sicher läßt sich die Sache nicht entscheiden — in 10
bis 20 Jahren wird es ein leichtes sein, auf Grund beiliegender
Bilder die Frag e zu lösen.
Auffallend ist die Bartarmut nicht, wenn man die Hottentotten
vergleicht. Hier ist, wie ich F r i t s c h völlig bestätigen
kann, der Bart „stets nur schwach entwickelt, dabei ebenfalls
kraus und struppig; er tritt auf als Schnurr- und Kinnbart, eigentlicher
Backenbart findet sich in der R e g e l nicht“. Richtig weist
L. S c h u l t z e , im übrigen dieses bestätigend, auch auf das Fehlen
der „Behaarung des Mundbodens und des Halses“ hin. Über das
Spätauftreten des Bartes finde ich dort nichts, habe aber nach
eigener Beobachtung ganz den Eindruck, als ob auch beim reinen
Hottentotten die oben geschilderte zögernde und späte Bebartung
die R e g e l s e i1).
Interessant ist für diese Zusammenhänge zwischen Bartwuchs
und Mischungsgrad eine Bemerkung von S t e f f e n s 2), daß genau
dasselbe für Mischlinge zwischen Semang und Malayen zutrifft,
„dort steht die Behaarung in beinahe demselben Verhältnis zu der
Beimischung“ (nämlich von Malayen).
Das Einzelhäar des Bartes ist dick, so gut wie immer leicht
kraus, dabei; struppig und hart. Nur zwei Fälle sah ich, wo
Schuürrbarthaare mehr gerade waren (allerdings vielleicht stark
beeinflußt durch Bürsten und Pomade).
Die W im p e rn und B r a u e n endlich sind nicht sehr schön
entwickelt. Die Wimpern sind kurz, ziemlich hart, g ebo gen;
schöne lange weiche Wimpern wird man vergeblich suchen; auch
scheinen sie - mir nicht allzu dicht zu stehen. Im A lte r sind sie
stark reduziert.
Die Augenbrauen ziehen mit geringem Schwung und sind
schwach - entwickelt. Besonders die seitlichen Teile sind ganz
spärlich, oft nur von einzelnen ganz dünnen und kleinen Härchen
gebildet; die nasalen Enden sind etwas stärker, gelegentlich allein
vorhanden, so daß die Braue über der Mitte des Aug es so gut
wie aufhört. Wo sie also immerhin in der überwiegenden
Mehrzahl jugendlicher und reifer Personen — normal vorhanden
ist, zeigen die. Brauenhaare die gewohnte Anordnung, bei stark
kraushaarigen Individuen sind sie ebenfalls locker gekräuselt, stets
kurz und nie sehr dicht. Einmal s a h . ich Verwachsung beider
Brauen über der Nasenwurzel. Niemals scheinen im Alter, wie so
oft beim Europäer, die • nasalen Teile der Brauen zu starkem
buschigen Wachstum zu neigen. Man möchte , das fast erwarten,
wenn; man die. oft wulstartig ..vorgeschohene und gerunzelte
Brauenhaut dieser Gegend bei alten Männern das A u g e beschatten
sieht (s. Taf. I I I , . IV), aber nein ^ man überzeugt sich, daß
umgekehrt bei Alten, Mann und Weib, d ie . Brauenwülste viel
haarärmer, gelegentlich so gut wie kahl geworden sind.
Ich- .sah bei. alten Hoftentoften gelegentlich dieselbe Erscheinung, sie
fällt beim Bastard meist noch mehr. .auf,, weil er gleichzeitig bartrei’cher
ist.als jener. Sonst ist über die Brauen der Hottentotten wenig bekannt,
Schultze. (1907)'.nennt sie ¿meist kurz und schmal, dazu dünn behaart’
medial -verhältnismäßig amdichtesten . l!i. ; . bald geradlinig, bald gebogen
. . . Fr.itsöh' und andere haben nichts darüber.
1) Das späte Eintreten scheint für viele Rassen zu gelten, es ist. z. B. für die
Japaner bekannt.. Die eigentümliche Form... scheint eine sehr primitive, S a r a s in zeigt
sie für die Wedda, Toala u. a., M a r tin für die Senoi.
2) Zeitschi f. Ethnol. 1897, S. 179.