
allerdings oft, P lo ß -B a r t e l s stellt die Angaben in dem bekannten
Werke zusammen und gibt eine Anzahl Abbildungen. Ab er ich
glaube, die betreffenden Autoren finden solche Mischlingsgesichter
nur schön im Vergleich zu reinrassigen Farbigen; sonst möchte
man die Gesichter eher pikant oder interessant hübsch nennen, weil
sich ein überraschendes Nebeneinander der beiden elterlichen Merkmale
findet. Neben wirklich schöne ebenmäßige reineuropäische
Gesichter lassen sich jene doch nicht stellen!
Wenn man endlich das Gesicht des Menschen seiner Seele
Spiegel nennt, könnte man versucht sein, aus dieser geradezu unübersehbaren
Mannigfaltigkeit dieser Spiegel schon an sich auf entsprechende
Ungleichheit, ja Disharmonien der geistigen Eigenschaften
zu schließen. Und die Beobachtung bestätigt die Richtigkeit
des Schlusses. Gebildete Rassenmischlinge — vor allem solche
aus zwei stark differenten Rassen — fühlen selber die zwei Seelen in
ihrer Brust! Die so außerordentlich verschiedenen Urteile über
Charakter und geistige Fähigkeiten von Bastarden beruhen darauf.
Ich bin überzeugt, jene feinsten, uns noch völlig verborgenen morphologischen
Unterschiede des Gehirnes, die die geistigen Rassenunterschiede
(Nuancen des Gefühlslebens, die Verstandeskräfte, Temperament,
Charakter usw.) bedingen, vererben sich alternativ; da
m ü s sen dann Milliarden von Kombinationen entstehen!).
Auch hier dürfte das Bild, das uns die Völkerpsychologie
Europas, Vorderasiens usw. bieten, sich aus solcher Annahme heraus
deuten lassen. — Was unsere Südwestafrikabastards anlangt, wird
die Lektüre der im Kapitel „Ergologie“ erfolgenden Besprechung der
geistigen Fähigkeiten das eben Behauptete in deutliches Licht
setzen, die Annahme aber dieser alternativen Vererbung wird uns
vieles aus dem Seelenleben der Bastards verständlich erscheinen lassen.
Die oft gehörte Behauptung, Bastarde (zwischen sogenannten
höheren und niederen Rassen) seien geistig, speziell moralisch stets
schlechter als beide Elternrassen, könnte z, B. in diesem Lichte verständlich
werden. Die „schlechten“ Anlagen wären eben dominant
und kämen infolgedessen viel häufiger (oder bei Mischlingen
1. Grades allein) zum Vorschein. Ab er es fehlt dieser Behauptung
jede wirklich zuverlässige statistische Grundlage, jede Spur eines
Beweises, ich halte sie für völlig irrig, wie unten ausgeführt wird.
Um die alternative Vererbung geistiger Eigenschaften zu erweisen,
bedarf es erst entsprechender Beobachtung und kritischer
Arbeit, aber ein solcher statistischer wirklicher Nachweis wäre für
manche einfachere Züge im Seelenleben des Menschen und von Tieren
i) S, die Ausführungen bei F. L e n z , 1912. (Anmerkung bei der Korrektur.)
nicht aussichtslos zu versuchen, ein Vererben von Instinkten nach
den Spaltungsregeln ist ja auch schon festgestellt.
Die Fr-Generation und die F x x P-Nachkommen.
Die Tatsache, daß eine panmiktisch sich vermehrende Bastardbevölkerung
stets wieder in der numerischen Zusammensetzung
ihrer Bastardmerkmalkombinationen einer F 2 - Generation gleicht,
hat uns den Nachweis M en d e lsch e r Spaltungen wesentlich erleichtert,
zum Teil überhaupt ermöglicht. Nachdem man auf diese
Weise den alternativen und eventuell den dominanten bzw. rezessiven
Charakter der einzelnen Merkmale festgestellt hat, kann man
sich das Aussehen der Bastarde i. Grades rekonstruieren. Sie
müssen1) unter sich gleich sein (so homogen wie eine nicht bastar-
dierte Bevölkerung) und dürfen keine als rezessiv herausgefundenen
Merkmale aufweisen. Umgekehrt wird natürlich ein Übereinstimmen
der Untersuchungsergebnisse solcher F t-Bastarde mit dem postulierten
Bilde eine gute Bestätigung der Ergebnisse sein.
Leider habe ich nun so gut wie k e in e F,-Bastarde untersuchen
können, vor allem keine Erwachsenen; es bleibt da eine
bedauerliche Lücke. Hoffentlich wird sie gelegentlich von anderer
Seite ausgefüllt, was nicht allzu schwierig wäre für jemanden, der
dauernd in Süd- oder Südwestafrika lebt, denn Bastarde zwischen
Weißen und reinen Hottentotten entstanden im Laufe der letzten
2Q oder 30 Jahre dort unten viele, man müßte diese ganz zerstreut
lebenden Individuen nur aufsuchen. Ich selber kann nur über folgende
sechs Kinder berichten:
1. Hanna S. (288) (Taf. 13, F ig . 1), 9jähriges Mädchen.
Vater: deutscher Kaufmann, Mutter: angeblich „reine
Hottentottin. (Rehoboth.)
2. Lisbeth R . (289) (Taf. 17, F ig. 2), 4jähriges Mädchen. Vater:
deutscher Soldat, Mutter; Hottentottin (sie sieht sehr reinrassig
aus, sie zu messen oder zu photographieren war unmöglich).
(Rehoboth.)
3. K a rl R , (290) (Taf. 17, F ig . 2), Bruder von voriger, etwa
6 Jahre alt,
4. Mädchen (301), etwa 8 Jahre alt, Vater: angeblich ein
Deutscher, Mutter: reine Hottentottin (nähere Angaben
nicht erhältlich). (Eingeborenenlazaret Windhuk.)
5. Emma C. (303), 11 jähriges Mädchen- Vater: Engländer,
Mutter; Namafrau Petrina aus Hoacbanas; das Kind ist
seit 1905 im Augustineum bei Okahandja.
1) bei Dominanz. .