
steht hiermit in Zusammenhang, daß seine Aug en hellbraun sind“
— er war eben Bastard.
Es wäre wichtig, gerade diese Frage bei anderen Rassen —
menschlichen und tierischen — genau zu studieren.
Den Wechsel der Nasenform etwa nur durch Wachstumsnotwendigkeiten
und verschieden rasche Entwicklung bestimmter
Gesichtspartien erklären zu wollen, geht deshalb nicht, weil nicht
alle Kinder solchen Dominanzwechsel zeigen, gelegentlich die
später dominante Form schon in der Kindheit da ist. Ist es aber
Dominanzwechsel, so muß man an einen entsprechenden Vorg ang
auch bei der Vergleichung vieler kindlichen und erwachsenen
Nasenformen bei uns zulande denken, Mischung von verschieden-
nasigen Rasseelementen hat ja wohl stattgefunden — aber es liegt
mir fern, hier heute schon irgendetwas behaupten zu wollen.
Wechsel von Haarform kommt wohl ebenfalls im Tierreich
vor. Daß schlichthaarige Hunde in der Jugend weicheres, nicht
so kurz, gerade und hart erscheinendes Haar haben, ist wohl
kaum hierher zu rechnen.
Dominanzwechsel spielt endlich wohl auch beim Zustandekommen
jener Erscheinung mit, die so oft auffällt, nämlich daß
kleine Bastardmädchen oft so hübsch sind und dann zu sehr häßlichen
alten Frauen werden, daß Bastard k i n d e r europäischer aus-
sehen als die betreffenden Personen erwachsen. Mancher Zug
wird eben erst später dominant. A b e r die Hauptsache ist neben
diesem Dominanzwechsel, wie oben erwähnt, daß bei a lle n Rassen
in der Jugend die spezifischen Rassenmerkmale noch gemildert
sind, daher auch im Bastardkind die beiderseitigen Rassenmerkmale.
Der Unterschied zwischen Bastardkind und erwachsenem Bastard
dürfte für viele Punkte nicht größer sein als der entsprechende
bei uns und bei reinen Hottentotten, er wirkt nur auf uns anders,
übrigens beobachten und empfinden wir bei Hottentotten und
Negern und anderen Ähnliches!
Auch das bei zahlreichen Tierexperimenten, vor allem Kreuzung
bei Mäuserassen, beobachtete
Auftreten n e u e r Merkmale
bei Bastarden, also solcher, die beiden Elternrassen fehlen, ist nun
für den Menschen ebenfalls festgestellt, das Auftreten von w e l l ig em
Haar. Die Bedeutung dieses Merkmales wurde oben schon erörtert,
die Frage mußte offen bleiben, ob es sich um eine latente
(in der Kreuzung manifest werdende) Eigenschaft des krausen
Haares handelt oder ein Wiederauftreten einer Eigenschaft, die
frühere Kreuzung mit einer anderen, wirklich wellighaarigen Rasse
herein gebracht hatte. Solches
Auftreten a t a v i s t i s c h e r Merkmale
— denn das wäre es -—■ ist ja bei Tier und Pflanze eine bekannte
Erscheinung. Bei unseren Bastarden muß wohl das A u f t r e t e n
d e s s o g e n a n n t e n B u s c h m a n n o h r e s so gedeutet werden.
Hier ist es wohl auf keine Weise anders aufzufassen, als daß ein
altes Merkmal, das die Buschmänner besaßen und das latent g e worden
ist, jetzt bei der Kreuzung mit einer anderen Rasse (die
dann eine den Hottentotten fehlende Erbeinheit mitbringen würde)
wieder „herausmendelt“. Es ist kaum nötig auf die prinzipielle
Wichtigkeit eines solchen Falles von „Bastardatavismus“ beim
Menschen hinzuweisen, wo die ursprüngliche Quelle des betreffenden
Merkmales noch nachweisbar ist •— es fällt Licht auf
andere, wo man einen entsprechenden Ursprung nur hypothetisch
erschließen kann.
Von Merkmalen, die s i c h e r nicht alternativ vererbt werden,
ist sehr schwer zu sprechen, da man bei den von mir beobachteten
stets die Möglichkeit der Erklärung des Spaltens bei Gegenwart
vieler Erbeinheiten, so wie es L a n g für die Kaninchenohren ausführte,
anwenden k an n. Am ehesten macht die Fettentwicklung
bei Frauen, der Fettsteiß, die Annahme intermediärer Vererbung
m ö g l i c h , aber gerade diese Eigenheit wird nun auch noch von
anderem Gesichtspunkt aus zu betrachten sein, nämlich als individuell
erworben und überhaupt nicht nur vererbt (s. unten). —
Übrigens kann natürlich auch diese, durch allerlei Übergänge und
Kombinationen der Formen sich auszeichnende Eigenschaft als
ganz besonders kompliziert spaltend aufgefaßt werden.
Ein einwandfreier Nachweis einer Vererbung ohne Spaltung,
also wirklich intermediärer Art, ist mir nicht und für kein Merkmal
gelungen1). In der Ta t neigen ja heute viele Forscher, vorab
Botaniker zu der Annahme, daß a l l e Rassenunterschiede, alle
Unterschiede innerhalb der großen Kollektivgruppen, die man
meist noch als Spezies bezeichnet, sich n u r nach den Mendelschen
Regeln vererben — ich glaube d a s a u ch fü r d en M e n s c h e n
an n ehm en zu dürfen- Daß aber nicht n u r diese Rassenunterschiede,
sondern auch viele individuelle — Linien! — nach derselben
R e g e l vererbt werden, wird allmählich auch für den Menschen
erhärtet.
1) Ich deutete in einer vorläufigen Mitteilung (Korrespondenzbl. d. Anthr. Ges.
1911) an, daß ich einen solchen vielleicht hätte, es hat sich anders aufgeklärt.