
dividuen selten sind, wie die, eine Größendifferenz stufenweise
bedingende, g r ö ß e r e Zahl von Erbeinheiten eine berechenbare
und regelmäßige Anzahl Individuen mit den verschiedenen Größenstufen
hervorbringen müsse; wenn man nur sechs Längeneinheiten,
sechs „Gene“, für solche annehme, müsse man schon 13 Abstufungen
des betreffenden Maßes auf 4096 Individuen bestimmt verteilt erhalten.
— A ll das gilt wörtlich auch für den Längenbreitenindex
des Kopfes.
Die Grenzwerte des Index der Eltern sind 72 und 81; die
Kinder erreichen (wenn ich von einem deutlich pathologischen
K op f mit Index 64 absehe) 6 mal den unteren Grenzwert 72
und 4 mal den oberen 81, aber überschreiten diesen noch, um
(2 mal) 82 und (imal) sogar 83 zu erlangen. In einer sehr großen
Zahl einzelner Ehen ist dieses Transgredieren der kindlichen Werte
über die elterlichen sehr deutlich, daß es auch zufällig nicht nach
abwärts gefunden wurde, nicht verwunderlich. Von einem Hinneigen
zur deutlichen Herausbildung eines intermediären Wertes
ist keine Rede; daß die mittleren Werte am häufigsten, daß der
Durchschnitt der Gesamtheit deshalb etwa um ein intermediäres
Mittel liegt, ist theoretisch auch bei spaltender Vererbung zu erwarten,
wie L a n g anschaulich auseinandersetzt. S o d a r f man
a l s o m it a l l e r g r ö ß t e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t s a g e n : d ie
K o p f f o rm , d u r c h d e n L .B r - I n d e x a u s g e d r ü c k t , v e r e r b t
s i c h n a c h d e n M e n d e l s c h e n R e g e ln .
Bei dieser Sachlage der Abstufung der Merkmale ist es klar,
daß man eine ganz besonders große Menge von Eltern paaren mit
Nachkommenschaft haben muß, um nun weiter im einzelnen zu
erkennen, welches der die Schädelform bestimmenden Merkmale
dominant und rezessiv ist; vor allem muß man auch extreme Fälle
haben, beide Eltern stark dolicho- oder stark brachyzephal oder extrem
entgegengesetzt. A ll das fehlt mir, ich habe 21 Paare und die
stehen sich jeweils im Index ziemlich nahe. So muß ich mich mit
der allgemeineren Feststellung begnügen, daß überhaupt ein A u fspalten
stattfindet.
Erst diese f a m i l i e n w e i s e Untersuchung hat dieses E r gebnis
sicherstellen können. Die Gesamtbastardbevölkerung hat
einen mittleren Index zwischen den Eltern-Mitteln — das hätte
nach der älteren Methodik und Anschauung wohl viel eher dazu
geführt, anzunehmen, daß eben wirkliche Mittelformen entstehen,
daß etwa aus Brachy- und Dolichocephalen Mesocephale entständen.
Ich glaube, daß das nie der Fall ist, ich glaube mein
Ergebnis, daß die Schädelform sich alternativ vererbt, ruhig verallgemeinern
zu sollen, die Resultate der Indexbetrachtung in
Europa sprechen eher dafür. So hat N y s t röm (1902) einmal von
24 Familien den Index von Eltern und Kindern bestimmt (ohne
Kenntnis der Mendelschen Regeln) und gefunden, daß, wenn die
elterlichen Indices um ■ 4— 8 Einheiten auseinanderlagen, keine
„Mischtypen“ auftraten, sondern die „Anzahl der Zwischenformen
kleiner war als die der anderen“. Leider werden keine Einzelheiten
angegeben. So erhebt sich auch die Aufg abe als g a n z
b e s o n d e r s dringlich, an ganz großem Material in Europa diese
Frage nachzuprüfen!1)
Noch mehr sprechen endlich einige interessante Beobachtungen
H a g e n s (1906) dafür. Dieser findet, daß die sogenannten Küsten-
malayen, also Mischlinge aus den Urvölkern Malayasiens und
asiatischen Elementen stets kurz- und breitschädeliger sind als die
reinen Urvölker. Die etwa von den sogenannten Südchinesen
mitgebrachte Brachycephalie überwiegt also ganz beträchtlich. Er
findet ähnliches bei chinesisch-malayischen Mischlingen, er bezeichnet
es als „eine geradezu typische Kreuzungserscheinung“.
Das kann man wohl h e u t e nur auffassen als Dominanz der
Brachycephalie, doch soll dieser Ausdruck nur ein provisorischer
sein, wir wissen, wie nötig es ist, die einzelnen Genen zu untersuchen,
man wird also die Einzelmaße prüfen müssen an großem
Material. A b e r für die eben gemachte vorläufige Annahme spricht
noch eine weitere Beobachtung H a g e n s : „bei der zweiten
K reuzung (ein Viertel Tamil-, drei Viertel Malayenblut) tritt der
überraschende Rückschlag der Schädellänge auf den mütterlichen
langschädeligen Urtypus ein, der oft so stark ist, daß er sozusagen
über das Ziel, nämlich den Urtypus, noch hinausschießt.“ Das
spricht für Wiederauftreten, „Herausmendeln“ des rezessiven Typus,
und die letzte Bemerkung ist wohl in der Stufenhaftigkeit der
Merkmale zu erklären. A b e r die doch nur ganz singulären Beobachtungen
und eben vor Kenntnis der M e n d e l sehen Regeln
ganz unzureichend gelieferten Angaben, genügen für eine Analyse
nicht, sie geben nur eine erneute Mahnung ab, hier endlich zu
arbeiten, der H a g e n auch direkt Ausdruck gibt.
Sehr Ähnliches gilt von der G e s ic h t s fo rm . Da hat ebenfalls
B o a s (1895) an Mischlingen zwischen Weißen und Indianern fest1)
Ich habe früher (ebenfalls vor Kenntnis in Mendelschen Regeln) Daten zur
Familienanthropologie zu sammeln begonnen, darunter sind die Kopfindices von 26 Ehepaaren
und ihren 91 erwachsenen Kindern.
Das Material ist natürlich viel zu gering, aber es enthält z. B. Fälle, wo die
elterlichen Indices um zwei Einheiten auseinanderstehen und der größere davon von ihren
Kindern um bis zu fünf Einheiten nach oben überschritten wird; aber auch das genau
Umgekehrte kommt vor.