
die dunkleren braunen etwas seltener. Im ganzen ist für alle
Farben die „Mitt“-Gruppe wirklich in der Mitte zwischen beiden
einseitig aufgezüchteten. Nur daß die dunkelsten Töne in der
Hott-Gruppe so selten sind, ist auffällig, sollte ein gleich dunkles
A u g e trotz der Vergleichung mit der Mustertafel in einem hellen
und europäisch aussehenden Gesichte dunkler erscheinen wie in
einem dunkleren hottentottisch aussehenden Antlitz? Solche Täuschungen
sind ja leicht möglich.
Im Anschluß an die Beschreibung der Irisfarbe mögen hier
noch die Angaben beigefügt sein, daß auch die Beinhaut sehr oft
die verschiedensten Grade von Färbung zeigt, ein schmutziges
Grau, auch oft mehr Gelbbraun oder deutliches Gelb, bald mehr diffus,
bald in Form von Spritzern und Fleckchen (Taf. IX , Fig. 3). Diese
Färbung beschränkt sich meistens auf den Bereich der Lidspalte,
so daß obere Teile frei davon sind oder ist wenigstens dort viel
stärker. Es liegt also hier Pigmentierung der Conjunctiva bulbi
vor, wie sie bei dunkeln Rassen die R e g e l ist (s. F i s c h e r 1). Bei
Kindern trifft man hie und da ebenfalls schon schmutziggelbliche
Sklera, hie und da aber auch das bläulich schimmernde Weiß. So
ist der Gedanke nicht abzuwehren, daß ein Teil dieser Konjunktival-
pigmentierung der Erwachsenen auf die Bindehautentzündungen
zurückgeht, die außerordentlich häufig sind(s.S. 134), wie S t e in e r 2)
ähnliches für Javaner nachgewiesen hat, dann wird aber auch die
intensive Belichtung die Pigmentbildung befördert, also jene mit
Pigmentbildungsvermögen behafteten Konjunktivalzeilen zur T ä tig keit
gereizt haben, ein Zusammenhang, den W o l f r u m 3) schon bei
uns in Europa wirksam ansieht, wie viel mehr muß er im grellen
afrikanischen Licht sich geltend machen. Die Fähigkeit durch
Pigmentbildung auf Licht zu reagieren, ist auch hier, wie etwa in
der Haut (s. o.) verschieden stark, eine Anzahl hellhäutiger und helläugiger
Individuen haben auch im Alte r völlig hellgebliebene Sklera.
Au ch richtige kleine Naevi pigmentosi kommen auf der Conjunctiva
bulbi vor, z. B. Taf. X III , F ig. 2 (S te in e r bildet solche
1. c. auch für Javaner ab).
1) F is c h e r , E., Über Pigment in der menschlichen Konjunktiva. Verhandl. d.
Anat. Ges., 19. Vers. Genf I9° 5> S. 140. — Ich wies hier die anat. Verteilung des
Pigmentes nach, sie dürfte bei den Bastards dieselbe sein. Mein Schüler H a u s c h ild
gibt dann von verschiedenen Rassen die ausführliche Beschreibung (H au S ch ild , Untersuchungen
über die Pigmentation im Auge verschiedener Menschenrassen usw. Zeitschr.
f. Morph, u. Anthr., 1909 Bd. XII).
2) S t e in e r , Einiges über die Augen der Javaner. Zeitschr. f. Morph, u. Anthr.
1907, Bd. X , S. 481.
3) W o lf r um , Der Naevus der Bindehaut usw. Graefes Arch. f. Ophthalm.
1909, Bd. I -XXI, S. 195.
Von-Alterserscheinungen habe ich folgende Beobachtungen
machen können:
Die Iris einiger sehr alter Männer scheint mir heller, blasser
als ich sie je bei jüngeren fand, es ist das wässerig-grau oder grün
oder bläulich, wie man es auch bei uns bei Greisen sieht. Bei
zweien scheint nur erst die Randpartie der Iris heller — geworden (?)
— zu sein. Daß auch die Konjunktiva im Lidspaltenbereich im
hohen Alte r die bekannten Veränderungen des Epithels im B e reich
der Lidspalte aufweist, konnte mehrfach festgestellt werden.
Komplexion.
Die reinen Komplexionen fehlen fast ganz. Die helle Kom-
plexionjv also gleichzeitig helle Haare, Aug en und Haut kommt bei
148 Erwachsenen, da wirkliches Blond fehlt, nicht vor, aber auch
bei 130 Kindern nur ein einziges Mal! Rechnet man aber als
„hell“ auch ein helleres Braun (Nr. 5— 7) und für die Au g en auch
die helleren Grau und Grün (alle Farben von Nr. 9 einschl. an),
dann sind' bei drei Kindern und bei vier Männern die helle K omplexion
vertreten! Die rein dunkle Komplexion (für das Haar
schwarz und braunschwarz) zeigt sich an 10 Kindern und an 29 Erwachsenen.
Für die Kinder besagt das natürlich des Nachdunkeins
wegen gar nichts; von Erwachsenen sind es 20 % , also ein relativ
kleiner Teil. A l l e a n d e r e n , a ls o 7 7 % E rw a c h s e n e und 98°/0
K in d e r t r a g e n g em is c h te F a r b e n ! Wenn man aber ganz streng
verfährt und als dunkle Komplexion nur wirklich schwarzes Haar
und wirklich dunkle A u g en und dunkle Haut (von Nr. 15 an)
gelten läßt, haben io°/0 Erwachsene die dunkle Komplexion, dann
t r a g e n a ls o 90 °/0 M is c h fa rb e n .
Auch wenn man das Zusammentreffen der hellen oder dunklen
Färb ung an nur zwei Stellen von den dreien — Aug e, Haar, Haut
— untersucht, findet man, wie stark die Mischfarben vorherrschen.
Es gibt nämlich unter 147 Erwachsenen (hell und dunkel im
weiteren Sinne, s. o.)
Helle Haut mit hellen Au g en in 12 °/0
„ „ „ Haaren „ 9 %
W . Haare „ „ Au g en „ 2 °/0
Dunkle Haut mit dunklen Au g en „ 27 %
„ „ „ „ Haaren „ 28 °/0
,, Haare „ „ Aug en „ 8i°/0
Zugleich sieht man das Überwiegen der Dunkeln über die
Hellen, die relative Häufigkeit des Hellerbleibens der Haut, gegenüber
Haar und A u g e ; daß gerade die Haut überraschend oft hell
ist, wurde oben (S. 100) gezeigt, hier hebt sich diese Tatsache gegen