
In unserem Falle ist das ausgeschlossen, e in e d a u e r n d e
r e in e R a s s e k a n n a l s o a u s u n s e r e n B a s t a r d s r e in a u f
dem E r b w e g n ic h t en ts te h en .
Es scheint nun, daß das bei der erdrückenden Mehrzahl aller
Fälle zutrifft, wenn sich menschliche Rassen kreuzen. Es wird
wohl -— aber das ist n u r Hypothese und noch statistisch überall
zu prüfen — meist Vererbung nach den M e n d e ls ch e n Regeln
eintreten. Da haben wir dann das Resultat oben schon erörtert,
die Merkmale vererben sich einzeln, „spalten“ auf und die reinen
elterlichen Merkmale treten immer wieder hervor. Diese E r scheinung
— noch ehe man etwas von M e n d e ls ch e n Regeln
wußte — erkannt zu haben, ist das große Verdienst v, L u s c h a n s
(1889). E r betonte mehrfach und beschrieb, wie nach Rassekreuzung
die alten Typen wieder auftreten, wie auf die Kreuzung
eine „Entmischung“ folge. E r führt z. B. bezüglich der ungeheueren
Rassenmischung in Vorderasien aus (1907 a), „daß es bei der V e r mischung
zwischen voneinander recht verschiedenen, aber innerlich
gefestigten Typen nicht dauernd zu einem neuen Typus mit dem
arithmetischen Mittel entsprechenden Eigenschaften kommen muß.
Im G e g e n t e i l e n t s p r ic h t dem G e s e t z d e r E n tm is c h u n g , d aß
s ic h d u r c h e in e , w ie e s s c h e in t u n b e g r e n z t e A n z a h l v o n
G e n e r a t io n e n h in d u r c h w e n ig s t e n in e in z e ln e n F am ilie n
w ie d e rum d ie a lte n u n d r e in e n T y p e n fa s t u n v e r s e h r t
w ie d e r h e r s t e l le n “. Das entspricht völlig dem, was man heute
Aufspalten nennt, die elterlichen Charaktere treten wieder auf. Nur
wird man richtiger von den Merkmalen statt von den ganzen Typen
sprechen müssen. Natürlich kommen auch letztere vor; wir verlangen
ja meist nur drei oder vier Merkmale, sagen wir Schädel- und Nasenform,
Körpergröße, Haarfarbe, um von einem Typ zu sprechen; deren
Kombination tritt natürlich in einer Bevölkerung, die die betreffenden
Einzelmerkmale mendelnd und wiederauftretend enthält, unbeschadet
des Nichtbestehens einer Korrelation so oft auf, daß ein
anthropologisch geschulter Beobachter sie leicht feststellen kann
und leicht vom Wiederauftreten der betreffenden Rasse spricht.
So meint z. B . v. L u s c h a n , er habe unter der Mischlingsbevölkerung
der Kapkolonie den guten alten Hottentottentypus gelegentlich
wieder auftreten sehen — sicher mit Recht! Damit wird also die
v. L u s c h a n s c h e Beobachtung und seine Formulierung der E n t m
i s c h u n g der Rassen durch die M e n d e ls ch e n Regeln erklärt,
eine Verbindung, die der Autor selbst natürlich seit dem allgemeinen
Bekanntwerden dieser Regeln erkannte — der ziffernmäßige Nachweis
aber, daß diese V org äng e sich wirklich so abspielen, der ist
an unseren Bastards hiermit erbracht. —
Dieses Entmischen, das dauernde Wiederauftreten der parentalen
Merkmale in allen Filialgenerationen erklärt und bestätigt
nun auch die bekannten Ausführungen J. K o l lm a n n s über die
„Konstanz der Rassen“. K o l lm a n n (1902) betont mit aller Schärfe:
„Trotz aller Anomalien, trotz aller Wirkungen des Milieu, t r o t z
a l l e r K r e u z u n g e n b l i e b en di e Me ns ch e nr a s s e n und ihr e
V a r i e t ä t e n di e n äml i ch en . “ Ausführlich erörtert er, daß auch
gerade Kreuzungen keine neue, etwa mittlere Rasse hervorbringen
können, „es entstehen Kreuzungen, Kreuzungsprodukte, Bastarde
aller A r t, aber k e i n n e u e r T y p u s “. Auch R . V i r c h o w hat
sich (Anthropologische Versammlung Braunschweig) dahin, ausgesprochen.
K o l l i n a n n . führt als Beispiele die Rassenkreuzung
in Amerika an, ein neuer Typus sei nicht entstanden! „Es haben
sich“ — so fährt er fort „seit vielen Jahrhunderten auf dem Boden
Europas Blonde und Brünette unzählige Male miteinander gekreuzt,
aber nirgends ist dadurch ein neuer Typus entstanden“. Auch
K o h l b r u g g e (1. c.) ist überzeugt, daß „niemals neue Varietäten
oder Rassen durch Kreuzung“ entstehen.
Heute ist uns das nicht mehr einfach nur eine unverstandene
Beobachtungstatsache, sondern es wird verständlich. A n unseren
Bastards können wir den Prozeß vor unseren Aug en sich abspielen
sehen. W e i l fü r f a s t a l l e M e r km a l e s i c h m e n d e l n de V e r -
e r b u n g n a c h w e i s e n o d e r d o c h w a h r s c h e i n l i c h ma c h e n
lie .ß , mü s s e n s t e t s w i e d e r d i e a l t e n E i g e n s c h a f t e n r e in
h e r a u s f a l l e n . In diesem Sinne gewinnt, die K o l lm a n n s c h e
Lehre von der Konstanz oder Persistenz der Rassen, sagen wir
lieber der Rassen m e r km a le , neues Licht, Begründung und damit
volle; Bestätigung .— sie zeigt sich als derselbe Vo rg ang wie
v. L u s c h a n s Entmischung der Rassen.
Nur eine Einschränkung muß sich diese ganze Lehre v i e l l
e i c h t gefallen lassen. In e ine r Beziehung sind die Rassenmerkmale
v i e l l e i c h t doch nicht konstant und entwickeln sich nicht
rein. Es gibt vielleicht doch eine Abänderung der Merkmale durch
die Kreuzung.
Wenn die oben angegebenen eigentümlichen als „Luxurieren“
bezeichneten Erscheinungen wi r k l i c h durch den Bastardierungsvorgang
als solchen hervorgerufen werden, also nicht doch in die
Kategorie der „Modifikationen“ fallen, wenn also die Bastardierung
als solche, Merkmale hervorbringen könnte — vererbliche, anlagenmäßig,
also im Keim, durch Keimänderung bedingte1) — auch wenn
1) oder nach L e n z : wenn die Bastardnatur z. B. der F,-Generation an sich zu
„Idiokinese“ disponieren, würde ein ausgezeichneter. Name, den Lenz, damit vorschlägt.
Anm. b. d. Korr.
P i s c i e r , Bastards. ^