
Weihnachtsgebäck kennt man nicht, dagegen werden viel Kuchen
gebacken.
A n Ostern bäckt man ebenfalls Kuchen, wers kann, schlachtet
einen guten Hammel; Ostereier kennt man nicht. Nikolausfeier
und Fasching sind nicht bekannt. — Die Feste und ihre Feier
sind offenbar nicht traditionell von den Buren her übernommen,
sondern vom deutschen Missionar eingeführt. Sonstige Feste gibt
es nicht, außer Hochzeiten. Erntefest wird meines Wissens nicht
gefeiert, Vollmondfeste hat der Missionar abgestellt, wenn auch
die außen wohnenden Bastards an den betreffenden Tänzen der
Hottentotten nicht n u r Zuschauer bleiben.
Von festlichen Betätigungen kommt eigentlich nur Tanz und
festliches Trinken in Betracht. Letzteres ist ja glücklicherweise
stark eingeschränkt, Zeremonien scheint es dabei nicht zu geben.
Getanzt wird gelegentlich einmal abends ohne besondere V e r anlassung,
vor allem aber an Hochzeiten.
Solch ein Tanz beginnt mit Sonnenuntergang und dauert bis
nach Mitternacht; die Mission bemüht sich, das .Vergnügen, das
dann etwas zügelloser wird, nicht bis zum Morgen währen zu
lassen. Man trinkt dazwischen K a ffe e |||' die Ausdauer ist bewundernswert.
— Der Tanz ist Paartanz. A n der Wand eines
Hauses sitzt ein Mann mit Ziehharmonika; eine kurze, schwermütige,
sich immer wiederholende Weise tönt im kurzen Viervierteltakt.
Sieben oder acht Paare tanzen gleichzeitig, alles
andere steht in engem Halbkreis um sie, während der Musikant
das Zentrum dieses Halbkreises bildet, den die Hauswand schließt.
In jedem Paar steht, der Mann gegen die Musik zu, das Mädchen
hinter ihm, er faßt rückwärts greifend ihre Hände — nun
rücken alle Paare unter stampfendem taktmäßigem Trippeln der
Männer konzentrisch nach der Musik vor, die Mädchen schlurfen
mehr, heben die Füße kaum — so daß eine dichte Staub- und
Sandwolke das Ganze umgibt. Haben sie die Musik erreicht, so;
daß jetzt alles eng auf einem Klumpen steht, dreht sich der Mann
um, faßt sein Mädchen an den Schultern und das Paar dreht sich um,
so daß sie jetzt der Musik den Rücken wendet. Dann faßt .er sie
an der Taille und dreht sie um sich herum nach außen, gleichzeitig
selber etwas nach außen trippelnd; dadurch kommen beide wieder
von der Musik weiter weg, der Halbkreis wird wieder größer. Nun
dreht er sich um, so daß er ihr wieder den Rücken wendet und die
Sache geht von neuem los. — Dabei wird von den Tanzenden
nicht gesprochen und nicht gelacht (wenn ohne Alkohol), das
Paar tanzt io, 15 Minuten, schwer atmend und schwitzend, bis es
in den Kreis der Zuschauer zurücktaucht. Hier fängt bald der,
baid jener Bursche an zu trippeln und sich in die vorderste Reihe
zu stellen, ein Zeichen, er will tanzen; da faßt das Mädchen,
welches will — Damenwahl! — seine Hände von hinten und er
zieht sie trippelnd im Takt in den Schwarm der Tanzenden;
gelegentlich winkt auch ein Bursche einer bestimmten Maid. ■—
In kleinen Pausen stärken sich Musik und Tänzer ■— dann gehts
weiter — stundenlang. Es gibt vom selben Tanz auch eine
Variante. Statt vorzutrippeln und sich in der doppelten Drehung
zurückzubegeben, geht man nur immer vor; dann muß natürlich
die Musik in derselben Richtung Vorgehen. Sie trippelt also
voraus und die Paare — nun viel mehr, 5— 6 nebeneinander und
10— 12 Glieder tief -r:Ualso 50— 70 Paare — hinterdrein .in
mächtiger Kolonne. Der Musikant oder ein vor ihm schreitender
Vortänzer gibt den W e g des Zuges an, der große unregelmäßige
Bögen und Kreise macht. Auch jetzt zieht also der Bursche das
Mädchen hinter sich her vorwärts, dann dreht er sich um sie,
dann sie um sich, wobei sie aber jetzt in der gleichen Richtung
vorwärts trappen wie vorher, also nicht jenes Avancieren rückg
än g ig machen. — Es ist längst dunkle Nacht geworden g a
man hört kein Gröhlen, kein Jauchzen, nur das hundertfüßige täp
tap tap tap — tap tap tap tap -— das die Musik auf einige Entfernung
völlig übertönt. ^
Ich finde entsprechenden Tanz von Hottentotten nicht berichtet,
aber auch an europäische Formen scheint er sich nicht
direkt anzuschließen, immerhin mag die Vorliebe für Tanzreigen,
die S c h o n k e n beschreibt, die eine Wurzel, der Hottentottentanz
mit seinem Stampfschritt die andere gewesen sein, aus der sich
dieser Bastardtanz entwickelt hat. —
In jüngster Zeit haben die deutschen Siedler gelegentlich
unsere Tänze eingeführt, Walzer, Polka, die die Bastardmädchen
und -burschen mit ihrem musikalischen und rhythmischen Gefühl
rasch lernten und gerne mittanzten.
Die Musik spielt beim Tanz eine sehr geringe Rolle. Ab e r
sonst, fast an jedem Abend, wird gerne musiziert. In vielen
Häusern sind (die oben genannten) Musikinstrumente, besonders
Mund- und Ziehharmonika. Sie sind entschieden musikalisch; sie
haben ausgesprochene Vorliebe für ernste getragene Weisen,
Choräle. So hört man auch keine frohen Lieder; ja man hört
eigentlich überhaupt keine Lieder, wenn man von Übungen für
die Kirche (Choräle), die eigens abgehalten werden, absieht.
B a y e r (1909) schreibt zwar, „die Bastards sangen mitunter vierstimmige
Choräle und Kriegslieder, alte holländische Weisen, die
ernst und feierlich in die dunkle Nacht hinaus schallten“ , mir