
verrichten die Leute, die etwas Handwerk begonnen haben, die
also schreinern, Stühle schnitzen, mauern usw. Sie k ö n n en also,
aber nur wenn sie d a u e rn d ermahnt, angeregt und überwacht
werden. So mancher andere hätte Arbeit bitter nötig, das Dach
ist zerfetzt, stellenweise schauen Sonne und S te rn e , herein - nun
jetzt ist ja keine Regenzeit, da braucht man’s nicht sofort, so
bleibt’s liegen, bis es wirklich absolut drängt. Sie könnten v i e l
mehr Dinge fertigen zum Verkauf, v i e l tun zur "Verbesserung des
Landes, der Bewässerung usw. Wo nicht dauernd der Europäer
anregt und schiebt, geschieht nichts.
Es genügt fast ein T ag, um ein Bild vom Leben des V ö lk chens
zu bekommen. Die Sonne steigt rasch empor, verdrängt
die bittere K ä lte der Nacht, die sich hier auf dem Hochland
empfindlich bemerkbar macht, nun wird’s lebendig, das Feuer wird
angefacht vor dem Haus (bei den Reichen vom dienenden Volk),
bald gibts Kaffee. Dort machen sie Toilette, kämmen und säubern
die Kinder, fegen vor der Tür. Hühner gackern, das Jungvieh
blökt, denn die Kuh wird hinausgetrieben, der eben entnommene
Milchertrag wird teils getrunken, teils für später zur Seite gesetzt.
Irgendwo anders wird geschlachtet und die Jugend der ganzen
Gegend sammelt sich, zu sehen, ob was für sie abfälllt. Dann
wird im Haus geschafft, Kleider gebessert, das Essen vorbereitet.
Da kommt einer von mehrwöchigem Treck zurück — was gibts
neues? Da wird geschwatzt und beraten. --- Essenszeit — Mittagsstille
in der prallen Sonne, alles ist im Hause d r in . Erst am
späteren Nachmittag sitzen sie vor der Ostseite des Hauses auf der
Plattform, die Nachbarn zusammen, phlegmatisch, gelegentlich wortk
a rg und doch vergnügt und ab und zu läuft die Rede und Widerrede
im tollen Geschnalze der Namalaute unter frohem Gelächter.
Dort machen sich drei, vier Mädchen auf und gehen hinüber
zum „Store“, wie unsinnigerweise die deutsche „Handlung“ , der
„Laden“, genannt wird, sie kaufen Kattun und ein paar Gürtel unter
vielem Gekicher und langem Überlegen und Zaudern .— wie
Kinder! '£““ •! £■_
Ereignislos, arbeitsarm und langsam fließt solch ein Tag, bis
sich die Sonne zur Rüste neigt und goldgelb der Sand aufleuchtet
und tiefe blaue Schatten sich auf die wundervollen Rehobother
Berge legen. — Und nun ziehen vom Revier herauf Staubwolken,
die Schafe und Ziegen kommen zurück, die Kühe in
langen Reihen hintereinander, dazwischen die braunen Bastardkinder,
die sie hüten und treiben, und halbnackte gelbe Hottentotten
mit den eigenartigen knöchernen Gesichtern. Ringsum im
Dornkraal Blöken und Meckern der Jungen, die nach 'den Müttern
dürsten. Befriedigt lassen der weißbärtige A lte und die etwas
schwerfällige O ’ma, auf Stühlen sitzend, das Bild auf sich wirken.
Bald raucht vor jeder Hütte das Feuer für die Abendkost
— die kurze Tropendämmerung hat die sternbesäte Nacht heraufgebracht.
Melodisch tönen ernste Weisen auf der Ziehharmonika,
der Pikkoloflöte; die Silhouetten der ums Feuer lagernden Gesellschaften
heben sich vom hellglänzenden Sande, der im Stern- und
Mondlicht funkelt, schwarz und übertrieben plastisch ab |§||bis
bald da, bald dort ein Feuer verglimmt W-und allmählich Ruhe ein-
tritt und tiefer Friede. Noch hier und da ein Hundekläffen ob
verspätet heimkehrenden Mannes, der vielleicht bei der Liebsten war
— dann wandern nur die Schatten der riesigen Kameldorn bäume
und der dunklen Häuser mit dem Ziehen des Mondes ihren gewohnten
W e g ; wie eine kleine Stadt, die aus einem riesigen
Nürnberger Spielkasten aufgestellt ist unter der hellleuchtenden
Lampe, so plastisch, so unverständlich körperlich liegt im V ollmondschein:
das schlafende Dorf in der dünnen, reinen, durchsichtigen,
Entfernung zerstörenden Luft südwestafrikanischer Hoch-
ebenen^Hfl— — — — —
Vergnügen und Feste.
Schon der Sonntag läßt sich anders an wie seine sechs Genossen.
Man merkt ihn am Samstag schon kommen. Es gemahnt
an Hollands Sauberkeit, an guten Brauch in unseren Dörfern, daß
Samstagabends nicht nur die Vorplätze der Häuser, auch die
ganz freien Räume, die man euphemistisch als Straßen bezeichnen
kannjg§- es ist knöcheltiefer Sand, in dem regellos zerstreut Akazien
stehen — daß das alles gekehrt, gesäubert wird. Kuhmist wird
eingesammelt, er dient zum Brennen, herumliegende A b fä lle werden
beseitigt. Überall liegt frisch gewaschene Wäsche zum Trocknen
oder sie ist eben gestärkt und gebügelt worden. Am Sonntag
sitzen sie dann harrend vor dem Haus, bis die Glocke zur Kirche
läutet. —
Nachmittags ist Christenlehre. und ganz flott kommen die
Antworten auf die Fragen nach dem Inhalt, der Bedeutung, der
Anwendung der vormittags gehörten Predigt. — Gegen Abend
wird nochmals eine Andacht gehalten. .
Besonders die Feiertage, Weihnacht, Ostern, Pfingsten, seit
einer Reihe von Jahren auch Kaisers Geburtstag, werden gefeiert.
An Weihnachten gibt man sich auch Geschenke, vor allem die
Eltern den Kindern, Kleidungsstücke, kleine Geldbeträge. Eine
Krippe mit den Hirten usw. wird in der Kirche aufgestellt.
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