
Endlich ist betonenswert, daß es Bastards gibt, die unter
dem Einfluß der Sonne bedeutend dunkler werden als reine
Hottentotten (und auch als reine Europäer), Der Hottentott
scheint nicht so stark „einzubrennen“, er hat an sich dunklere
Töne, die hellere Haut des brünetten Europäers hat dagegen die
Fähigkeit, unter dem Einfluß der Sonne stärker pigmentbildend
zu arbeiten — wenn sich nun diese Fähigkeit und ursprünglicher
Pigmentreichtum in der Kreuzung treffen, könnten jene ganz
dunklen Kolorite entstehen • ~ all das wird verständlich, wenn
man selbständig sich vererbende Gene annimmt.
Die Erscheinung ist auch bei anderen Rassekreuzungen
schon festgestellt. So erwähnt H a g e n (1906) Taroil-Malayen-
mischlinge, die dunkler sind als ihre Eltern. S a r a s in s berichten
in ihrem Weddawerk1) von Mischlingen zwischen Wedda und
Tamilen, die dunkler sind als beide Elternrassen und gehen die
An g ab e F o r b e s ’ wieder, daß Mischlinge von Portugiesen und
Indiern in jeder folgenden Generation dunkler werden, bis „schließlich
europäische Züge mit kohl(jet)schwarzer Farbe zum Vorschein
kämen“.
Hier liegen also noch völlige Rätsel!
Größe, Proportionen, Physiognomie u. a.
A u f die ganz besondere Schwierigkeit, die rein quantitativ
sich unterscheidende Merkmale der Vererbungsanalyse bereiten, ist
schon von verschiedenen Seiten hingewiesen worden. Am bekanntesten
— und mit den im folgenden analysierten Maßmerkmalen
am besten zu vergleichen f l ist die Untersuchung der V ererbung
der Ohrlänge auf Bastarde zwischen lang- und kurzohrigen
Kaninchenrassen, deren tatsächliches Verhalten von C a s t le fest-
gesteilt wurde. Dieser Untersucher deutete die Tatsache, daß
mittellange Ohren das Resultat sind, als intermediäre, d. h. nicht
spaltende (nicht mendelnde) Vererbung. A b e r L a n g (1911) u, a.
(s. B au r ) haben gezeigt, daß das nicht bewiesen, sogar sehr unwahrscheinlich
ist, daß auch solche quantitative Unterschiede bei
Bastardierung alternativ, also sich spaltend, nach M e n d e l vererbt
werden, sie haben aber gezeigt, wie schwer, fast unmöglich
ein einwandfreier Nachweis ist, sogar im Experiment. -— Das erklärt
ohne weiteres, daß bezüglich der entsprechenden, als Größenunterschiede
imponierenden Merkmale unserer menschlichen Bastards
ein bindender N a c h w e is ihrer Vererbungsart unmöglich ist, ein
W a h r s c h e in l i c h k e it s h in w e i s ist alles, was erwartet werden kann,
und der ist auch für viele Merkmale voll und ganz zu erbringen.
1) Wiesbaden 1887— 1893.
Zu den eben angedeuteten prinzipiellen Schwierigkeiten kommt
nun in unserem Material noch dazu, daß man zur Prüfung sehr
vieler dieser Merkmale nur ausgewachsene Individuen gebrauchen
kann, so daß viele mit ihren Kindern untersuchte Ehepaare ausgeschaltet
und das Material stark verringert werden mußte.
D ie K ö r p e r g r ö ß e ist, ebenso sind die Rumpf- und Gliedproportionen
solche nicht analysierbaren Merkmale, vor allem aus
Materialmangel. Immerhin deutet die Tatsache, die oben S. 66
gezeigt wurde, daß die genealogischen Gruppen, die Eu- und die
Hott-Gruppe, sich verschieden verhalten, nach der Richtung einer
Merkmalspaltung, eines Wiederauftretens der stammelterlichen Merkmale,
die Eu-Gruppe enthält mehr wirklich Große als die anderen
Gruppen. [Die Bedeutung der a b s o lu te n Größe der Bastards als
solche, die konstatierte Größenzunahme, soll unten noch erörtert
werden.]
Der Fettsteiß bzw. die Fettansammlung an bestimmten Partien
(s. S. 66) macht eher den Eindruck intermediärer Vererbung,
wenn diese nicht überhaupt nur scheinbar ist und es sich um eine
Modifikation handelt (S. 220).
Für die Untersuchung der Vererbung der S c h ä d e l f o rm
steht reichlicheres Material zur Verfügung, weil man auch kindliche
Köpfe berücksichtigen kann ||j|| es wurden, um sicher zu gehen,
Kinder unter 4 Jahren weggelassen.
Für alternative Vererbung der Schädelform menschlicher
Rassen spricht nun zunächst eine ältere Beobachtung an anderen
Bastarden:
B o a s (1895): hat an Indianern im Seengebiet Nordamerikas
die Erfahrung gemacht, daß, wo Mischung besteht, die bekannte
Erscheinung der Zweigipfligkeit der Variationskurve auftritt, die
B o a s also derart deutet.' Dieselbe Erscheinung zeigen nun auch
meine Bastards, die zwei alten Stammtypen, der schmaler- und der
breiterschädelige, sind noch zu erkennen (Fig. 9a), wie bei Besprechung
der „Variabilität“ gezeigt werden wird, also eine Verschmelzung
der elterlichen Formen findet nicht statt, sondern eher A u f teilung.
A b e r noch viel besser gab die Untersuchung von 21 Ehepaaren
mit zusammen 91 Kindern Resultate, die allen Anforderungen
voll entsprechen,! die L a n g (rgi 1) an den W a h r s c h e in l i c h k e i t s b
e w e i s für alternative, spaltende Vererbung stellt. E r führt (bei
Besprechung der Ohrlänge von Kaninchen) aus, wie man in einer
F 2-oder späteren Generation Individuen treffen müsse, die die elterlichen
Extreme ganz erreichen oder gar überschreiten; bei konstant
intermediärer Vererbung ist das unmöglich; er zeigt, wie diese In