
z. B. zu echter Spiraldrehung zwei Faktoren gehören, C, der eine
wellige Krümmung macht und S, das daraus diè .Spiraldrehung
hervorbringt; cc ss aber wäre schlichtes Haar.
Als vorläufige Arbeitshypothese könnte man etwa annehmen:
S = Faktor der spiralen Drehung,
C = Faktor der welligen Biegung
und sich vorstellen:
SSCC stärkste Spiraldrehung, engstes Kraushaar,
SSCc 1
SScc > lockerer kraus in den verschiedènen Übergängen,
Sfece J
ssCC engwellig,
ssGc flachwellig,
SsCC wellig mit Übergang in spirale Drehung: lockig,
SsCc geringe Wellung und Drehung: leichteste Lockung,
sscc schlicht.
So würden sich die zahlreichen Haarformen leicht erklären lassen; ob für das
ganz straffe Haar noch ein weiterer Faktor dazukommt, muß künftige Untersuchung
zeigen, die in Ostasien leicht auszuführen wäre.
Es ist Aufg abe künftiger Forschung, zu untersuchen, ob bei
jeder Kreuzung schlichthaariger und starkkrauser Rassen das der
Fall ist, ob sich also etwa Neger ebenso verhalten wie Hottentotten1),
B ea n sieht bei den Philippinern ebenfalls Wellighaarige
als Kreuzungspodukt von Straff- und Kraushaarigen an — aber
eine .anthropologische Deutung der Stammrassen ist dort außerordentlich
schwierig und wenig durchgeführt.
Nach genauerer Analyse dieser Erscheinung wird sich auch
erst erörtern lassen, ob das Merkmal der Welligkeit aus der
Spiralform als solcher herausmendelte, oder ob in der einen K omponente
(es wäre an die Hottentotten zu denken) noch eine K om ponente
einer Rasse steckt, der dieses Merkmal spezifisch zukommt;
ob also Wellhaarigkeit überhaupt ein Rassenmerkmal ist
und als, solches bei d i e s e r Kreuzung nur manifest wurde oder
aber ein Kreuzungsmerkmal, das stets und überall manifest werden
k a n n , ließe sich dann erst entscheiden. Im ersteren Falle würde
man also die wellige Haarform darauf zurückführen, daß in den
Hottentotten Blut aus Nordostafrika steckt. Dort zeigen ja viele
Stämme typisch welliges Haar. Dann müßte man annehmen, daß
in den Hottentotten diese alte Anlage, die natürlich nur mehr
außerordentlich sporadisch im Hottentottenvolk verbreitet wäre,
durch die SpiraldrehungSänlage unterdrückt wäre, sie kann sich
nur zeigen, wenn jene fehlt, kömmt daher zutage bei Mischung mit
Schlichthaarigen.
1) Ich sah einmal einen Bastard zwischen'einem Dahomeneger und einer Indierin,
der ebenfalls deutlich welliges Haar hatte.
Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß man sich die oben
erwähnte Tatsache, daß das Haar der B a s ta rd k in d e r zu einem
großen Teil lockerer kraus ist als das der Erwachsenen, leicht als
partiellen Dominanzwechsel vorstellen kann; daß im Jugendzustand
die spätere Dominanz noch nicht zutage tritt, ist eine Erschei-,
nung, die öfter festgestellt ist (L a n g für Schnecken, G ia r d für
V öge l usw., G o ld s c h m id t S. 253) und die ich auch für die E r klärung
der H a a r fa r b e der Kinder heranziehen möchte (s. unten)
-— mit ihr stehen vielleicht die auch oben konstatierten, D a v e n -
p o r t ebenfalls begegneten Ausnahmen im Zusammenhang, daß
Dominanz sich auch einmal definitiv nicht ausprägt1). (S. auch
D a v e n p o r t [1910a.] und L e n z [1912].)
Die sogenannte Fil-fil-Form geht fluktuierend in das Starkkraus
über, auch an ausgesprochenen Fällen konnte ich irgendwelche
typische Vererbung nicht feststellen.
Augenfarbe.
Auch für die Augenfarbe haben G. und C. D a v e n p o r t (1907)
gezeigt, daß „blau“ rezessiv gegen grau und grau rezessiv gegen
braun ist. Es scheint eine ganze Reihe Faktoren die Farbe je weils
zu bedingen. Gleichzeitig und selbständig hat 11 u r s t (19o8)
völlig entsprechende Resultate erhalten. E r nennt diejenigen rein
hellen A u g e n , bei denen die vorderen Schichten der Iris ganz
pigmentfrei sind, den Simplextypus, die anderen, wo also auch hier
noch Pigment ist, den Duplextypus. Seine Resultate an 139 Elternpaaren
zeigen, daß der .Simplextypus (blaue Augen) rezessiv ist
und daß die M end e lsch en Regeln vollständig gelten.
Wenn dieses Ergebnis auch für die Bastards stimmen soll,
dürfen Kinder von zwei helläugigen Eltern ausschließlich nur helläu
gig 'sein, von zwei hellbraun- oder mittelhelläugigen müßten sie
auseinanderfallen in verschiedene Kategorien und van ganz dunkel-
äugigen auch ganz dunkeläugig sein. Es spricht nun nichts dagegen
und vieles dafür.
Folgende Tabelle zeigt, daß die ganz dunkeläugigen Individuen
homozygotisch zu sein scheinen. Sechs Elternpaare mit Au g en farben
bis einschließlich Nr. 4 der M a rtinsehen Tafel haben 26
ebensolche Kinder. Daß unter den 13 Paaren mit mittelhellen
Aug en keine Kinder mit ganz hellen „herausmendelten“ — das
1) Dagegen dürfte die Erscheinung an europäischen Kindern, daß das Haar in
früher Kindheit lockig ist und später schlicht wird, eher mit sozusagen rein anatomischen,
somatischen Veränderungen Zusammenhängen, es ist noch nicht so dick wie das erwachsene
leet sich daher weicher — jedenfalls ist die Erscheinung noch nicht zu erklären!
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