
erben scheinen, herauszugreifen und so Schritt für Schritt die An a lyse
weiter auszubauen.“ Das soll in folgendem für unsere Bastards
geschehen.
2. Der Nachweis der Mendelschen Regeln.
Die mendelnden Merkmale.
Für eine Reihe von Merkmalen gelang es, den Vererbungsmodus
nach den M end elschen Regeln, also die sogenannte „alternative“
Vererbung ziffernmäßig festzustellen und deutlich nachzuweisen,
manche anderen Erscheinungen lassen sich mit ihrer Annahme
erklären, machen sie also wenigstens wahrscheinlich^'^; So soll also
einmal hier ein Bastardvolk — ich denke es ist das erste — als
„mendelnde“ Population auf gef aßt werden. Am einfachsten zu
untersuchen sind in dieser Beziehung gewisse deskriptive Merkmale,
an erster Stelle die Farb-, d. h. Pigmentverhältnisse.
Es sei hier die Bemerkung gestattet, daß ich beim Ausfüllen
der Meßblätter, vor allem also auch der mehr subjektiv gefärbten
„deskriptiven“ Merkmale durch keinerlei vorgefaßte Meinung g e stört
worden sein k a n n , da die ganze Aufstellung von Gruppen,
die ganze Zusammenstellung nach Familien erst hier zu Hause
geschah. Ich brachte v o llk om m e n unverarbeitetes Material mit,
die Aufnahmen der Mitglieder e in e r Familie erfolgte sehr oft ip
zeitlich 'beträchtlichen Abständen.
Die Haarform.
G. und C. D a v e n p o r t (1908) haben an 312 Kindern aus
78 Ehen („Weiße“ unter sich) gezeigt, daß schlichtes Haar rezessiv
ist gegen „spiraliges“, daß „lockig“ meist, wenn nicht immer, hetero-
zygotisch ist, und daß höhere Grade von Krausheit dominant sind
gegen geringere.
Wenn ich an den Bastards zunächst all© nicht schlichten
Haarformen als „gebogen“ den schlichten gegenüberstelle, erhalte
ich unter den von beiden Stammseiten her gleichmäßig blut-
gemischten Bastarden, den „Mittleren“ (s. oben), bei Erwachsenen
18 °/0 schlichte und 82°/0 gebogene und bei Kindern 2 schlichte
und 7 9% gebogene. B a u r (1911) hat sehr schön gezeigt, daß*
wenn eine Bastardgruppe sich panmiktisch und ohne Auslesevorgänge
vermehrt, sie stets der F 2-Generation gleichen müsse; darnach
wären statt 18% bzw. 1 1% schlichten theoretisch deren 25 %
zu erwarten. Wenn man berücksichtigt, daß unter den (bei kurz
geschnittenem Haar!) als ganz flachwellig oder etwas lockig
registrierten Individuen leicht ein oder das andere schlichte sein
kann, daß von lockigen Kindern das eine oder andere noch schlicht
wird, stimmt dieses Resultat ganz gut zu D a v e n p o r t s Ergebnis.
Wenn nun die panmiktisch vermehrte weibliche Bastardbevölkerung
sich nur mit reinen (schlichthaarigen) Europäern fortpflanzen
würde, wären in dieser Nachkommenschaft 50 % schlichte
zu erwarten; ich finde in der nicht „nur“ rein mit Europäern, sondern
nur „m eh r “ mit Europäern gekreuzten Bevölkerung der „Eu“-
Gruppe, 48 % schlichte. Es sind gegen die Erwartung unter
diesen Umständen sogar eher etwas zu viele, was sich erklären
dürfte durch die auch von D a v e n p o r t beobachtete Erscheinung,
daß manchesmal gebogenes Haar seine Dominanz nicht äußert.
Umgekehrt mußte die Hott-Gruppe bei Kreuzung der Bastardmänner
mit ausschließlich reinen Hottentottenweibern 5o°/0 hetero-
zygotische und 50 H homozygotische Krause haben, die Schlichten
mußten verschwinden; da aber die Aufkreuzung sogar hier geringer
ist, als die europäische bei der Eu-Gruppe, ist es verständlich,
daß immerhin noch 1 7% schlichte auftreten.
Wenn man nun annimmt, daß die Europäeraufkreuzung in
der Eu-Gruppe und die hottentottische der Hott-Gruppe sich aus-
gleichen, so müßte die Gesamtbevölkerung abermals einer F 2-Gene-
ration gleichen: es ergaben sich (Männer, Frauen und Kinder)
71 Schlichthaarige und 228 Gebogenhaarige, statt theoretisch
74,75:224,25 — ein völlig genügendes Resultat.
Die Ergebnisse sprechen also mit genügender Deutlichkeit
für die Annahme, daß das schlichte Haar rezessiv gegen das dominante
gebogene. W ir dürfen einen C-Faktor („curvatus“) annehmen,
dessen Fehlen das Haar gerade erscheinen läßt, schlichthaarige
sind cc-Individuen.
Die Fälle, wo es möglich war, je Eltern und Kinder zu untersuchen
(ohne Rücksicht auf die genealogische Gruppe) zeigen
folgende Haarformen.
2 Ehen schlicht x schlicht ergaben 10 Kinder, davon 8 schlicht,
1 „flachwellig“ und 1 „leicht lo ckig“ waren — diese 2 nicht
schlichten Kinder, eins 2 und eins 1 Jahr alt, wären demnach entweder
als Erwachsene doch schlicht geworden oder von jenen
„Ausnahmen“, die D a v e n p o r t schon sah.
5 Ehen schlicht X flachwellig ergab 9 schlichte und 12 gebogene
Haarformen. Man darf nun nach D a v e n p o r t die „flachwelligen“
wohl als fast immer (usually, if not always) heterozygo-
tisch ansehen, so müßte man je 5 0% schlichte und gebogene aus
jenen Ehen erwarten. Unter den hierbei als „schlicht“ bezeichneten
Eltern sind zwei, die in meiner Registrierung die Bezeichnung erhielten
„schlicht mit etwas Wellung“ — das erklärt zu einem Teil
die Abweichung, zum anderen beruht sie darauf, daß unter den
flachwelligen wohl doch ein homozygotisches Krauses, war.