
Hans Isaak ist sicher nicht blutsverwandt, die Eltern sind nicht
aus ingezüchteten Linien.
Degenerationserscheinungen sind sehr selten; es gibt im ganzen
Volke nach der An g ab e der Leute und das ist glaubwürdig
fünf schwachsinnige oder allgemein geisteskranke Kinder; davon
ist eines in der sicher nicht ingezüchteten Familie de Klerk,
über die Familien zweier weiterer weiß ich nichts, und zwei sind
bei den v. Wyks, wo allerdings viel Inzucht herrscht, aber sie sind
nicht aus den stärkst ingezüchteten Linien. Und die Gesamtzahl
ist wohl nicht als hoch anzusehen. Au ch sonstige Störungen, die
man auf Degeneration zurückführen könnte, fehlen.
So darf man hier sagen, die ziemlich ausgedehnte Inzucht
hat bisher zu keinem schlechten Ergebnis geführt. Wenn das als
auffällig angesehen werden sollte, so ist als Erklärung darauf hinzuweisen,
daß die betreffenden Stämme in sehr ungünstigen,
schwierigen Verhältnissen, klimatischen und hygienischen, ausgehalten,
sich also als besonders kräftig und gesund erwiesen hatten
- die burischen und hottentottischen; daß diese starke Naturauslese
dauernd weiterging, so daß das Inzuchtsmaterial als gesund
und durchaus normal angesehen werden kann. Bei solchen ist
aber nach unseren Erfahrungen am Tier Inzucht nicht ungünstig,
sogar oft sehr erfolgreich. Ähnliche Resultate für den Menschen
fand P ö c h (1908) unter den Papua, beim Stamm der Monumbo
(Nordküste von Neu-Guinea), wo in Dorfschaften von 500 Seelen
meistens innerhalb der Gemeinde geheiratet wird, so daß vielfache
Inzucht besteht ^^irgendwelche schlechte Folgen konnte P ö c h
nicht feststellen. Sollte aber bei mehrfacher Inzucht auch an sich
normaler Individuen diese A r t Fortpflanzung an sich zu Schädigung
führen (es wäre nicht undenkbar, aber exakte Angaben schulden
uns die Zoologen noch), so dürften wir h i e r annehmen, wäre der
Eintritt jener Schädigung wohl dadurch verzögert, daß die Inzucht
nicht mit gewöhnlicher, sondern mit B a s ta rd k reu zu n g abwechselte,
daß also besonders v e r s c h ie d e n e s Blut sozusagen die Blutg
le ic h h e i t stark paralysierte. — Auch heute wird, sicher zum
Vorteil des Bastard Volkes, nicht selten neues Blut aufgenommen,
eine nicht ganz kleine Zahl unehelicher Kinder von Europäern
wachsen im Verbände der Bastards heran und werden ihr Blut
mit jenem mischen. So sind hier also die Inzuchtsverhältnisse
durch die Bastardierung wohl beeinflußt1).
1) E l l io t berichtet nach einer Notiz im Globus (Bd. XCII, S. 194), daß in der
westlichen Kapkolonie die Buren sehr stark in Inzucht leben und als Folge davon viele
Geisteskranke haben, Ziffern werden aber nicht angegeben;, das Ganze macht aber den
Die starke Inzucht zeigt sich in der besonders deutlichen
Ausprägung einzelner Familientypen. Die van W y k , die Engelbrech
t-Vries, auch manche Beukes haben bestimmte und charakteristische
Züge, so daß man gelegentlich in Rehoboth einem
Kind auf den K op f Zusagen kann, es müsse aus der betreffenden
Familie sein.
4. Das Endergebnis der Bastardierung.
A u s den vorhergehenden Abschnitten wird vor allem klar,
daß wir über die Vererbungsvorgänge, über die Physiologie, Biologie
der Bastarde zwischen menschlichen Rassen im ganzen noch
recht wenig wissen. So erscheint es etwas voreilig, über das
schließliche Endergebnis aller dieser verwickelten Erscheinungen
Prinzipielles aussagen zu wollen, doch sei— mindestens als Arbeitshypothese
— das hier noch zum Schluß. gestattet.
Die wichtigste Frage ist: kann aus dem Bastardierungsprozeß
allmählich eine n e u e R a s s e entstehen, können die beiden alten
verschwinden, d. h. in einer neuen aufgehen, die neue Merkmale
hat, die als selbständige Dauerrasse weiterlebt?
Mit aller Vorsicht können wir zunächst behaupten, der N a c h w
e is , daß solches tatsächlich irgendwo eintraf , ist bis jetzt nicht
erbracht worden! Wohl spricht man von Mischrassen, wohl beschreibt
man einzelne Gruppen als rassenmäßig in der Mitte stehend
zwischen zwei anderen und schließt aus dieser mittleren Ähnlichkeit
auf Herkunft von beiden, auf Mischung ■— aber ein Beweis
für die Richtigkeit solcher Behauptungen liegt nicht vor.
In vielen Fällen liegen tatsächlich nur — wie bei unseren
Bastards — die arithmetischen Mittel vieler ziffernmäßig ausdrück-
barer Merkmale in der Mitte, aber .alle beiden E x t r em e— , d. h.
Elternmerkmale •— sind ebenfalls reich vertreten — also ein Rassengemisch,
oder besser Rassenmerkmalegemisch, keine Mischrasse!
Und in anderen Fällen wissen wir über die Genese gar nichts, nehmen
nur Bastardierung auf Grund der typologischen Zwischenstellung
an , die natürlich ebensogut sonst bedingt sein kann, aus gemeinsamer
Stammesentwicklung aller drei betreffenden Gruppen od. dgl.
Also ein Beweis für das Bestehen einer wirklichen Bastardrasse ist
nicht erbracht. Die M ö g l i c h k e i t einer solchen kann nicht geleugnet
werden; man könnte auf entsprechendes im Tierreich hin weisen,
wo manche „konstante“ Haustierrassen durch Kreuzung gewonnen
sein sollen (?). Voraussetzung ist dabei intermediäre Vererbung,
mindestens für eine Anzahl wichtiger Merkmale.
Eindruck, als nehme riiän die Degeneration als sicher an, ohne sie wirklich untersucht
zu haben. Die Fruchtbarkeit ist sehr groß.