
3. Hab und Gut.
In der materiellen K u ltu r 1) kommt, begünstigt durch die
südafrikanische „Umwelt“, so manches altererbte Hottentottische
noch deutlich zum Vorschein, es ist wirklich interessant, dessen
Verquickung mit Holländischem zu verfolgen.
D i e B e h a u s u n g ist bei den Reicheren ein steinernes Haus,
bei den anderen eine Rundhütte. Die Behausungen stehen ganz
regellos, wie in Hottentottenwerften, während das Burendorf deutlich
ein Straßendorf ist. Das Haus ist offenbar das kaphollän-
dische. S c h o n k e n (1910) zeigt, wie aus einem durch Vereinfachung
entstandenen Typus (Typus III) durch noch weitere Streichung
von Räumen ein zweistubiges Haus wird, es hat einen
großen Raum, „Vorhuis“ genannt und die „Slaapkamer“. Diese
Form, sogar gelegentlich auch mehrere Slaapkamers, oft aber auch
beide Räume zu einem einzigen vereint, zeigt das Bastardhaus.
Es ist aus luftgetrockneten Ziegeln erbaut, einfach rechteckig. Das
Dach ist flach, leise nach hinten abfallend, besteht aus Schilf, der
über Balken (aus Dornbäumen) liegt und mit Lehm gedeckt ist.
Das ist ganz das Burenhaus alter Zeit und einsamer Gegend. Die
Tür liegt in der Mitte der vorderen Längsseite — hier wie dort _
rechts und links von ihr ein Fenster, oft solche auch noch hinten
oder an den Schmalseiten. Die Tür ist oft quer geteilt in die
obere, meist offen stehende (also als Fenster benützte) „bodeur“ und
die untere, „onnerdeur“, wie es S c h o n k e n vom K ap beschreibt
und wie man es ja auch bei uns trifft. Dagegen ist es nun wieder
rein hottentottische Überlieferung, daß sämtliche Hauseingänge
nach Osten schauen; wie mir ein alter, nach dem Grund dieser
Sitte gefragter Bastard sagte, damit man merke, wann die Sonne
aufgehe — die Anlehnung an die hottentottische Sitte ist nicht zum
Bewußtsein gekommen. Die Fenster sind heute bei vielen schon
mit Glas geschlossen, sonst mit Fellen oder Tüchern; oft haben sie
hölzerne Läden.
Die Wände waren bis jetzt roh, hatten nur den Lehmstrich,
jetzt sind sie (wie ich höre, aüf Veranlassung des neuen Amtmannes)
weiß getüncht. „Der gestampfte Lehmboden“ wird beim
einfacheren Buren „mit Kuhdünger gestrichen“, „Teppiche sind
selten ‘ ■ der Bastard stellt denselben Boden her, aber wie der
Hottentott in seinem Pontock belegt er ihn gern mit Fellen. (Hier
und da hat das auch der Bur übernommen.) Vor dem Haus wird
sehr oft eine ebenfalls aus festgestampftem Lehm hergestellte schmale
1) Die gesammelten Gegenstände schenkte ich der städtischen Sammlung für
Völkerkunde zu Freiburg i. B.
Plattform längs der Vorderseite des Hauses hergestellt; sie ist öfters
eine Stufe, gelegentlich auch mehr erhöht. Hier erhielt sich also
die alte holländische „Stoep“, eine kleine Terrasse mit Treppe, die
Fig. 13. Ansicht von Rehoboth. (Phot, von Herrn Kessler.)
man „nur noch vor einigen der allerältesten Häuser“ findet. Dort
ist sie mit Bänken ausgestattet, hier setzt sich der Bastard seinen
Stuhl darauf oder sitzt ohne solchen dort. S. F ig. 14.