
Fall ist und G lo g n e r s 1) diesbezüglichen Beobachtungen an Holländerinnen
in Java auf zu kleinem Material beruhen und nicht
verallgemeinert werden können.
Daß wir unsere Ansichten vom frühen Eintritt der Geschlechtsreife
bei tropenbewohnenden „Wilden“ gründlich revidieren müssen,
hat R e c h e (191 o) gezeigt, der für den Menstruationsbeginn bei
Matupimädchen das 17. Lebensjahr als Mittel angibt. Wenn ich
für die Bastards, wofür einiges spricht, erst das 15. annehme (statt
14.— 15.), so würde beinahe dieselbe Beziehung von Wachstum und
Menses resultieren (oder wenigstens starke Hinneigung dazu) —
wie sie R e c h e fand: „die Pubertät setzt in dem Momente ein,
wo das Größenwachstum aufhört“. (Man vergleiche nochmals die
Wachstumskurven.)
Über Geschlechtsreife des Mannes lassen sich keine Angaben
machen; über Bartwuchs wurde oben schon gehandelt. Ebenso
wissen wir nichts über den Beginn geschlechtlichen Verkehrs beider
Geschlechter. Geheiratet wird vom Mann sehr regelmäßig mit
25— 27 Jahren, von der Frau mit 20— 23 Jahren.
Um das sexuale Gebiet zu erledigen, sei hier noch beigefügt,
daß die Geburten sehr leicht gehen (Hilfen usw. s. unten „Ergologie“)
Quer- und überhaupt Falschlagen sind selten, ebenso Retention
der Nachgeburt. Über den Verlauf der Geburt konnte ich Einzelheiten
nicht erfahren, nur die eine Angabe, daß wenn der K op f
bei einer Wehe zum erstenmal sichtbar wird, die folgende dann
die Geburt vollenden soll, weshalb die Frau stark mitpressen muß.
S c h u l t z e , der den ganzen Geburtsverlauf bei Hottentottinnen
eingehend schildert, gibt genau denselben Zug für jene an. A lle
Frauen sollen stillen und zwar vom 3. T a g an, die ersten
2 T a g e wird das Kind bei einer anderen stillenden Frau angelegt,
„damit es. solange nicht verhungert“. A u ch das ist
nach S c h u l t z e — eine alte Namagewohnheit. — Im allgemeinen
stillt eine Frau 1 i/2 Jahre und ist sicher während dieser Zeit wenig
empfänglich, denn daß die Ehegatten während dieser ganzen Zeit
enthaltsam sind, ist nicht anzunehmen, aber meist sind 2jährige
Pausen zwischen den Geburten. Gelegentlich wird noch länger
gestillt, ich sah eine Mutter ein 2 Jahre 2 Monate altes Kind
säugen „weil es schwächlich“ sei. Sie selber war dabei — und
sie wies selbst darauf hin — -ziemlich stark abgemagert. S Das
Kind maltraitierte die Brust gewaltig, molk mit beiden Händen
ziehend und knetend; die Brust war ein schlapper, langer Beutel.
Die 2jährigen Pausen sind natürlich nur durchschnittlich; be1)
G lo g n e r , Uber den Eintritt der Menstruation bei Europäerinnen in den
Tropen. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. 1905, S. 337— 340.
sonders die letzten von vielen Geburten folgen sich oft rascher
(geringere Stillfähigkeit?), so fallen z. B. die Geburten der Frau
Ro sa Mouton, geb. v. W y k (Stammbaum i, Nr. 8) auf folgende
Jahre: 1890, 1893, 1895, 1897, 1898, 1900, 1901, 1902, 1904, 1905,
1906, 1907 — 12 Knaben! Ein anderes Mal sind die Geburtsjahre
1896,- 1899, 19o l i 1903, 1904, 1906. Die Gebärfähigkeit
bleibt offenbar lange bestehen —- S c h u l t z e erwähnt eine Hotten-
töttin, die mit 47 Jahren gebar — Geschwister sind oft im Alte r
weit auseinander, so z. B. 21, 16, 13, 11, 8, 6, 3, 1 Jahr alt oder
24, 22, 18, 15, 12, 9, 7, 3 Jahre alt. — Zwillingsgeburten sind
nicht häufig, nach der Meinung des Herrn Missionar kamen nur
vier solche vor in 8 Jahren.
Die Menopause soll nach An gab e der oben erwähnten Bastardfrau
mit 48 bis 50 Jahren eintreten; eine Frau, die ich behandelte,
war anfangs der 40er Jahre eben im beginnenden Klimakterium.
S c h u l t z e gibt für Hottentottenweiber keine bestimmten A n gaben,
sie sollen darin unseren Frauen gleich sein. (Ergrauen,
Haarverlust, Altersrunzeln usw. s. oben.)
Verhältnismäßig häufig scheint hohes Alte r erreicht zu werden;
noch leben eine ganze Anzahl Männer und Frauen, die schon als
Erwachsene und verheiratet vor 40 Jahren mit eingezogen sind,
also heute hohe Sechziger und Siebenziger sind; Sara Koopman
soll 82 Jahre alt sein und ihre Schwester 95! (Glaubwürdig!)
Die F r u c h t b a r k e i t ist eine sehr große, auffallend groß, das
steht fest, aber genaue Zahlenangaben zu machen, ist kaum möglich,
beim gänzlichen Mangel aller statistischen Vorarbeiten. Eine
Zählung aller gebärfähigen Frauen und aller Kinder ist sehr
schwierig, ich konnte diese Zahlen nicht feststellen. Dagegen
kenne ich 85 „Mütter“ persönlich und kann über deren Fruchtbarkeit
folgende Übersicht geben: Unter diesen leben (oder lebten)
44 in Ehen, deren Kinderproduktion mit größter Wahrscheinlichkeit
als normal abgeschlossen angesehen werden kann (vieljährige
Pause seit der letzten Geburt).
Diese 44 Ehen haben 339 Kinder einschließlich der gestorbenen;
das wären 7,4 Kinder pro Ehe. Dabei ist die Verteilung folgende:
Es sind
1 Ehe mit 15 Kindern 6 Ehen mit 7 Kindern
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