
(Nr. 4), dann 34°/o, also ein Drittel, braun (Nr. 5 und 6), weiter:
9°/0 haben Nr. 7, blond (Nr. 8 und 9) sind noch i4°/0, und je ein
Individuum hat die Nr. 10, 11, 14; also hellblondes Haar, mehrfach
mit einem deutlichen Stich ins rötliche. (Rotes Haar wurde
nie angetroffen.) Es findet also ein erhebliches Nachdunkeln statt,
das in Wirklichkeit noch stärker ist, als es der Vergleich der eben
angeführten Zahlen mit denen der Erwachsenen zunächst erscheinen
läßt. Denn unter den als „Kinder“ bezeichneten Individuen sind
solche bis zum 20. oder 18. (weiblich) Jahr, bei denen also das
Nachdunkeln schon stattgefunden hat! Wenn man nur Kinder
unter 11 Jahren nimmt (es sind 7 3), haben gerade ein Drittel die
Farben Nr. 7, 8 und mehr, also hellstes Braun und Blond, ein
zweites Drittel Nr. 5 und 6; die ganz hellen Farben sind fast alle
in dieser Kategorie; wirkliches Schwarz fehlt; das Nachdunkeln
ist also ein sehr starkes.' A b e r nicht alle dunkeln nach, es gibt
einzelne ein-, zwei- und dreijährige Kinder, die ein dunkel braunschwarzes
Haar (Nr. 4) haben.
Man kann aus diesen Beobachtungen über das Nachdunkeln
der Bastardkinder nun einige Schlüsse auf die Erscheinung des
Nachdunkeins als solche ziehen. Hottentottenkinder sind wie
Negerkinder von klein auf schwarzhaarig wie ihre Eltern. Es
ist geradezu auffällig, wenn man 4 — 10jährige Kinder in Rehoboth
zusammen spielen sieht; da. sind in solcher kleinen Bande -
alle halb oder ganz nackt, oder mit Hemden oder mit Hemd
und Hose bekleidet — in völligem Durcheinander Bastard-, Damara-
und Hottentottenkinder, fast alles Krausköpfe, alle in der Hautfarbe
einander ähnlich, hell- bis dunkelbraun abschattiert, die
Bastardkinder weder dadurch, noch durch die Physiognomien sich
heraushebend -rrf, aber ein greller Gegensatz: die Bastardkinder
fallen alle durch helleres Haar, viele durch blondes Haar, hellblonde
Krausköpfe, blonde „Pepperköppe“ auf! Man kann sich
keinen größeren Gegensatz denken. Das Nachdunkeln tritt also
nicht bei allen Menschen auf. Hottentotten und Neger (Damara,
Herero eigene Beobachtung) dunkeln nicht nach; Japaner
dunkeln ebenfalls nicht nach, wenigstens nicht so w ie . unsere
Kinder.
■ Wa s ist das nun für ein Vorgang, der zum „Nachdunkeln“
führt. Da kann man zunächst an ein sogenanntes Jugendkleid
denken. Der V o rg ang der Pigmentbildung ist ja beim Menschen
nicht intrauterin abgeschlossen, im Gegenteil. Man könnte nun
annehmen, so wie etwa beim Neger die Hautpigmentation in der
Hauptsache erst gleich nach der Geburt stattfindet, so könnte
auch die Haarpigmentation erst im Laufe der ersten Lebensjahre
sich vollenden. Das ist in der Ta t der Fall ^ aber ich möchte
das von dem bei uns zu beobachtenden „Nachdunkeln“ doch unterscheiden.
Daß das Haar des Kindes e tw a s geringer pigmentiert
ist, als das des Erwachsenen und dann in den ersten 2— 3 Jahren
e tw a s dunkler 'wird, scheint bei vielen Rassen vorzukommen;
so berichtet K o c h -G r ü n b e r g 1) von Indianerkindern mit rotbraunem
Haar, K . E. R a n k e 2) erwähnt, daß bei Indianerkindern die
Haarfarbe erst ein helleres Braun ist; hierher gehört wohl die E r scheinung,
daß reinrassige Blonde in der Jugend fast weiß, silberblond
sind. Solche Pigmentvermehrung ist also wohl ein einfacher
Entwicklungsvorgang. A b e r dem steht nun meiner Meinung nach
ein zweiter V org ang gegenüber, der freilich manchmal von jenem
gekreuzt ist, so daß sie sich decken und schwer isolierbar
werden, das eigentliche Nachdunkeln. Da nimmt die Haarfarbe
deutlich einen anderen Charakter an; aus richtigem Blond wird
Dunkelbraun; Farben, wie Haarfarbentafel (F is ch e r ) Nr. 14, 15,
ja 18 werden zu Nr. 5 und 4! — Und dieser V o rg an g setzt erst
in späteren Jahren ein; es ist schwer zu sagen, wann er anfängt,
da der Anfang in jene, ich möchte sagen allgemeine Pigmententwicklung
hineinfällt, er dauert aber weit über die Geschlechtsreife
hinaus, bis in die 20er Jahre hinein. Und nun die Hauptsache
— er betrifft nicht alle Menschen — er fehlt bei Mongolen,
Negern, Südeuropäern, Semiten, eigentlich Blonden ganz. In Zentraleuropa
findet er sich dagegen ausgeprägt; so sagt P f i t z n e r 8), „nur
etwa ein Viertel der Individuen behalten zeitlebens die Haarfarbe,
die sie in den beiden ersten Lebensjahren aufweisen, während bei
etwa drei Viertel die Haarfarbe sich von blond in brünett umwandelt“
. — Das kann doch kein gewöhnlicher physiologischer
V org ang sein, der ein Viertel der Individuen n ic h t trifft! Ich
möchte ihn als Folge der Rassemischung auffassen! —
Gerade bei der Beobachtung der Erscheinung an den Bastardkindern
neben den schwarzhaarigen reinen Hottentottenkindern
drängt sich förmlich der Gedanke auf, daß d ie E r s c h e in u n g d e s
N a c h d u n k e in s mit d e r B a s t a r d ie r u n g k a u s a l z u s am m e n h
ä n g t . U n d man w ird g e n e i g t se in a n zu n e hm e n , d a ß
ü b e r a l l , w o m e n s c h lic h e s H a a r n a c h d u n k e l t , R a s s e n k
r e u z u n g a n z u n e hm e n 4). Die Erfahrungen bei uns in Europa
1) Th. K o c h -G rü n b e r g , Zwei Jahre unter den Indianern. Berlin 1910. •
2) K . E. R a n k e , Anthr. Beobachtungen aus Zentralbrasilien. Abh. Kgl. Bayer.
Akad. d. Wiss. II. Kl. Bd. X X IV , Ab. 1. 1907.
3) Zeitschr. f. Morph, u. Anthr. III.
4) Ich stellte diese Hypothese schon in einer vorläufigen Mitteilung auf, Anthr.
Korrespbl. 1909, Bd. X L .
F i s c h e r , Bastards. °