
Daß wie die kapholländischen, so diese Häuser alle einstöckig
sind, bedarf kaum der besonderen Betonung; bei einzelnen kann
man durch eine Lucke von der Wohnung aus aufs flache Dach
steigen.
Im Innern haben einzelne neuere Häuser richtigen Herd mit
Abzug, sonst ist einfach eine Feuerstelle am Boden; in der ganzen
guten Jahreszeit hat man die Feuerstelle v o r dem Haus. Von
diesen vornehmen Häusern gibt es nun alle Übergänge zu den einfachsten
Hütten, primitive Holzgestelle mit lehmbeschmiertem Reisig,
geschlossen oder nur mit Tüchern behängt; aber mit viereckigem
Grundriß, also sozusagen europäischer Abkunft.
A b e r auch die hottentottische Rundhütte ist geblieben, also
jene Form, die aus rundgebogenen Stäben errichtet ist, über die
ursprünglich geflochtene Matten kamen. Das Mattenflechten scheint
ganz verlernt zu sein, als Ersatz dienen alte Reis- und Kaffeesäcke,
Segelplanen, Pferdedecken (Fig. 15); aber auch Stücke Blech (aus
Fig. 15. Ein Bastard-„Pontock“ .
Petroleum- oder Margarinetins usw.) oder Stücke Dachpappe usw.
werden zum Decken benützt, so daß nur noch Form und Gerüst
vom Hottentotten übrig is t1). A ls Mittelding zwischen Haus und
Rundhütte werden gelegentlich eine A r t Sonnenschutzhütten er1)
In Otjirabingue haben die Bastards sehr schöne gleichmäßig gearbeitete Rundhütten
aus Lehm. Sie sollen von den Hereros abgeschaut sein, sie sind ungleich viel
schöner als alle hottentottischen. Eine kleine Klapptür aus Holz, in hölzernem Rahmen,
schließt den Eingang, oft ist sie mit (gekauftem) Vorhängeschloß abgesperrt.
richtet, Pfähle in der Runde eingesteckt und mit flachem rundem
Dach bedeckt, das aus Reisern, Fellstücken usw. besteht, der Boden
wird gestampft, Wände fehlen; in solchen luftigen Gartenhäuschen
wird öfters gekocht oder Frauenarbeit verrichtet.
Endlich gehört noch zu jedem Haus ein kleiner „Dornkraal“,
d. h. ein Platz, der mit hoch aufgehäuften Dornzweigen rings umgeben
ist, so daß diese eine fast meterhohe Umzäunung bilden. Da
stehen ein paar Stück Kleinvieh oder ein Jungkalb drin. Die
Kraa l wand dient zum Wäschetrocknen.
Die I n n e n e in r i c h tu n g ist einfach. Daß ein Tisch in der
Mitte steht wie beim Buren, ist sehr selten; wenn überhaupt ein
solcher vorhanden, steht er an der Wand; er wird eben bei vielen
auch selten gebraucht, denn auch manche vornehme Bastards hocken
gerne am Feuer oder um den Topf herum zum Essen anstatt auf
Stühlen zu sitzen, und es war solchen gelegentlich merkbar sehr
peinlich, wenn ich sie bei solchem hottentottischen Gebahren überraschte,
sie versicherten, nur gerade zufällig heute hätten sie den
Tisch nicht herrichten können!
A n der Wand in einer E ck e steht die „K ate l“, der hölzerne
niedere fußlose Rahmen, der als Bettgestell dient; er ist mit rindsledernen
Riemen überflochten, auf denen dann Felle liegen. Der
Bur benützt genau dasselbe Bett. Ein Teil der Familienmitglieder
schläft einfach auf Fellen auf der Erde — wie es Hottentotten tun.
Außer der Ka tel findet man sehr oft ein paar Hocker, seltener
einen Stuhl, einige Truhen, d. h. Kisten mit Klappdeckel, wie sie
als „Vorkiste“ auf dem Wagen benützt werden, hier wie im Hause
zur Aufnahme von Kleidern, Geräten, auch Geld und Wertsachen
bestimmt. Dann finden sich an der Wand häufig Bretter als
R e g a l für Kaffeetassen oder dgl. oder kleine Wandnischen für
denselben Zweck, zum Teil sogar mit Kattunvorhängen verschlossen;
dann Nägel in der Wand oder eiserne oder hölzerne Haken zum
Aüfhängen von Kleidern, Geräten, Lederzeug (Sattelzeug) usw.
In ärmeren Hütten ist natürlich weniger, bei den reichsten
kommen importierte Möbel dazu, Stühle, Schränke, sogar ein Schreibtisch,
auch einmal eine europäische hölzerne oder eiserne Bettstelle.
Da hängen dann gerahmte Bilder, der Kaiser, Martin Luther oder
Bibelsprüche in Goldbuchstaben auf Pappe an der Wand oder aus
deutschen Zeitschriften ausgeschnittene farbige oder schwarze Bilder
sind an der Wand befestigt. Ja ich traf sogar ein paarmal eine
Wanduhr an! Solche Behausungen von reicheren Bastards stehen
dann einer Burenwohnung, ja mancher Bauernwohnung bei uns in
nichts nach.