
geschickt modellierte Tiere und Menschen, er weist besonders auf
die Natürlichkeit und Lebendigkeit dieser „ohne Reflexion, nur
aus lebendiger Anschauung heraus“ wiedergegebenen Kunstwerke
hin. Ganz dieselben verfertigen die Bastardknaben (Fig. 33, 34).
^8- 33- Tonfiguren von Bastardkindern.
Fig. 34., Tonfiguren von Bastardkindern,
I)a sieht man äußerst bezeichnend R o ß und Reiter, Schafe,
Hunde, Ochsen mit dem mächtigen Gehörn, dem starken Widerrist,
diese charakteristischen Bildungen sind sogar übertrieben, mit Vorliebe
auch ruhende Ochsen in 1 der charakteristischen Lage, Da
ist ein Wagen mit dem Fuhrmann und Ladung, die Räder beweglieh
eingesetzt, die Ochsen in kleine hölzerne Joche mit Bindfaden
eingbspannt. • Hier läßt sich nun eine.sehr interessante Erscheinung
beobachten. Der kleine Künstler mußte für seine Herde
wer weiß wie viele Ochsen herstellen, immer die gleichen Formen
— ob ihm nun der Modellierton oder die Geduld ausgegangen ist,
er beliebte ein abgekürztes Verfahren, er modellierte nur noch die
Köpfe, den Hals und den charakteristischen, wenn der Ochse mit
vorgebeugtem Kopfe zieht, an .einen Buckel gemahnenden Widerrist
— alles andere, also Rumpf und Glieder ging in einem nicht mehr
modellierten Zapfen aus; aus der lebenswahren Einzelfigur wird
ein Schema, ein Symbol, wo viele nebeneinander treten, genügt die
Andeutung, genügen einige Charakteristika, — die ersten Stufen
zum „Muster“, zum Ornament, vor allem, wenn es sich um zeichnerische
statt plastische Wiedergabe handelt.
Ähnliche Formen Spielzeug kommen übrigens weit verbreitet vor, aus
Hallstattzeitgräbern kennt man sie (z. B. Hoerne's, Natur- und Urgesch. d.
Menschen 1909, Bd. II; S. 235, Abb.), Fülleborn bildet aus Ostafrika-solche
ab. (Das deutsche Njassa- und Runumä-Gebiet. Deutsch Ost-Afrika, Bd. 9.
Berlin 1906, Tafel 72'.); Sehr; interessant ist, daß, genau dieselbe Schematisierung
des Ochsen und Darstellung nur durch den Kopf aus prähistorischer
Zeit erhalten ist, abgebildet auf Felswänden.. (Abb. bei So.phus Müller,
Urgesch. Europas und H ir th , Indogermanen, Bd. I, S. 353.)
Auch Karrikaturen werden modelliert, gerne auch sexuelle
Motive, so Figuren mit langem Phallus.
Eine Anzahl Fangspiele wird gemacht, z. B. das Wojfspiel,
bei dem einer Wolf, die anderen Menschen sind, die jenen zu
schießen, d. h. mit kleinen geworfenen Stöcken zu treffen suchen,
während er sie fressen, d. h. fangen will; die gefangenen sind
auch Wölfe, der letzte ist dann Wolf fürs nächste Spiel.
Wie nach S c h o n k e n ' s c h o n die Holländer am K ap kaum
Ballspiele kennen, so fand ich bei den Bastards keine .solche.
Über Finger- und Schnurspiele kann ich nichts berichten,
auch viel anderes wird es wohl noch geben.
Schon früh helfen die Kinder den Eltern, der Bub geht als
Tauleiter, d. h. er führt die Strippe, die am K o p f des vordersten
Ochsenpaares befestigt ist und leitet dieses an Hindernissen vorbei,
sie helfen, beim Bepacken der Wagen, bei allerhand häuslichen
Verrichtungen.
Über irgendwelches Mannbarkeitsfest oder Zeichen bei Mädchen
oder Jünglingen konnte ich nichts erfahren, auch keine Unterschiede
in Tracht usw. finden; die Kinderspiele hören eben allmählich auf
und die heranwachsenden jungen Leute halten sich mehr zu den
Erwachsenen. Es wird sein, wie bei uns auf dem Lande.