
ganz geringenteils die Stammesnamen, wie sie in den alten holländischen
Berichten aufgeschrieben sind, mit späteren und heutigen
Stammesnamen in Einklang zu bringen. A lle Stämme zogen hin und
her, wurden (vor allem durch die vordringenden Europäer) aus
ihren Sitzen verdrängt, großenteils zersprengt. Während der Hauptzeit
der sich bildenden Bastards waren die betreffenden Hottentotten
schon ohne feste Stammesorganisation, in kleineren Ansiedelungen
und Familienverbänden unter Missionseinfluß. Wir können
also nur sagen, es waren „koloniale“ Hottentotten (Chorachouqua,
Kochöqua und andere, die F r i t s c h (1872) aufzählt. — Einzelheiten
über alle diese Verhältnisse siehe dort.) — Erst später werden
auch eigentliche „Namen“ dazugekommen sein, und seit der
Niederlassung in Rehoboth natürlich nur solche, speziell solche aus
den Stämmen der „Roten Nation“ und der „Zwartboois“, nachher
auch wohl „Afrikander“ — eben die nächsten Nachbarn.
Endlich ist noch zu erwägen, ob seit der festen Stammesbildung,
also im Rehobother Gebiet, noch anderes Eingeborenenblut
in die Bastards einging.
Wie unten gezeigt werden wird, haben alle vermögenden
Bastards als Knechte, Viehhüter, Treiber nsw. „V o lk “ in ihren
Diensten, das sind Hottentotten uud vor allem Bergdamara, bekanntlich
(leider!) „Kaffern“ genannt. Diese verachtetste und ge-
knechtetste aller Eingeborenengruppen stand früher in Diensten
der Hottentotten, auch der Herero; die in den Rehobother Bergen
hausenden Trupps sind zum Teil seit lange in die Dienste der
Bastards getreten. Seit geraumer Zeit endlich sind auch eine kleine
Anzahl Herero in Diensten von Bastards. Mit all diesem „V o lk “
g in g der Bastard nur ausnahmsweise eine Ehe ein. Hier und da
kam das aber vor, stets so, daß ein zu den sozial unteren Schichten
gehörender Bastardmann eine Hottentottin nahm (z. B. Stammbaum
13), seltener auch ein Damara- oder Hereromädchen (ich
kenne keinen Fall). Wie gesagt, diese Fälle sind wohl recht selten.
Daß auch, aber wohl noch seltener, einmal die Nachkommen eines
Hottentottottenmannes und eines Bastardsmädchens als voll anerkannt
wurden, ist ebenfalls möglich. Eher kam auf unehelichem
W eg e wohl hier und da solches Eingeborenenblut ins Volk. Immerhin
hat der Rassestolz, der dem Bastard eigen ist, wohl im allgemeinen
die Mädchen und Frauen der Bastards davon abgehalten, sich
mit „Eingeborenen“ abzugeben (sie bevorzugten ihresgleichen oder
Europäer, und das uneheliche Kind des B a s t a r dm a n n e s folgte
wohl meist der „Eingeborenen“-Mutter, trat also nicht ins Bastardvolk
ein.
Dieses allgemeine Bild von der Herkunft der Familien kann
aber nun für eine größere Anzahl von Stämmen auch im Einzelnen
ausgemacht werden, was im folgenden an der Hand der 23 von
mir aufgestellten und im Anhang beigegebenen Stammbäume g e schehen
soll (alphabetisch).
Ich benutze dabei das oben erwähnte Register der alten
kapländischen Familien von V i l l i e r s (1893) und eine mir gütigst
vom Distriktschef Herrn Oberleutnant H ö ls c h e r zur Verfügung
gestellte Liste der heutigen Familien im folgenden kurz als „Familienliste“
bezeichnet. Diese enthält 1228 Seelen, also nicht ganz die
Hälfte der „Nation“, so daß die daraus genommenen Angaben
Minimalwerte sind.
Familie Benz
(s. Stammbaum Nr. 21).
Eine der kleinsten Familien,. die vielleicht allein in Gefahr
steht, auszusterben; der Begründer kam als Lehrer, unbekannt
woher, er soll Engländer gewesen sein und ein Bastardsmädchen
geheiratet haben. Sein jetzt hochbetagter Sohn lebt noch, dann
zwei Söhne und ein Enkel von diesem.
Familie B eu k e sL)
(s. Stammbaum Nr. 4).
Die Beukes sind wohl das am weitesten verzweigte Geschlecht.
Von 1705 an lebte die von „Bockhold“ stammende Burenfamilie
kopfreich im Bezirk von Stellenbosch. Um 1750 herum müssen
zwei Brüder (oder Vettern), deren einer Jan hieß, zwei • Bastardfamilien
begründet haben. Der eine Bruder (Name unbekannt)
scheint nur wenigen Familien Stammvater geworden zu sein, einige
weibliche Zweige gingen in die Familien Vries; Wohlstand ■ und
Ansehen ist hier nicht ganz so hoch wie beim anderen Stamm. • Von
einigen Familien läßt sich die Zugehörigkeit hierher nicht nach-
weisen. Der andere Stamm aber, die Nachkommen vom Buren
Jan Beukes, sind zu sehr reichen und vornehmen, kräftig blühenden
Familien geworden. Sie haben nicht selten wieder Beukes geheiratet,
dann Gatten aus den Geschlechtern van Wyk , Mouton,
Schaal, Diergaart, Vries geholt. In großer Zahl sind Kinder, die
4. und 5. Generation seit dem Buren Jan vorhanden. Die „Familienliste“
zählt 26 selbständige Haushaltungen auf mit 77 männlichen
und 79 weiblichen Individuen.
I) Ausgesprochen Böges und Bökes.