
heilsame Verfügung bestand, haben die Bastards große Mengen
Schnaps und andere geistigen Getränke verbraucht, viele waren
als Säufer zu bezeichnen und haben dadurch Hab und Gut verloren.
Auch jetzt trinken sie gerne. So wird reichlich genossen',
wenn einmal an hohen Festtagen oder Hochzeiten usw. seitens des
Amtes ein „Permit“ auf Bier oder Schnaps ausgestellt wird. Sonst
sucht der Bastard die Bestimmung zu umgehen und bezahlt etwaige
Pflichtvergessenheit eines weißen Verkäufers sehr gut. Während
meiner Anwesenheit wurden mehrere Weiße zu M. iooo und mehr
Geldstrafe verurteilt, weil sie Schnaps abgegeben hatten. Der
Distriktschef, der als Beisitzer bei Gericht fungierte, erzählte mir
nachher abends als schönen Gharakterzug, der Bastardmagistrat
habe ihm gesagt, er schäme sich, daß die Deutschen soviel Strafe
bezahlen müßten, denn die Bastards seien doch eigentlich schuld
daran, die jene zum Verkauf verleiteten - - am anderen T a g sah
ich ihn mit allen Mitteln der Beredsamkeit einen Kaufmann um
A b g ab e von Schnaps bitten! In Ermangelung des käuflichen Genusses
wird zur Selbstherstellung gegriffen. Gekochter Reis oder
auch Mais wird mit Zucker (und einigen eingemachten Früchten
- kalifornische Konserven — zur Geschmacks Verbesserung!) einige
Zeit zur Gärung aufgestellt und dieses „Bier“ dann getrunken.
Sehr stark ist es nicht, viel Schaden tut es gewiß auch nicht. Ein
Farmer behauptet *) sie brennen „aus Besisbeeren und anderem
Zeug1 .Schnaps und daß sie „dem Trunke hoffnungslos verfallen“
seien — ich konnte von beidem nichts feststellen.
Neben den Gebrauchsgegenständen wären dann noch einige
wenige Luxusartikel zu nennen. Bilder, Uhren wurden schon erwähnt.
A u f dem Wandbrett liegt das Gesangbuch,_oft die Bibel
(beides in holländischer Sprache). Einzelne haben ein paar besonders
schöne Tassen aufgestellt, dann gelegentlich eine bunte Porzellanschüssel,
eine Schachtel oder dergleichen. Eine alte Bastardfrau stellt
sehr hübsche Körbchen her, die aüs Stachelschweinstacheln geflochten
sind, nachdem man diese Stacheln durch W ässern und Klopfen weich
gemacht hat (Fig. 31). Es ist 9 cm im Durchmesser, 5 Cm hoch;
das hübsche Muster ergibt sich durch die schwarz-weiße Färbung
der Stacheln Von selber. Von selbstgeübter Kunstbetätigung ist
kaum etwas zu melden, von den paar Schnitzereien an Stühlen
und Stockgriffen abgesehen. Gelegentlich findet man leichte V e r zierungen
eingeschnitten an Peitschenstiel, oder Zugjoch oder am
Rand eines Wandbrettes, — Musikinstrumente sind hier auch noch
zu nennen, sie werden alle gekauft, nach der etwaigen Häufigkeit
1) Frankfurter Zeitung 1910, Nr. 123.
sind es Mundharmonika, Pikoloflöte, Ziehharmonika, Akkordzither,
Guitarre, auch eine Trompete soll es geben.
Endlich muß noch ein Blick auf das Geräte außer dem Haus
geworfen werden. D e r W a g e n , natürlich nur im Besitz der
Reichen, ist der typische südafrikanische Burenwagen, so daß er
hier nicht beschrieben zu werden braucht. Au ch das Geschirr für
die Zugtiere und das Zaun- und Sattelzeug sind einfach vom
Buren übernommen. Die mächtigen „Joche“ zimmert sich gelegentlich
ein Bastard
selber, meist werden
sie gekauft,
dagegen wird bei
Abnützung oder
Verlust ein
„Scheit“, d. h. die
kleinen Hölzer, die
rechts und links
vom K op f des
Ochsen herabragen,
selber neu
hergestellt. Zum Fig. 31. Körbchen aus Stachelschweinborsten.
Zug dient stets
eine eiserne Kette, die im „Kran“ (Ring) des Joches befestigt ist.
Die Lederriemen zum Befestigen der Joche am Ochsengehörn schneidet
(und flickt eventuell) der Mann selber, ebenso die lange Peitschenschnur
(Leder), der 2— 3 m lange Stock ist bei Vornehmen importierter
Bambus, sonst einheimisches Holz. Die Fertigkeit im Regieren
dieser Peitsche ist eine kolossale; ich sah meinen Kutscher einmal
mit..deuPeitsche auf etwa 10 Schritte Entfernung an der Straße,
sitzende Vögel totfitzen, er erlegte auf diese Weise etwa 1 Dutzend,
die er dann zum Frühstück mit seinem Reis kochte. — Am Pferdegeschirr
wird gerne etwas farbiges angebracht, eine farbiggesäumte
Satteldecke oder farbig unterlegtes Kopfzeug.
Selbstverständlich sind auch alle Acker- und Gartengeräte
und alles Handwerkzeug deutsche Ware, Beil, Schaufel, Hacke,
Hammer, Säge, Messer, Nägel, Schrauben; ebenso Gewehre, Jagdflinten
usw.
4 . S i t t e u n d B r a u c h .
Viel mehr als in der materiellen Kultur zeigt sich in der
geistigen, daß Kulturgut von beiden Seiten zusämmengefiossen
und zum Teil verschmolzen ist. Dort übten Einflüsse, die nicht
zur Bastardierung gehören, einen übermächtigen Einfluß aus: