
plätze und mitten zwischen beiden lag das Bastardland. Welche
Bedeutung dadurch die Stellung der Bastards hatte, zumal sie über
europäisch ausgebildete gut berittene und gut bewaffnete Mannschaft
verfügten, ist selbstverständlich und war der deutschen R e gierung,
aber ebenso beiden Feinden, Samuel Maharero und
Hendrik Witbooi, und sicher auch den Bastards selber klar vor Augen.
Wir müssen es dem Bastardvolk hoch anschlagen, daß es in dieser
kritischen Zeit treu zu uns stand. Maharero sandte am n . Januar
1904 einen Brief an den Bastardkapitän und forderte ihn dringend
zum Anschluß auf, stellte ihm vor, wie die Deutschen das Land
nehmen und wie jetzt der Augenblick sei, die alte Freiheit zurück-
zügewinnen. van W y k gab den Brief an seinen Distriktschef ab,
— wie L e u tw e in (190t) sagt, „sie dachten nicht daran, sich dem
Aufstand arizuschließeri“. Nun ich selber möchte doch dazufügen,
so ganz ohne innere Zweifel ist es nicht abgegangen. Ich erfuhr
von alten Bastards (die, wie ich wohl sagen darf, einiges Zutrauen
zu mir, dem „Doktor“, gefaßt haben), daß eine starke Partei da war,
die gerne losgeschlagen hätten: es waren die ärmeren, die untere
soziale Schicht (s. u:), die Schulden hatten, mit der Sperrung
von Branntwein unzufrieden waren und nichts zu verlieren
hatten. Man hielt sogar Beratungen und Debatten ab, wohl
nicht offiziell, aber es regte doch die Köpfe mächtig auf. Der
Kapitän, die Ratsleute, alle vornehmeren Familien, wahrscheinlich
auch alle, die schon unter deutschen Fahnen gedient hatten, hielten
fest zur deutschen Sache. Hier kam eben neben ethischen Motiven,
Anhänglichkeit, die ich ihnen sicher zutraue —- das bessere
Wissen und die Einsicht in Betracht, die diese von der deutschen
Macht hatten. Immerhin war die Entscheidung etwas zweifelhaft;
Dirk v. W y k warnte einen benachbarten Farmer und benachrichtigte
ihn, es gehe wahrscheinlich lös! Da machte im
glücklichen Augenblick auf die Schwankenden einen ganz g e waltigen
und mitbestimmenden Eindruck die Ankunft der K ompanie
F r a n k e ; man kannte die Entfernung von Gibeon — daß
diese Strecke in etwa 4 Tagen und in dieser Verfassung zurückge
legt wurde, das gab auch den Blödesten einen Begriff vom
Wollen und Können deutscher Offiziere und Soldaten! Das wurde
mir von mehreren Männern ausdrücklich versichert und lebhaft erzählt!
Damit war also die Bastardmacht unser — als dann später
noch Witböois eindringlicher Brief" kam und aufs dringenste zum
Anschluß aufforderte jetzt War ja, wenn die Hottentotten nun
auch noch losschlugen, die Gefahr für uns noch viel größer ¿*2 da
war die Sache längst entschieden, jetzt wurde ohne jedes B e denken
der Brief an die deutsche Regierung abgeliefert. — '
A lle Teilnehmer des Herero-Feldzüges sind des Lobes voll
über die Bastardtruppe; General v o n T r o th a hat vor den Kämpfen
am Waterberg die Bastards dadurch ausgezeichnet, daß er sie (und
die Witboois) in der vordersten Front beließ, alle anderen Hilfsvölker
mußten in die zweite Staffel zurück.
E s waren 90 Mann, die für uns fochten, sie hatten „356 mal
hintereinander biwackiert, 12 Gefechte mitgemacht, 42 Patrouillen
— fast immer unter Hauptmann B ö t t l in — gegen den Feind g e ritten!
Sicher eine hervorragende Leistung! 6 Bastards waren
im Gefecht gefallen, 5 an Krankheiten gestorben, 7 wurden verwundet.
Ein immerhin erheblicher Prozentsatz und ein Zeichen,
wie tatkräftig sich die Nation auf unsere Seite gestellt hatte. Ein
Drittel der Abteilung war wegen Tapferkeit vor dem Feinde dekoriert
worden“. ^ 9 Mit diesen Sätzen fast B a y e r (1907) sein g e wiß
unbestrittenes Urteil zusammen über die kriegerischen Leistungen
der Bastards.
Seitdem war ja glücklicherweise Ruhe in Land, Jahre friedlicher
Entwicklung. Wenn es auch zu bedauern ist, daß ein V ersuch,
die neuere Geschichte der Bastards und ihr staatsrechtliches
Verhältnis zum Deutschen Reiche zu schildern, fast zu einer
Kriegsgeschichte wird, so zeigt er doch, wie ehrlich und treu der
Bastardstamm seine aus dem Schutz- und Trutzvertrag folgenden
Pflichten erfüllt hat — wir dürfen uns für die Zukunft getrost auf
dieses V o lk verlassen. Vergolten wurde ihm sein Verhalten seitens
des Deutschen Reiches durch die mächtige Förderung, die e s
w i r t s c h a f t l i c h e r f a h r e n und durch die Hilfe des deutschen
Gouvernements bei seinem in n e r e n s t a a t l i c h e n A u f b a u .
Damit kann eine Betrachtung der „Geschichte“ des Bastardvolkes
schließen; die jetzige innere Organisation, die heutige wirtschaftliche
Lage, die gesamte Kultur sollen unten noch eingehend g e schildert
werden; dagegen mögen hier noch einige Angaben folgen
über Herkunft und Geschichte einzelner F a m i l i e n innerhalb des
ganzen Volkes.
5. Geschichte der einzelnen Familien.
Daß die Anfäng e des Rehobother Bastardvolkes in der Kap-
kolonie lagen, daß dort die Familien aus Burenmännern, und
Hottentottenfrauen entstanden, wurde oben ausführlich dargelegt
(S. 15). A b e r man kann über die Zusammensetzung des Volkes
einiges mehr bringen, Etwa 30 Familien (die S. 29 aufgezählt
sind), zogen in Rehoboth ein. Ab e r das waren schon Bastards,
ihre Frauen und Mütter stammen also natürlich nicht nur von