
Schaft zog der Hottentottenhäuptling Willem Zwartbooi mit seinem
Volk vom Fischflußtal, wo sie bis dahin lagen, an die heißen Quellen,
am i i . Mai 1845 gründete Missionar K le in schmid t Rehoboth und eine
christliche Namagemeinde. Hier war nun lange Zeit der Hauptsitz der
Zwartboois, K lein schmid t erbaute eine Kirche, seine Gemeinde blühte.
Aber Trockenjahre mit Hungersnot, vor allem jedoch zahllose Kämpfe
mit anderen Namastämmen und mit den Herero brachte sie zurück; nach
neuerlichem Aufblühen — 1857 wurde eine neue kleine Kirche ’ eingeweiht
— brachten vermehrte Kämpfe den Untergang. Zwartbooi wollte
sich 1864 mit seinem Volk vor Jan Jonker Afrikaaner und seinen Verbündeten
in Sicherheit bringen und verließ mit Hab und Gut und allem
Volk samt dem Missionar Rehoboth. Wenige Tagereisen weit davon, im
Bett der Kuisib, wurde der Zug von den Feinden überfallen, viele getötet,
alles zersprengt, Missionar K leinschmidt konnte sich mit Mühe retten und
starb bald darauf.
Nun blieb Rehoboth herrenlos und leer und zerfiel. —
Sechs Jahre später, 1870, zogen die Bastards ein, wie nachher ausführlich
zu berichten sein wird J— gründeten den' Platz aufs neue, und
von da an blühte es wieder auf bis heute.
R e h o b o t h besteht aus etwa 80— 90 zerstreut liegenden
Häusern, die sich um die prächtige 1908 eingeweihte neue Kirche
scharen, deren Turm und weiße Kalkwände weithin leuchten
(Fig. 2). Sie wurde 1907— 09 von Missionar B l e c h e r aus frei-
Fig. 2. Die neue Kirche in Rehoboth.
willigen Beiträgen der Bastardbevölkerung erbaut (s. IV. Teil). Daneben
nimmt sich das neue Missionshaus stattlich aus.
Nahe dabei steht noch die alte Kirche, aus Trockenziegeln
kunstlos erbaut, daneben das alte Missionshaus.
Allenthalben zwischen den Häusern spenden mächtige alte
Kameldörnbäume Schatten über den tiefen Sand, aus dem der
Untergrund besteht, außer den felsigen Stellen, die mitten durchziehen,
den Spendern des Quellwassers. Die Hauptquelle ist gefaßt
zu einem richtigen Brunnen. Im Westen, am Hang der A u s läufer
des Gebirges, steht als schmucker wenn auch nicht gerade
großer Bau aus roten Ziegeln das Distriktsamt, die Bureaus, in
Nebengebäuden Dienstwohnungen, Magazin usw. enthaltend, das
Wohnhaus des Distriktschefs, ein einfaches Backsteinhaus, ist nicht
weit davon, sauber gehalten, mit Steinlagerung eingefaßte W eg e
verbinden diese „Amtsgebäude“, führen weiter zur Wohnung des
„K . Bezirkstierarztes“. — T ageg en findet sich das Postamt noch
in einem einfachen „Bastardhaus“ untergebracht (aus nur an der
Sonne getrockneten Ziegeln erstellt1)). Weiter fallen durch ihren
soliden Bau eine kleine Anzahl schmucker Häuser von deutschen
Kaufleuten auf; da ist der Laden von Mertens & Sichel, der von
Henkert. Dann hat Rehoboth zwei „Gasthöfe“, beide führen neben
Gastzimmer, Schenkstube usw. natürlich auch einen Verkaufsladen;
endlich das etwas ältere und einfachere Gebäude der „Damara-
und Namaqua-Handelsgesellschaft“ und weiter abseits ein paar
einfache, aus getrockneten Ziegeln hergestellte Häuser, deutschen
Händlern gehörig.
Dies Bild vervollständigen dann die zahlreichen Bastardhäuser,
ebenfalls im lichten Graugelb der luftgetrockneten Ziegel; allenthalben
liegen sie da in behaglicher Sonne, bald klein, bald groß,
einzelne neuere ganz europäisch mit guten Fenstern, doch soll dies
einzelne später zusammen mit der gesamten Bastardkultur abgehandelt
werden (s. IV. Teil). Zu diesen Häusern kommen dann, besonders
gegen den Fluß zu, etwa 100 Pontocks, also die bekannten
Rundhütten, aber statt mit Lehm sehr kunstlos mit alten Säcken,
Stücken Blech usw. gedeckt. Abwärts von der Quelle ist der
Missionsgarten, von seinen Palmen hoch überragt, weiter ab ein
paar „Bastardgärten“ und noch weiter draußen der stille Platz der
Toten hinter seiner niederen Steinmauer. —
Das ist Rehoboth — bald wird wohl das Bild sich stark
verändern, da inzwischen die fauchende Lokomotive durchs Land
eilt! — :
Von unvergleichlich geringerer Bedeutung, neben Rehoboth
eigentlich verschwindend, sind die anderen Bastardorte, da wären
Schlip zu nennen, in Süden des Landes gelegen, dann weiter
westlich am Kamrivier A u b (Tampbells-Aub) und am W e g gegen
Hoornkrans zu Kubes (Kobus), alles kleinere Plätze; weiter kämen
einzelne Siedelungen von Weißen oder Bastards in Betracht, die
an Wasserstellen oder Wegkreuzungen liegen, so Awasap und
1); Inzwischen (1910) ist unterhalb des Distriktsamtes ein neues Postamt er-
stellt worden.