
nisiert, die Bastards bezahlen 80-— 100 Mark jährlich tür die S ehlis
kasse. Es sind gegen 30° Kinder, die den Unterricht besuchen.
£>ie lernen lesen, schreiben, rechnen, Heimatkunde und vor allem
auch Deutsch. Die ganze Jugend kann ganz gut deutsch- verstehen
und einigermaßen deutsch sprechen. Die Kinder der
„Besseren“ haben eine ganz gute Volksschulbildung — die ärmeren,
die auch nicht regelmäßig kommen, sind Sorgenkinder ihrer
Lehrer. Daß auch in allerlei Handfertigkeit Unterricht und
A n re gun g gegeben wird, daß die An fäng e des Handwerkes der
Mission zu danken sind, wurde schon erwähnt.
Die Bürgerschaft endlich, das Bastard v o lk also bedarf zürn
Schluß auch noch einer kurzen Betrachtung1)..
Man kann deutlich eine s o z i a l e S c h i c h t u n g erkennen. Es
ist eine sozial obere und eine untere Schicht vorhanden, : Ob
schon unter den holländischen Geschlechtern und in den allerersten
Zeiten die van Wyk s, die Moutons, die Beukes, die Koopmans, die
Diergaarts und einige andere angesehener und vornehmer waren
als etwa die V ries und Engelbrechts und Orlams und V re ys und
andere, konnte ich nicht feststellen. Heute nennen sich die erstgenannten
Familien dief^guten“, die" „alten“.. Sie sind fast alle
wohlhabend, haben gute Häuser in Rehoboth, manche sind sehr
reich. Es gibt aber auch ärmere und weniger angesehene Zweige
in diesen selben Familien.' E s ist nicht Zufall, sondern hängt
kausal zusammen, daß diese Familien auch europäischer aussehen.
Wenn sie schon früher angesehener waren, haben Europäer
mit Vorliebe Mädchen aus ihren Kreisen geheiratet, damit kam
mehr europäisches Blut zu ihnen als zu den anderen; damit erbten
sie aber auch mehr Energie, Voraussicht, Tüchtigkeit, es ist deutlich
zu sehen, wie sie die betriebsameren, die erfolgreicheren sind
und wie damit ihr Reichtum wächst. Und eben dadurch bekommen
sie leichter abermals reine Europäerabkömmlinge in ihre
Reihen. A ll diese Familien sind auch unter sich vielfach verschwägert,
sie bilden eine zusammenhängende Gruppe, eine Partei,
eine Koterie. Es würde nie ein Mann aus den unteren Schichten
ein Mädchen aus diesen Familien heimführen können. Sie besetzen
die Ratsstellen, sie geben in der Gemeinde den Ton an. : Auch
eine Anzahl ärmerer, arm gebliebener oder gewordener, aber auf
1) Oben S. 14 wurde die Kopfzahl der Bastards nach Schätzungen (Distrikis-
amt) auf 2500— 3000 angegeben. Nach mir seitens des K . Gouvernements gütigst gemachter
Mitteilung -ergab eine Zählung der Bastards, im Bezirk Rehoboth am 1. Januar
*9 ,2 : 75^ Männer, 741 Frauen,, 953 Kinder, das sind 2450 Köpfe. Man darf wqhl
annehmen, daß die Vermehrung des Volkes seit der Einwanderung größer war, daß aber
dauernd auch Abwanderung stattfindet, Bastards, die in Dienste von Weißen gehen.
reine, d. h. stärker europäische Abstammung, stolze Familien
halten zu ihnen, einzelne andere, wie z. B. die Gertzes, werden
durch den Einfluß der Mission, zu der sie jetzt in der 3. Generation
in engem Gehilfen Verhältnis stehen, sozial gehoben und
jenen Kreisen, die ihnen sonst verschlössen wären, nahegerückt.
Mission und Regierung stehen auf Seiten dieser Gruppe, nehmen
Rücksicht - auf sie. Man sieht, man kann die Verhältnisse ganz
gut mit den entsprechenden in unseren früheren Städten oder
Stadtstaaten vergleichen! Die andere Schichte umfaßt alle Ärmeren,
Besitzlosen. Da sind die vielen, die in den ärmlichen Pontocks in
den Außenbezirken von Rehoboth hausen, Familien, die gelegent-.
lieh reine Hottentottinnen wieder aufgenommen haben, viele, die
ihren -Stammbaum nicht kennen, keine mit großem Besitz. Das
ist die Partei, die eher zu Unruhen neigt, die über Unrecht (und
manchmal mit Grund) klagt. Sie haben nichts zu verlieren, sie
haben zugleich — deutlich ihrer rassenmäßigen Zusammensetzung
nach — weniger Urteilsfähigkeit und Voraussicht, sie waren die
Partei, die sich 1904 ganz gerne den Kriegsführenden gegen uns
angeschlossen hätten.
Daß die beiden Schichten einander nicht gerade freundlich
gegenübersteheh, ist klar, zu wirklichen Reibereien scheint es aber
bisher noch nicht gekommen zu sein. Die Vornehmen nennen die
anderen mit dem als Schimpfwort auf gefaßten Worte Half Naaiki.
Herrn Kaufmann Hü l smann verdanke ich folgende Erklärung: ki
ist Diminutivform für -je oder -tji; „naaien“ ist „nähen“, also nur
halb genäht, halb echt. A b e r naaien ist auch in der Bedeutung
cöitieren im Gebrauch, weshalb eine Bastardfrau das Wort überhaupt
nie anwendet; sie wird stets ihre Kleider „werken“ mit Nadel
und' Faden, nicht „naaien“. " Damit gewinnt jenes Wort also die
Bedeutung nur halb echt gezeugt.
Daß die Bildung dieser beiden Gruppen auch für uns Deutsche
eine Bedeutung haben muß, ist klar, sie sind entschieden ungleich
bildungsfähig und erziehbar, ungleich zuverlässig, ungleich zu behandeln.
Hier darf dann vielleicht noch einmal -auf die Wehrpflicht
und die Wehrmacht h ingewiesen werden. Der Vertrag (s. oben)
wird dauernd gehandhabt, jährlich dient die betreffende Mannschaft.
Das Urteil der militärischen Instanzen — ausbilderide und
Prüfung abnehmende Offiziere — ist einheitlich ein s e h r günstiges
auf Einzelheiten kann hier natürlich nicht eingegangen werden
(S. übrigens oben im- Historischen Teil).-